Grevenbroich Krötensterben: BUND macht im Rathaus Druck

Grevenbroich · Tierfreunde retteten hunderte von Kröten vor dem Überfahren. Ihr Vorwurf: Die Stadt hat die Tribünenweg-Sperrung zu früh aufgehoben.

 Ein Krötenschutzzaun, wie es ihn an der Kreisstraße 10 gibt, könnte nach Meinung des BUND eine Lösung auch für den Tribünenweg sein.

Ein Krötenschutzzaun, wie es ihn an der Kreisstraße 10 gibt, könnte nach Meinung des BUND eine Lösung auch für den Tribünenweg sein.

Foto: ola/jaz

Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) wirft der Stadt eine Fehleinschätzung vor. Sie habe die Amphibienwanderung für beendet erklärt und die Absperrbaken am Tribünenweg viel zu früh geräumt. "Das hatte Folgen", sagt Rolf Behrens vom BUND-Landesverband. Vier Nächte lang rettete er mit einer handvoll Mitstreitern einige hundert Kröten vor dem Überfahren. Für viele Tiere kam jedoch jede Rettung zu spät. Was Behrens ärgert: "Obwohl wir die Stadt mehrfach auf die massiv wandernden Amphibien aufmerksam gemacht haben, hat sie nicht reagiert."

 Ein Krötenschutzzaun, wie es ihn an der Kreisstraße 10 gibt, könnte nach Meinung des BUND eine Lösung auch für den Tribünenweg sein.

Ein Krötenschutzzaun, wie es ihn an der Kreisstraße 10 gibt, könnte nach Meinung des BUND eine Lösung auch für den Tribünenweg sein.

Foto: ola/jaz

Der Tribünenweg durchschneidet eines der wichtigsten Kröten-Biotope der Stadt. In jedem Frühjahr wandern unzählige Tiere vom Wald über die Straße zu den ehemaligen Klärteichen der Zuckerfabrik; dort legen sie ihren Laich ab. "Wegen des dreiwöchigen Wintereinbruchs im März ist die Wanderung unterbrochen worden. Bei den jetzt ansteigenden Temperaturen legen die Tiere aber in Massen wieder los", schildert Thomas Erkes vom BUND.

Gewandert wird sogar in zwei Richtungen: Während die einen zum Laichgewässer drängen, zieht es die anderen wieder zurück in ihren Lebensraum. Und mittendrin liegt der häufig befahrene Tribünenweg — der seit der vergangenen Woche nicht mehr gesperrt ist.

"Einige wenige Amphibienschützer haben die Sachlage zum Glück rasch erkannt", erklärt Thomas Erkes: "In mehreren nächtlichen Einsätzen haben wir versucht, größeren Schaden abzuwenden." Seit Donnerstag sind die BUND-Mitglieder täglich vom Beginn der Dämmerung bis weit nach Mitternacht aktiv, um Kröten über die Straße zu bringen. Unterstützt wurden sie dabei von der Polizei, die einen Streifenwagen quer über die Fahrbahn setze. "Leider waren die Beamten nicht befugt, die Straße mit Baken zu sperren", bedauert Rolf Behrens. Diese Aufgabe liege in der Hoheit der Stadt, die aber keine Notwendigkeit dafür gesehen habe. Behrens beschwerte sich bei den Behörden bis rauf zum Landesumweltamt — mit Erfolg.

"Der Tribünenweg wird ab sofort in Absprache mit der Unteren Landschaftsbehörde wieder täglich von 19 bis 7 Uhr gesperrt", erklärte Norbert Wolf gestern auf Anfrage der NGZ. Einen Fehler will sich der städtische Umweltbeauftragte aber nicht vorwerfen lassen. "Das Gros der Tiere ist durch. Das Aufheben der Sperrung war daher gerechtfertigt." Vor dieser, mit dem Kreis abgestimmten Maßnahme habe die Stadt zwischen dem Artenschutz und dem Interesse der Verkehrsteilnehmer abgewogen. "Wir können am Tribünenweg keinen Individualtierschutz leisten. Es wäre unverhältnismäßig gewesen, die Straße noch länger zu sperren", so Wolf.

Um Rettungseinsätze wie in den vergangenen Tagen künftig zu vermeiden, schlägt der Bund für Umwelt und Naturschutz einen Krötenzaun entlang des Tribünenwegs vor, so wie es ihn an der Kreisstraße 10 gibt. "Damit wäre das Problem ein für alle Mal beendet", meint Rolf Behrens. Das wäre auch eine Lösung im Sinne der Autofahrer.

(NGZ)
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