Kleve/Goch Brauer: Ich bin auch ein bisschen Gocher

Kleve/Goch · Prinzenkür 2015 in Goch: 1500 Narren und das Prinzenpaar Ralf I. Hoffmann und Martina I. Welbers, persönliche Referentin des Klever Bürgermeisters, erlebten einen 327 Minuten langen Extraklasse-Start in die Karnevalssession.

Prinzenkür 2015 in Goch
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Prinzenkür 2015 in Goch

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Einen ebenso denkwürdigen wie furiosen Bilderbuch-Start in die Session erlebten 1500 Narren im ausverkauften Gürzenich von Goch bei der Kür des dritten Pfalzdorfer IPK-Prinzenpaares Ralf I. Hoffmann und Martina I. Welbers. Sitzungspräsident Josef (Jupp) Hondong moderierte ein 327 Minuten langes Programm der Extraklasse, gespickt mit Höhepunkten und Improvisationen, getreu dem (Zirkus-)Motto "Die IPK lädt alle ein, Manege frei für Groß und Klein".

Kaum hatten die Standartenträger der Gocher Karnevalsvereine, der Elferrat und der Sitzungspräsident zu den Klängen der erstmals auf der Prinzenkür spielenden Band "Die Skyliners" die Bühne erklommen, stand der Höhepunkt des Abends schon bevor, erlebten die neuen Narrenherrscher einen wahrlich triumphalen Einmarsch in Blau und Weiß, "worüber sogar die Königin von England froh wäre", urteilte Hondong wortgewaltig wie eh und je, stellte die Tollitäten (noch wenige Minuten in spe) kurz vor. Ralf sei ein gestandenes Mannsbild, Martina arbeite als persönliche Referentin des (im Publikum strahlenden) Klever Bürgermeisters Theo Brauer. "Auch nicht schlimm", frozzelte Hondong und schlug eine Fusion mit Kleve zu einem Dreigestirn der Kölner Art vor: "Dann wird der Prinz aus Kleve bei uns Bauer!"

 Die Bürgermeister Theo Brauer aus Kleve und Karl-Heinz Otto aus Goch, Martina I. Welbers und Ralf I. Hoffmann (mit Zepter) auf der Gocher Gürzenich-Bühne, von links.

Die Bürgermeister Theo Brauer aus Kleve und Karl-Heinz Otto aus Goch, Martina I. Welbers und Ralf I. Hoffmann (mit Zepter) auf der Gocher Gürzenich-Bühne, von links.

Foto: Gottfried Evers

Zuvor aber musste Bürgermeister Karl-Heinz Otto zum letzten Mal seines Amtes walten, mit Unterstützung des abtretenden Asperdener AKV-Paares Manfred I. Strötges und Angelina I. Stockmans, das sich vom Narrenvolk verabschiedete. Für Otto schloss sich ein Kreis, denn 2005 hatte er in seiner Premiere das IPK-Paar Johannes II. Behet und Tanja II. Hagt inthronisiert, seine letzte karnevalistische Amtshandlung galt erneut der IPK. Drei Haselnüsse als Glücksbringer für die Prinzessin (aus Martinas Lieblingsmärchen Aschenbrödel), zwei Gocher Suser-Fläschchen für den Prinzen, der Erste Bürger kam nicht mit leeren Händen. Dann war es soweit: Aus den Händen seines Vorgängers nahm Ralf I. das Zepter entgegen, um 19.52 Uhr konnte Hondong verkünden: "Heureka, wir haben wieder ein Prinzenpaar".

