Stadt Kempen In Gottesdiensten werden Berichte von Flüchtlingen vorgetragen

Am kommenden Wochenende gestaltet die Caritas zum Thema "Flucht" sämtliche Gottesdienste in den katholischen Kirchen Kempens. Dort werden Texte verlesen werden, zusammengestellt aus den Berichten von Flüchtlingen. Hier ein Auszug:

"Frau und Kind, meinen ganzen Besitz habe ich verlassen. Für viel Geld habe ich mich in die Hände von kriminellen Schleppern begeben, habe Hunderte von Kilometern zurückgelegt. Nachts in der Dunkelheit bin ich gegangen, bei Tageslicht habe ich mich ins Gebüsch gekauert.

Bloß keine Fingerabdrücke in Ungarn hinterlassen! Ich war vorsichtig. Doch sie haben mich geschnappt, und unter Androhung von Haft und durch menschenverachtende Behandlung haben sie mich gezwungen, mich registrieren zu lassen. Meine Würde hat man mir dort noch einmal genommen.

Weiter, weiter nach Deutschland. Dort, heißt es, gibt es Arbeit, dort werden Menschen wie ich besser behandelt, dort kann ich mir eine Zukunft vorstellen. Das Herz ist zerrissen. Ich - ich bin in Sicherheit. Meine Frau, meine Kinder, meine Eltern in der Heimat bangen um ihr Leben. Der Krieg rückt näher, er ist schon auf der Straße vor meinem Haus, der IS nur wenige hundert Meter entfernt. Wieder wurde ein Freund erschossen - in einem Bus, von einem Scharfschützen; die Mutter weint bei jedem Telefonat, möchte nur noch eins, raus aus dem Krieg. Sie fleht mich an, dass ich bald Arbeit finde, damit sie nachkommen kann.

Trotzdem - unermessliche Sehnsucht nach meiner einst so schönen Heimat. Vielleicht gehe ich doch wieder zurück. Dann kann ich wenigstens noch einmal meine Kinder sehen, bevor ich sterbe."

(hk-)
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