Kreis Kleve Frauenhaus war 2013 gut ausgelastet

Kreis Kleve · Zu 71 Prozent war das Frauenhaus in Kleve im vorigen Jahr belegt. Das war die zweithöchste Auslastung seit der Gründung 1982. So müsse es weitergehen, sonst sei das Haus nicht zu halten, sagt Träger-Geschäftsführer Kämmerer.

 Im vergangenen Jahr hat Einrichtungsleiterin Andrea Hermanns 44 Frauen und 32 Kinder im Frauenhaus Kleve aufgenommen. Die Kosten beliefen sich auf 290 000 Euro.

Im vergangenen Jahr hat Einrichtungsleiterin Andrea Hermanns 44 Frauen und 32 Kinder im Frauenhaus Kleve aufgenommen. Die Kosten beliefen sich auf 290 000 Euro.

Foto: Klaus Dieter Stade

Für Viktor Kämmerer ist die Belegung des Frauenhauses eine zweischneidige Angelegenheit. Einerseits hofft der Geschäftsführer des Kreisverbandes Kleve der Arbeiterwohlfahrt (Awo) im Sinne der gepeinigten Frauen, dass solch eine Einrichtung gar nicht notwendig sein muss. Auf der anderen Seite sorgt nur ein gut ausgelastetes Haus auch für dessen Fortbestand. Und der sei wichtig, denn: "Die Gewalt nimmt immer mehr zu", ist sich Viktor Kämmerer sicher und verweist auf die aktuellen Kriminalstatistiken. In der Geschäftsstelle der Awo an der Thaerstraße in Materborn stellte er gestern den Jahresbericht des Frauenhauses von 2013 vor.

Das von der Awo getragene Haus für den Kreis Kleve gibt es seit 1982. Es ist eine stationäre Einrichtung, in der Frauen, die von häuslicher Gewalt betroffen sind, mit ihren Kindern Schutz, Beratung und Unterkunft erhalten. Seit Bestehen hat das Frauenhaus 2024 Frauen und 2312 Kinder aufgenommen. Davon entfallen auf das vergangene Jahr 44 Frauen und 32 Kinder. "Das ist für uns nicht besonders viel", sagt Leiterin Andrea Hermanns. Dennoch konnte das Haus 2013 mit rund 71 Prozent seine zweithöchste Auslastung seit Gründung verzeichnen. Damit wurde teilweise das 44 000 Euro hohe Defizit vom Vorjahr ausgeglichen, in dem die Einrichtung nur zu 46 Prozent ausgelastet war. Kosten von 190 000 Euro entfielen 2013 auf das Personal, 100 000 Euro waren Sachkosten. Den Großteil davon finanzierte die Awo, knapp 25 000 Euro stammten aus Spendengeldern wie dem Erlös eines Fußballturniers der Stadtwerke, bei dem 10 000 Euro zusammenkamen. Viktor Kämmerer sagt deutlich: "Wenn es so weitergeht wie 2012, kann ich das Haus nicht halten."

Anfang vergangenen Jahres zog die Einrichtung um in ein anderes Gebäude, dessen Standort wie üblich aus Sicherheitsgründen nicht öffentlich bekannt ist. Für die Schützlinge sei das neue Haus geräumiger, sagt Andrea Hermanns. In acht Zimmern mit 20 Betten können acht Frauen und zwölf Kinder gleichzeitig untergebracht werden. Die Küche und das Badezimmer werden gemeinsam genutzt, dazu gibt es einen Aufenthaltsraum. "Es ist quasi eine große Wohngemeinschaft", sagt die Leiterin. Eine Hauswirtschafterin hilft im Haushalt, für den Schriftverkehr ist eine Verwaltungskraft angestellt.

Zwei Sozialpädagoginnen betreuen die Frauen in Vollzeit. 2013 kamen 24 von ihnen aus Deutschland, 20 aus Ländern wie Albanien, Irak, Kosovo, Marokko, Nigeria und Somalia. Aufgenommen werden können jedoch nur diejenigen, die auch in Deutschland gemeldet sind. Von den im Jahr 2013 betreuten Frauen stammten 23 aus dem Kreis Kleve. 15 von ihnen waren zwischen 19 und 25 Jahre alt, 18 zwischen 26 und 40 Jahre, und zehn Frauen waren zwischen 41 und 60 Jahre alt.

Von den Kindern waren 17 jünger als fünf Jahre, 14 waren sechs bis 14 Jahre alt, und ein Jugendlicher über 14 Jahre wurde mit seiner Mutter im Frauenhaus untergebracht. 32 der Frauen suchten die Einrichtung zum ersten Mal auf, acht von ihnen zum wiederholten Male. "Nicht immer schaffen es die Frauen direkt beim ersten Versuch, ihren gewalttätigen Ehemann oder Partner zu verlassen", erklärt Viktor Kämmerer. "Das ist nicht immer nachvollziehbar", fügt Frauenhaus-Leiterin Andrea Hermanns hinzu. Aber gerade Frauen aus fernen Kulturen seien oftmals so abhängig von ihren Familien und eingebunden in deren Strukturen, dass eine Trennung vom Mann für sie kaum vorstellbar oder problemlos umzusetzen sei.

Hilfe erhalten Frauen, die Opfer von häuslicher Gewalt sind, rund um die Uhr beim Frauenhaus Kleve unter Telefon 02821 12201 oder bei dem vor knapp einem Jahr bundesweit eingerichteten Hilfe-Telefon "Gewalt gegen Frauen" unter Telefon 08000 116016.

(RP)
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