Schüler protestieren online Rollenspiel in Hildener Kaserne wegen Medien-Ansturms abgesagt

Hilden · Eigentlich sollten die Schüler des Helmholtz-Gymnasiums am Donnerstag in einem Rollenspiel der Bundeswehr einen internationalen Konflikt lösen. Doch Schule und Bezirksregierung sagten es überraschend ab. Schüler geben dem Kreisverband der Linken die Schuld.

Schon seit vielen Jahren bietet die Bundeswehr weiterführenden Schulen das Rollenspiel Pol&is (Politik & internationale Sicherheit) an. Schüler übernehmen dabei die Aufgaben von Regierungen und versuchen wie die Vereinten Nationen, internationale Konflikte zu entschärfen oder zu lösen.

Am Donnerstag sollte die gesamte Stufe Q2 des städtischen Helmholtz-Gymnasiums Pol&is spielen und sich sowohl in der Schule als auch in der Waldkaserne mit dem Syrienkonflikt und der Flüchtlingskrise beschäftigen. Dagegen protestierte der Kreisverband der Linken bei Facebook: "Was da stattfindet, ist keine Bildung, sondern ein Beitrag zur Militarisierung der Gesellschaft." Auch das ist nicht neu, sondern eine Art Ritual, das schon seit vielen Jahren stattfindet.

Absage sollte "die Schüler schützen"

Dann passierte jedoch etwas Unerwartetes. Das Helmholtz sei mit so vielen Medien-Anfragen bombardiert worden, dass Schulleitung und Bezirksregierung die Veranstaltung am Mittwochnachmittag kurzfristig absagten. "Das Thema stieß — warum auch immer — auf so großes Medien-Interesse, dass die Schule regelrecht belagert worden wäre", sagt Jessica Eisenmann, Sprecherin der Bezirksregierung Düsseldorf: "Das wollten wir verhindern und die Schüler schützen." Sie wisse, dass viele am Helmholtz-Gymnasium über die Absage enttäuscht seien. Das könne sie gut verstehen: "Das Planspiel ist nur verschoben worden. Ein Ersatztermin steht derzeit noch nicht fest."

Schüler beschweren sich bei der Linken über Absage

In anderen Schulen finde Pol&is jedes Jahr statt — ohne jede politische oder mediale Aufregung. "Ich bin mehr als entsetzt, dass sowohl Erwachsene auf Facebook als auch Ihre Partei dafür gesorgt haben, dass ich an diesem (Planspiel) (...) nicht teilnehmen kann und dies aufgrund unzureichender Information", beschwert sich Helmholtz-Schülerin "Mary" bei der Linken: "Ich finde es echt gruselig, dass so leichtfertig und ohne sich wirklich über die Hintergründe und Absichten der Veranstaltung zu informieren, falsche Tatsachen verbreitet werden. Es wurden weder die Schüler noch die Schulleitung dazu befragt." Pol&is sei kein militärisches Planspiel, sondern ein Rollenspiel.

"Isa" findet es "interessant, dass eine demokratische Partei (die Linke, die Red.) einer Bundesbehörde des eigenen Landes (Bundeswehr, die Red.) den Zutritt zu einer anderen staatlichen Einrichtung (Helmholtz-Gymnasium, die Red.) verwehrt." Den Friedenseinsätzen der Bundeswehr im Ausland habe teilweise auch die Linke zugestimmt. "Durch Ihre Position schränken Sie die Schüler in der Möglichkeit der freien Meinungsbildung ein", kritisiert "Isa". "Immerhin sollen diese (12. Klassen!!!) bald auch unsere künftigen politischen Vertreter wählen. Und durch diese Kampagne sprechen Sie diesen jungen Menschen ab, dass sie Dinge auch selbst kritisch hinterfragen."

Linke: "Vielleicht war das nicht so legal, was da geplant wurde?!"

Das weist der Kreisverband der Linken auf seiner Facebook-Seite zurück. Die Diskussion über den Einsatz von Jugendoffizieren in Schulen werde schon seit "30 oder 40 Jahren" geführt: "Wenn eine Mitteilung der Linken eure Schulleitung dazu bringt, eine solche Veranstaltung abzusagen bzw. zu verlegen, das wäre komisch. (...) frag mal bei deiner Schulleitung nach ;-) ... vielleicht war das nicht so legal, was da geplant wurde?! Wir waren jedenfalls erstaunt, dass eine moralische Protestnote schon zur Verschiebung/Absage führt."

(cis)
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