Kevelaer Als die Basilika das Gnadenbild sicherte

Kevelaer · Heute vor 75 Jahren, am 1. September 1939, begann der Zweite Weltkrieg. Am Niederrhein war davon zunächst nur mittelbar etwas zu spüren. Für Kevelaer sehr bedeutsam: Das Heiligtum aus der Kapelle konnte gerettet werden.

Das ist die Basilika in Kevelaer
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Das ist die Basilika in Kevelaer

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Am frühen Morgen des 1. Septembers 1939 begann der Zweite Weltkrieg. Das deutsche Schiff "Schleswig-Holstein" beschoss ein polnisches Munitionslager auf der Halbinsel Westerplatte bei Danzig. 20 Jahre Frieden waren vorbei.

Da sich die Angriffswelle der deutschen Truppen zunächst auf Polen - also Richtung Osten - richtete, war der Kriegsbeginn am Niederrhein zunächst nur mittelbar zu spüren. Zur Sicherung der Westgrenze des Deutschen Reiches wurden aber in nahezu allen Orten im Gelderland Soldaten einquartiert: in Schulen beispielsweise, aber auch in privaten Unterkünften.

Gefechte gibt es am Niederrhein zunächst keine, die deutschen Kriegsgegner sind aber nicht untätig. Schon für den dritten Kriegstag, Montag, 4. September, sind erste Abwürfe von Flugblättern der Alliierten dokumentiert, und auch auf niederländischer und belgischer Seite der Grenze werden bereits im Spätsommer 1939 Truppen zusammengezogen, auch wenn der deutsche Westfeldzug erst 1940 beginnen sollte. Ob Kevelaers damaliger Pfarrer Wilhelm Holtmann schon ahnte, dass auch Kevelaer früher oder später in Kampfhandlungen verwickelt sein würde, ist nicht überliefert. Dennoch hatte Holtmann schon mit dem Kriegsbeginn eine Idee, die ihn letztlich zum "Hüter des Heiligtums" machte. Und für die ihm die Kevelaerer bis heute dankbar sind.

Nur ganz wenige Menschen weihte Wilhelm Holtmann in seine Pläne ein, das Gnadenbild der "Trösterin der Betrübten" von seinem angestammten Platz zu nehmen und in der Marienbasilika in Sicherheit zu bringen. Keine zehn Menschen trugen gemeinsam mit dem Pfarrer das Geheimnis mit sich und führten im September 1939, wohl etwa um 21.30 Uhr, den Plan Holtmanns aus.

Das Gnadenbild wurde gemeinsam mit einer Urkunde des Pfarrers in eine Blechschachtel gelegt, andere Kostbarkeiten wurden in metallenen Kästen gemeinsam mit dem Gnadenbild in der Turmhalle, etwa zwischen Mittelschiff und rechtem Schiff, in der Basilika vergraben und eingemauert. Der Standort sollte im Falle eines Luftangriffes besonders sicher sein und wurde von Pfarrer Holtmann gemeinsam mit dem Kevelaerer Bauunternehmer Peter Tebartz und dem örtlichen Kommandanten ausgewählt.

Nur wenige andere Menschen erfuhren später von der "Umlagerung" des Gnadenbildes. 1944, als die Front dem Niederrhein immer näher rückte, gab Pfarrer Wilhelm Holtmann das Geheimnis an zwei Jungen weiter. Wenn ihm, Pfarrer Holtmann, etwas zustoßen solle, sollten die Kinder denen, die nach dem Gnadenbild suchten, jene Stelle zeigen, an der das Bild zu finden sei.

Dadurch, dass der Turm der Marienbasilika nicht, wie vorgesehen, beim Rückzug der Wehrmacht gesprengt worden ist, konnte ein möglicher Verlust des Gnadenbildes verhindert werden. Mit dem Kriegsende im Mai 1945 konnte das Gnadenbild aber noch nicht wieder an seinen angestammten Platz in der Gnadenkapelle zurückgebracht werden. Die Basilika wurde erst im September 1945, nachdem sie als Durchgangslager diente, wieder frei gegeben. Vermutlich erst zum Beginn der Wallfahrtszeit 1947 kehrte das Bildnis der "Trösterin der Betrübten" wieder an seinen richtigen Platz in der Gnadenkapelle zurück.

(buer)
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