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Gemeinde Grefrath So landet die Milch der Kuh im Kühlregal

Gemeinde Grefrath · Der Markt für Milch und Milchprodukte wird vor allem in Asien und im Mittleren Osten immer größer. Der Großteil der Milch, die zum Beispiel bei Landwirt Funken in Grefrath produziert wird, bleibt aber in Deutschland.

 Die Kühe von Landwirt Matthias Funken gehen selbstständig in die Box am Melk-Roboter. Dort gibt es besonders leckeres Futter. Die Maschine bürstet das Euter ab, misst die Länge und Dicke der Zitzen und saugt die Milch ab.

Die Kühe von Landwirt Matthias Funken gehen selbstständig in die Box am Melk-Roboter. Dort gibt es besonders leckeres Futter. Die Maschine bürstet das Euter ab, misst die Länge und Dicke der Zitzen und saugt die Milch ab.

Foto: Kaiser

Festen Schrittes trabt Nummer 533 - vorbei an drei wartenden Kühen - geradewegs in die kleine Kammer, die von einem roten Automaten umgeben ist. Hinter ihr schließt sich das metallene Gatter. Nummer 533 beginnt sofort, sich dem Futter zu widmen, das vor der Box liegt. Wie in einer Waschanlage für Autos kommen zwei rot-weiße Bürsten aus dem Automaten gefahren, kaum größer und dicker als zwei Flaschenhals-Bürsten. Mit sanften Dreh-Bewegungen reinigen sie das Euter.

 Die Milch wird nach Pronsfeld in der Eifel gebracht, dort befindet sich eine Produktionsstätte der Genossenschafts-Molkerei Arla.

Die Milch wird nach Pronsfeld in der Eifel gebracht, dort befindet sich eine Produktionsstätte der Genossenschafts-Molkerei Arla.

Foto: Carlgren

Was zunächst wie eine Kuh-Pflegestation wirkt, ist eigentlich ein Melk-Roboter. Wann immer die 180 Kühe von Landwirt Matthias Funken Lust haben, ihre Milch abzugeben, stellen sie sich vor der Maschine an. 5000 Liter pro Tag landen so in den Tanks der insgesamt zwei Melk-Roboter. Was muss aber alles passieren, bis diese Milch im Kühlregal landet?

"Wirklich gemolken werden unsere Kühe drei Mal am Tag. Manche gehen häufiger rein, weil sie an das Lockfutter wollen. Das registriert der Roboter aber durch die Chips in den Halsbändern und setzt die Melkmaschine gar nicht erst an", sagt Funken. Seit dreieinhalb Jahren arbeitet der Grefrather Milchviehwirt mit den Melk-Robotern. "Die Kühe wissen inzwischen ganz genau, wie das funktioniert", sagt Funken.

Ist das Euter abgebürstet, kommt die Feinjustierung der Saugnäpfe. Mit einem Laserstrahl wird Dicke und Länge der vier Zitzen bemessen. "Die Zitzen sind bei jeder Kuh anders und je nach Tageszeit mal voller, mal dünner", sagt der 58-jährige Landwirt. Dann geht es ans Melken. Ist ein Viertel leer, löst sich der Saugnapf und es wird nur an den Zitzen weiter gemolken, in denen noch Milch ist. Das sei optimal für das Wohlbefinden der Kühe, denn: "Wird zu lange gesaugt, ohne dass noch Milch kommt, führt das schnell zu einer Euter-Entzündung. Das Risiko dafür steigt aber auch, wenn ein Viertel nicht ganz leer gemolken wird", erklärt Funken.

Also doch eine Kuh-Pflegemaschine? "Die neue Technik trägt in jedem Fall zum Tierwohl bei. Denn durch die Daten, die der Roboter aus der Milch gewinnt - wie Temperatur und Salzgehalt - kann ich schon in einem frühen Stadium erkennen, wenn etwas mit der Kuh nicht stimmt", sagt der Landwirt. Auch dass Verunreinigungen schon beim Melken festegestellt würden, blutige oder schlechte Milch dann direkt im Abfluss lande, sei ein Vorteil. "Die Milch wird bei mir das erste Mal kontrolliert und dann auf dem Weg, bis sie in den Verkauf kommt, noch zig weitere Male", sagt Funken. Er führt den Betrieb gemeinsam mit seinem 28-jährigen Sohn Martin. Auch sein Vater lebt noch auf dem Hof. Dieser habe noch per Hand gemolken. Er selbst spare heute pro Kuh und Jahr fünf Stunden Arbeitszeit, weil er sie nicht mehr selbst an die Maschine anschließen muss. Zeit, die er nutzt, um Ernährung und Haltung der Nutztiere zu optimieren. "Wenn alles rund um das Tier stimmt, dann sind die Tiere auch leistungsfähiger. Es dient mir also auch finanziell, wenn die Kühe sich wohlfühlen", sagt Funken.

40 Cent bekommt der Landwirt aktuell pro Liter Milch von der Genossenschafts-Molkerei Arla. Die holt alle zwei Tage 10 000 Liter bei Landwirt Funken ab, bringt sie nach Pronsfeld in der Eifel. Dort ist die weltweit größte Produktionsstätte der Molkerei - 900 Menschen arbeiten dort, 3,5 Millionen Liter Milch werden pro Tag angeliefert. Bis der Liter Milch trinkfertig im Kühlregal eines Viersener Supermarktes landet, haben mindestens acht Menschen an der Produktion mitgewirkt. "Der Landwirt sorgt mit seinen Kühen für die Milch, ein Tanklaster-Fahrer bringt sie zur Molkerei. Dort wird die Milch von jemandem überprüft und abgetankt", sagt Wolfgang Rommel, Sprecher von Arla.

Während die Milch-Lieferung, die von verschiedenen Höfen stammt, gereinigt und auf einen einheitliche Fettgehalt von 3,5 oder 1,5 Prozent gebracht wird, würden im Drei-Schicht-System Labormitarbeiter die Qualität fortwährend kontrollieren. Ist die Milch dann kurz hoch erhitzt worden, füllt eine Maschine sie in Pappkartons, die von einem Gabelstapler-Fahrer verladen und dann zu den Supermarkt-Ketten geliefert werden.

Doch nicht jeder Liter Milch landet im heimischen Kühlregal. Gerade die H-Milch gehe inzwischen oft ins Ausland - beispielsweise nach China, weiß Rommel. "Dort schätzen die Leute die europäische Milch-Qualität. Sie bringen den Kindern sogar Milch als Geschenk mit", sagt Rommel. Und auch in Griechenland hat Funken schon ein Milch-Päckchen gesehen, das von seinen Kühen stammen könnte. "Es ist schön zu sehen, wo unser Produkt überall landet", sagt er.

(RP)
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