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Kreis Viersen So wird im Kreis Karneval gefeiert

Kreis Viersen · Karnevalsbräuche und närrische Schlachtrufe erschallen in diesen Tagen vielerorts. Hintergründe zur fünften Jahreszeit am Niederrhein erläutert ein Kenner des Winterbrauchtums.

 Auch das hat Tradition im Karneval: Am Elften im Elften reiten die Senatoren der Dülkener Narrenakademie auf hölzernen Steckenpferden um die Narrenmühle. Sie beherbergt auch ein Karnevalsmuseum.

Auch das hat Tradition im Karneval: Am Elften im Elften reiten die Senatoren der Dülkener Narrenakademie auf hölzernen Steckenpferden um die Narrenmühle. Sie beherbergt auch ein Karnevalsmuseum.

Foto: Busch, Franz-Heinrich sen. (bsen)

Die Session 2015/16 ist für die Karnevalisten kurz. In noch nicht einmal drei Wochen ist schon Altweiberdonnerstag und darauf folgen der Nelkensamstag, der Tulpensonntag, der Rosenmontag und der Veilchendienstag. Mit der Eröffnung des Straßenkarnevals am Altweiberdonnerstag wird das große Finale der Session eingeläutet. Fest steht: Der Karneval hat sich in den vergangenen Jahrzehnten sehr verändert.

Immer höhere Auflagen für die Wagenbauer bei den närrischen Umzügen haben so manchem Karnevalisten die "Freud an die jecke Daach" verdorben. Die Sitzungen sind längst nicht mehr das, was sie einmal waren. Es fehlt vor allen Dingen bei den Büttenrednern - sie sind das Salz in der Suppe jeder Sitzung - an Nachwuchs. Positiv: Die Tanzgarden und Formationen sind besser geworden.

Kaum eine Gesellschaft kann noch eine Sitzung mit eigenen Kräften bestreiten. Aber es gibt auch Ausnahmen, wie die über 111 Jahre alten Karnevalsgesellschaft "De molveren Dei" in Nettetal-Lötsch beweist, oder das traditionsreiche "Orpheum" in Dülken, um hier nur zwei Besonderheiten zu nennen. Die Kolping-Sitzungen in Oedt sind ebenso wie die Sitzungen des Grefrather Karnevals-Komitees (GKK) - früher fast komplett mit eigenen Kräften - Geschichte. Das Sitzungsangebot in Kempen ist erheblich reduziert worden.

Auch Karnevalsbälle sind fast eine Seltenheit geworden. In Grefrath haben wir früher "de Vuu" gejagt. Das Lied dazu begann wie folgt: "Wenn öt Fasteloavend ös denn jaare we-i die Vuu. Eier, Eiter in dä Körv, Leäverwuersch dartsuu." Es war ein so genanntes Heischelied, wozu kleine Gaben erbeten wurden. Es wurde von Haus zu Haus gezogen, aber auch in gut besuchten Gaststätten lohnte sich der Gesang der kleinen Gruppen, denn dort gab es meist ein paar Groschen von jedem Gast.

Altweiber wurde in Grefrath im "Saal Allen" immer erst am Veilchendienstag gefeiert. Verkleidet werden durfte sich erst ab sonntags. In Mülhausen wurde stets eine Woche vor Karneval "Kleinfastnachten" gefeiert. Das stand in einem engen Zusammenhang mit dem 40-stündigen Gebet der Katholischen Kirche. Altweiber wird in Leuth traditionell eine Woche vor dem eigentlichen Termin gefeiert, das rührt von Leuths früherer Zugehörigkeit zum Bistum Münster her. Das Fest im Zelt zog früher selbst Karnevalsfreunde aus den Hochburgen Düsseldorf oder Köln an. Im 19. Jahrhundert gab es noch grausame Junggesellenbräuche. Dazu gehörte das "Haaneköpe" und das "Joasrije".

Auch die Rufe der Karnevalisten sind sehr unterschiedlich, wenn man auf die Orte im Kreis Viersen blickt. "Helau" und "Alaaf" kennt man aus den Hochburgen des rheinischen Karnevals. In Dülken wird "Gloria tibi Dülken" gerufen und gesungen. In St. Tönis lautet der närrische Schlachtruf "Klappertüüt", in St. Hubert "Zint Huppert Kaack". Die Brempter in der Gemeinde Niederkrüchten rufen "Maak möt", die Boisheimer "KiKaKai". In Oedt "treckt" seit einigen Jahren die "Üdsche Jaas" am Karnevalssamstag durch die Straßen.

In St. Tönis hat man nicht jedes Jahr ein Prinzenpaar. Auch das GKK in Grefrath hatte nicht bei jedem Zug einen eigenen Prinzen. In Kempen gibt es nur alle drei Jahre ein neues Prinzenpaar. So ist auch zu erklären, das der über 100 Jahre alte Kempener Karnevals-Verein (KKV) jetzt erst das 25. Kempener Prinzenpaar proklamiert hat.

In Nettetal wechselt der Veranstaltungsort des Karnevalszuges in jedem Jahr. Er findet mal in Lobberich, mal in Kaldenkirchen, mal in Breyell und Schaag statt. Die Kreisstadt Viersen hat immer noch vier Prinzenpaare in den vier Stadtteilen, die übrigens allesamt stets im November proklamiert werden.

Verboten ist vielerorts - kaum zu verstehen - die Erstürmung des Rathauses mit der Leiter der Feuerwehr. Auch da hat man einen alten Brauch zu Grabe tragen müssen.

(mab)
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