"Endlich, endlich, endlich", waren die ersten Prinzenworte, "ein superschönes Gefühl", freute sich die Lieblichkeit, bevor beide Otto mit dem ersten Orden ehrten. Der Dekorierte rief Prinzessinen-Chef Theo Brauer auf die Bühne, "weil der in Kleve eine Prinzessin vermisst". Und der Schalke-Fan, der sich angesichts der blau-weißen IPK-Farben sowieso schon fast wie Zuhause fühlte, bewies einmal mehr, dass die Bühne sein Zuhause ist: "Heute Abend bin ich ein bisschen Gocher", rief der vom RZK-Komiteewagen in Kleve mit Gattin Jutta abgeholte Ur-Klever. "Ich bin dem Gocher Karneval sehr verbunden und freue mich, dass ich vom RZK einen Orden bekommen habe, mit dem ich lebenslänglich die Kür besuchen kann", strahlte Brauer, dessen Stadtverwaltung an einem eigenen Tisch mitfeierte. "Ich träume seit meiner eigenen Prinzenzeit davon, dass Kleve eine Prinzessin bekommt", gab Brauer zu, schaute seiner Referentinnen-Prinzessin in die Augen und sagte: "Liebe Martina, ek koss so schrauwe!" Das konnte Jupp Hondong keinesfalls unkommentiert stehen lassen: "Das war eine tolle Verbrüderung mit der Erkenntnis: Man kann aus jedem gutwilligen Klever einen vernünftigen Gocher machen".

 Martina I. Welbers: Kleves Bürgermeister Theo Brauer nahm seine persönliche Referentin beim Einmarsch kurz vor der Bühne strahlend in Empfang,

Martina I. Welbers: Kleves Bürgermeister Theo Brauer nahm seine persönliche Referentin beim Einmarsch kurz vor der Bühne strahlend in Empfang,

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Bühne frei für den IPK-Zirkus, es ging Schlag auf Schlag im Showprogramm weiter. Und schon der Eisbrecher war ein Hit: Liselotte Lotterlappen aus Limburg begrüßte den RP-Fotografen mit den Worten "Sind das graue Haare oder ist das schon Schimmel?", zog Lachtränen produzierend alles durch den Kakao und bewies singend Stimme. "Nicht alles, was aus Limburg kommt, ist Käse", sagte Hondong. Hinter der Verkleidung verbarg sich der zum Künstler des Jahres 2014 in NRW gekürte Joachim Jung. Nachdem die IPK-Mädchen zu Ehren des Prinzenpaares ihren Gardetanz auf die Bretter gelegt und das Paar seine kurze Thronrede gehalten hatte, kam das Geschenk der IPK ans Publikum: Stelzenläufer-Saxofonist Michael Shalton und sein Team verwandelten die Halle in ein Tollhaus, boten eine furiose Show, die Hondong zur Aussage verleitete: "Eine solche Performance gab es auf der Bühne der Kür noch nie", ehe er mit der stimmgewaltigen Spanierin Alma Nieto die Heidi-Melodie anstimmte. Dann ging es in den Weltraum, die Tanzgarde des Karnevalsclub Concordia (KCC) entführte die Narren in die Schwerelosigkeit, später gefolgt von der Tanzgarde des AKV aus Asperden mit einem charmant-anmutigen Gardetanz (so Hondong) und dem Showtanz der Tanzgarde des Kolping Karnevals Komitees (KKK) mit dem Fest der Matruschkas.

Zwischendrin freilich war zweimal Improvisation angesagt: Wegen einer Erkrankung mussten Tante Luise und Herr Kurt absagen, statt dessen engagierte das RZK Jens Ohle aus Hamburg, ein Feuerfackel-Jongleur "mit einer perfekten Symbiose aus Artistik und Comedy" (wieder Hondong). Der Mann, im hohen Norden übrigens ein Star mit eigener Fernsehsendung, half aber gleich zweimal aus. Denn als die Domstädter aus Köln, die im Finale auftreten sollten, wegen eines Krankheitsfalles auf der A 57 steckten und Verspätung signalisierten, kehrte Ohle vom Parkplatz draußen vorm Gymnasium zurück auf die Bühne und bot noch gekonnte Slapstick-Einlagen, ehe eine Polonaise quer durch den Saal die Stimmung der Narren oben hielt. Dann war es soweit: Die Domstädter, eine Bigband der Extraklasse, stiegen aus dem Herzen des Kölner in die Seele des Gocher Karnevals um, setzten den umjubelten Schlusspunkt eines närrischen Zirkus der Sonderklasse.

Blieben nur das Gocher Heimatlied, die Schlussworte von Jupp Hondong und dreimal Goch, Helau!

(RP)
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