Kevelaer Töne und Bilder zum Wachrütteln

Kevelaer · Unter dem Titel "Mit Klassik gegen Kinderarmut" wollten Musiker und weitere Künstler bei einem Benefizkonzert im Kevelaerer Bühnenhaus ein Zeichen setzen. Bei dem Publikum kam der Genuss für den guten Zweck an.

 In der Dunkelheit kam die Kunst zur Geltung. Hier: Lea Brückner an der Geige.

In der Dunkelheit kam die Kunst zur Geltung. Hier: Lea Brückner an der Geige.

Foto: Gerhard Seybert

Das Licht geht aus, und es wird still im Bühnenhaus Kevelaer. Doch bevor die ersten Töne des Benefizkonzerts der Geigerin Lea Brückner und des Pianisten Mark Kantorovic erklingen, gibt es einen Moment des Nachdenkens. Die Stimme von Lea Brückner erklingt: "Wir haben keinen Stromausfall, und auch das Licht ist nicht kaputt", begrüßt sie das Publikum. "Ich möchte, dass Sie sich ganz darauf konzentrieren können, was ich Ihnen jetzt sage. Das Konzert steht unter dem Thema 'Mit Klassik gegen Kinderarmut', ein Wort mit so vielen Bedeutungen." Auch heute gebe es noch 2,9 Millionen Kinder in Deutschland, die in Armut leben. Eine erschreckende Zahl. Mit dem Benefizkonzert sollten Spenden gesammelt werden, um genau diesen Kindern in Kevelaer zu helfen.

Initiiert wurde das Projekt von Veronika Brückner. Sie ist Lehrerin an der Kevelaerer Hauptschule und hat zusammen mit ihrer Klasse 9c ein Projekt zum Thema Kinderarmut gestartet. An drei Tagen in insgesamt 20 Stunden inszenierten sie Fotos, die das Thema darstellen. Bilder mit leerem Teller oder kaputten Socken. Die Aufnahmen wurden zu Beginn im Hintergrund als Dia-Show gezeigt.

Neben dem Konzert wurden Bilder des Fotografen Johannes Lunenburg ausgestellt. Es gab zudem Versteigerungen, Spendendosen waren aufgestellt. Von den Erlösen sollen Kulturprojekte ins Leben gerufen werden: ein Ballettkursus und ein Kunstkursus. Lea Brückner findet es wichtig, dass auf Kinderarmut aufmerksam gemacht wird. "Durch die Flüchtlingskinder haben wir schon eine Sensibilität entwickelt, doch auch die Kinder in unserem Land sind betroffen. Die Zahlen sind erschreckend, und sie gehen nicht runter." Auch die Besucher finden den Zweck das Konzertes gut. "Es wird vielfach verdrängt", bemerkt Birgit Peters. "Man denkt leider nicht darüber nach", bedauert sie. "Wir müssen wachrütteln." Der Meinung ist auch Thea Römer. "Ich finde es ganz großartig, dass dieses Thema ausgesucht wurde. Deswegen bin ich hier. Es ist schlimm, dass es sowas in Deutschland noch gibt."

Auch das Konzert kam gut an. In der ersten Hälfte gab es Beethoven und Schubert zu hören. Nach der Pause folgten modernere Stücke von Debussy, Piazolla und weiteren. Mit Hingabe spielten die beiden Musiker und bezauberten das Publikum. Es war ein Konzert, das zum Nachdenken angeregt hat.

(dago)
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