Grevenbroich Kraftwerke sind keine Regenmacher

Grevenbroich · Fulminante Dampfschwaden oder sogenannte Dampfsäulen rund um Kraftwerke sind kein Grund zur Sorge. "Das sind schlicht Haufenwolken, die sich nicht so schnell verflüchtigen", gibt Guido Steffen von RWE Power Entwarnung.

 Blick von der Grubenrandstraße in Jüchen auf die Braunkohlekraftwerke von RWE Power mit der typischen Wolkenbildung.

Blick von der Grubenrandstraße in Jüchen auf die Braunkohlekraftwerke von RWE Power mit der typischen Wolkenbildung.

Foto: G. Tillmanns

Ein imposantes Bild bietet sich häufig am Horizont: Vor blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein schraubten sich mächtige weiße Wasserdampfsäulen empor. Ausgangspunkt sind die Braunkohlekraftwerke. Entgegen anders lautender Behauptungen aber haben diese Wolken keinen bemerkenswerten Einfluss aufs lokale Wetter, wie es jüngst Bürger wieder befürchtet hatten. Denn was am Kraftwerk ständig Dampf abgibt, kommt aus den Kühltürmen. "Das sind schlicht Haufenwolken, die sich nicht so schnell verflüchtigen", sagt Guido Steffen, Sprecher bei RWE-Power.

Er liefert die Wetterfrosch-Expertise gleich mit: Ist strahlend schönes Wetter und die Atmosphäre entsprechend trocken, kann sie viel Feuchtigkeit absorbieren, "so dass sich die Wölkchen schnell verflüchtigen". Je nach Wetterlage und Außentemperaturen kondensiert der Dampf also und wird um so "imposanter sichtbar", je mehr Tiefdruckgebiete dem Himmel ohnehin massive Regenwolken bescheren und er entsprechend wenig aufnahmefähig für die zusätzlichen Dampfschwaden ist.

"Im Moment zum Beispiel haben wir nicht mehr die Temperaturen des Sommers, durch die Dampfschwaden des Kraftwerks zusammen mit ohnehin sichtbaren Schlechtwetterwolken kann das schon mal eine Waschküche werden", führt der RWE-Sprecher aus. Jenseits der dunkelweiß-gräulichen Optik aber hätten die Dampfwolken "keinen wetterbestimmenden Einfluss" auf lokale Regen-Begebenheiten.

Ein weiteres oft gehörtes Vorurteil sei, die Dampfschwadenbildung würde als enge Wolkendecke eine Verschattung verursachen, unter der die Ackerfrüchte litten. "Untersuchungen, auch im Kontext von Genehmigungsverfahren ergaben, dass kein konkreter Zusammenhang nachgewiesen werden kann", zitiert Guido Steffen entsprechende Berichte. Studien des Fraunhofer ISE belegten, dass vor allem Kartoffeln und Salat bei geringerer Sonneneinstrahlung sogar besser wüchsen, als wenn sie der Sonne voll ausgesetzt seien. Abgesehen davon hätten auf das Wachstum von Getreide, Zuckerrüben, Mais und Co. "sehr viele Parameter ihren Einfluss". Es beginne mit der sogenannten Bodenchemie, also welche organischen Substanzen und Nährelemente enthalten seien, führe über die Bodenphysik mit Bodenstruktur, Wasser-, Luft- und Wärmehaushalt zur Bodenfauna und ende mit dem Wetter als bestimmenden Moment im Reifungsprozess.

Bleibt der sogenannte Industrieschnee: Dieses Phänomen entstehe in kalten Monaten, etwa von Ende November bis Februar, während einer stabilen Hochdruckwetterlage und Emission. "Bodennah kann sich bei windschwachen Verhältnissen dann eine neblig-trübe und kalte Luftmasse bilden oder erhalten bleiben", sagt Steffen. Dieser Schnee sei körniger als Naturschnee.

(von)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort