Der Jeck Der Woche Johannes Caspary Er führt das Hildener Kinderprinzenpaar

Hilden · In der Serie "Der Jeck der Woche" stellen wir Menschen vor, ohne die aus dem Hildener Karneval nicht wegzudenken sind.

 Johannes Caspary ist seit der Session 2010 Kinderprinzenführer der Hildener Narrenakademie.

Johannes Caspary ist seit der Session 2010 Kinderprinzenführer der Hildener Narrenakademie.

Foto: Olaf Staschik

Wenn Johannes Caspary an das erwachsene Hildener Prinzenpaar denkt, gerät er ins Schwärmen. "Die Tollitäten haben für jede Aufgabe einen Helfer in ihrem Hofstaat, vom Ansager bis zum Terminplaner", stellt er fest. "Beim Kinderprinzenpaar dagegen kümmert sich einer um nahezu alles: ich." Der 65-Jährige ist mit dieser Aussage gar nicht auf Schulterklopfen und Komplimente aus, er beschreibt lediglich eine Tatsache. Als Kinderprinzenführer der KG Narrenakademie steht und fällt die Organisation der Auftritte, die Planung der Session und nicht zuletzt die Auswahl des närrischen Nachwuchses mit seinem Engagement.

Mit Karneval hatte Caspary anfangs nicht viel am Hut. Der leidenschaftliche Radfahrer, Kaninchen- und Bienenzüchter fuhr höchstens mal mit Freunden zu einer Sitzung nach Köln. Doch sein Verhältnis zur fünften Jahreszeit änderte sich, als seine Enkelin Lisa 2009 Kinderprinzessin wurde und er als stolzer Großvater fast jeden Auftritt als Fotograf begleitete.

"Der damalige Präsident der Narrenakademie, Hans-Werner Freitag, bekam das irgendwann mit und sprach mich an", erinnert sich Caspary. Er ließ sich jedoch, das gibt er heute zu, etwas vom Licht der Bühnen blenden und vergaß zu fragen, wie viel Aufwand denn so ein Kinderprinzenführer habe. "Das hat mir niemand gesagt, also hab ich's später mal selbst ausgerechnet", sagt er. Ausgehend von einer Fünf-Tage-Woche mit 40 Arbeitsstunden kam er auf drei Monate Vollbeschäftigung. Immerhin nahm ihn sein Amtsvorgänger Manfred Hemme im ersten Jahr an die Hand, bevor Caspary 2011 erstmals ohne Netz und dop-pelten Boden unterwegs war. "Ich bin aber nicht ganz allein", betont er und verweist auf Brigitte Schlösser, die sich um viele Kleinigkeiten im Hintergrund kümmert und den Kinderprinzenführer unterstützt.

Um die Planung einzelner Auftritte und der gesamten Session zu ver-einfachen, hat er inzwischen eine Reihe von Listen erstellt: Wer erhält bei welcher Gelegenheit einen Orden? Wann muss er die Änderungen der Ornate an die belgische Schneiderei durchgeben? Bei welchem Termin können neben den Eltern auch frühere Kinderprinzen und -prinzessinnen mitkommen? Jedes Detail ist irgendwo erfasst, jedes Utensil für jede Gelegenheit vermerkt. "Ich habe zudem sämtliche Reden seit dem Jahr 2000 archiviert", erklärt Caspary. Im Gegensatz zu den Erwachsenen, die ihre Texte selber schreiben, ist er bei den Kindern auch dafür zuständig. "Und weil ich es nicht mag, dass sich Passagen ständig wiederholen, schreibe ich für jeden Termin eine individuelle Rede", stellt er fest.

Das Wichtigste in jeder Session ist es für Caspary natürlich, ein Team zu finden. "Ich erhalte oft mündli-che, aber nicht selten auch schriftliche Bewerbungen", berichtet er. Findet er einmal nicht genügend Kinder, sucht er im privaten Umfeld der Kandidaten oder spricht die Kollegen aus den anderen Gesellschaften an. Im Sommer lernen sich die künftigen Tollitäten bei einer Grillparty kennen und der Kinder-prinzenführer erklärt allen die Spielregeln der Session: "Die Schule geht vor, dann kommt der Karneval, und alles andere muss sich unterordnen."

Zum Schutz der Kinder und um Probleme zu vermeiden, ist Caspary auch sonst rigoros: Niemand darf die Gruppe ohne Abmeldung verlassen, alles was Flecken verursachen könnte ist tabu, zu trinken gibt es deshalb nur Wasser.

Rund 100 Auftritte absolviert das jecke Gespann im Karneval, 300 Orden überreicht es, rund 8000 Euro kostet eine Session. "Früher beteiligten sich die Eltern des Teams mit der Hälfte, heute haben wir zum Glück Sponsoren", sagt Caspary. Er selbst will seine Aufgabe gerne noch ein paar Jahre fortführen. "Solange es die Gesundheit erlaubt", erklärt er, "mindestens aber bis 2021. Dann habe ich die jecken elf Jahre voll."

www.rp-online.de/hilden

(doe)
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