Hilden Botschafterin des Jazz zu Gast beim Kunst-Café

Hilden · Das Leben beschreibt zuweilen seltsame Wege. So auch bei Dr. Barbara Steingießer. Ihr Weg begann damit, dass ihr Vater - ein Architekt - beim Zeichnen seiner Entwürfe stets Benny-Goodman-Schallplatten hörte. So wurde bereits die kleine Barbara mit dem Jazz-Virus infiziert. "Ich habe als Kind schon gesagt, dass ich selbst gerne Jazz machen möchte", erinnert sie sich. Doch so einfach war das nicht. An der örtlichen Musikschule gab es keinen Saxophon-Lehrer und so lernte Barbara Steingießer Stepptanz, "um wenigstens etwas mit der Musik zu tun zu haben". Eine Freundin nahm sie zu einem Jazz-Workshop an der Robert-Schumann-Hochschule in Düsseldorf mit und endlich konnte das jazzbegeisterte Mädchen Saxophon spielen lernen. Doch damit fing ihre Laufbahn erst an, wie die offen wirkende Frau beim Kunst-Café im Wilhelm-Fabry-Museum erzählte.

 Schnappschuss im Kultur Cafe: Im Fabry Museum unterhalten sich Barbara Steingießer mit Moderator Bernd Morgner (l.) und Bassist Wilfried Böcke (r.).

Schnappschuss im Kultur Cafe: Im Fabry Museum unterhalten sich Barbara Steingießer mit Moderator Bernd Morgner (l.) und Bassist Wilfried Böcke (r.).

Foto: ola

"Nach dem Studium habe ich einen Essay über David Bowie an die Rheinische Post geschickt." Natürlich war der Text viel zu lang für die Veröffentlichung in einer Tageszeitung, doch der zuständige Kulturredakteur fragte sie, ob sie denn über Jazzkonzerte schreiben wolle. Barbara Steingießer nahm das Angebot an. Das war 2004. "Seitdem habe ich schätzungsweise tausend Texte geschrieben", beantwortet sie die Frage einer Besucherin. Derzeit arbeitet Steingießer an der Beilage zu den Hildener Jazz-Tagen. Doch beim Schreiben blieb es nicht. Die Journalistin kaufte sich eine Kameraausrüstung und begann damit zu fotografieren: Stars und Newcomer, Jazzmusiker und Jazzbegeisterte gleichermaßen. Aus der Vielzahl ihrer Fotos hat sie ihre Ausstellung "Portraits of Jazz" zusammengestellt, die anlässlich der Hildener Jazz-Tage im Fabry-Museum zu sehen ist. Klaus Doldinger, Jasmin Tabatabai, Bill Evans und Nigel Kennedy sind dabei. Natürlich erlebt eine Journalistin so einiges.

"Nigel Kennedy lässt sich für ein Foto nicht platzieren", erzählt sie. "Er macht das aus der Bewegung." Insgesamt habe sie festgestellt, dass die Stars viel netter seien als man das nach Verhandlungen mit den Agenturen denken könnte. "Was fasziniert Sie an dieser Musikrichtung?", war eine Frage, die Bernd Morgner, stellvertretender Leiter des Fabry-Museums, während des munteren Gesprächs stellte. "Es ist eine unglaublich kreative Musik, die den Musikern viel abverlangt", antwortet Barbara Steingießer. "Jedes Konzert ist völlig anders." Durch die Interpretationen fließe das Tagesgeschehen, aber auch der Ort des Geschehens in die Musik ein. Zwischen den Gesprächsblocks sorgte Walfried "Wally" Böcker mit seinem Kontrabass für passende Jazzklänge. "Ich versuche es auszublenden, wenn ich fotografiert werde", gibt der Musiker zu. Es lenke von der Musik ab. Im Anschluss an das Gespräch führte die "Botschafterin und Vermittlerin des Jazz", wie Morgner sie bezeichnete, die Besucher noch durch ihre Ausstellung.

(gruen)
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