Kleve So sieht Hundertwasser in Kleve aus

Kleve · Gert Schumacher kämpfte mit neuen Therapien gegen seinen Krebs. Deshalb konnte er vier weitere Jahre Leben. Eine Zeit, in der er die Debatte über ein Hundertwasserhaus anstieß. Im März findet die Bürgerbeteiligung für den Minoritenplatz statt.

 Der Minoritenplatz von oben. Hier soll das Hundertwasserhaus gebaut werden.

Der Minoritenplatz von oben. Hier soll das Hundertwasserhaus gebaut werden.

Foto: Evers/Graupner

Dr. Gert Schumacher hat gekämpft. Er hat seinen Kampf zugleich gewonnen und verloren: Verloren, weil ihn der Krebs letztlich besiegt hat. Gewonnen, weil er acht Jahre länger lebte, als die zunächst gestellte Prognose. Und auch, weil er zuletzt in Kleve das Thema Hundertwasserhaus anstieß, das ganze Generationen elektrisiert, wie jüngst wieder bei "Schule Kunst Museum" zu sehen war.

Er "trotzte dem Tod", titelte die Illustrierte "Stern" in einem Bericht über den Klever Arzt. Er trotze dem Krebs acht Jahre Leben ab, die zwar auf der einen Seite von Operationen, Chemotherapien und Bestrahlungen bestimmt waren, auf der anderen Seite aber auch acht Jahre voller wunderbarer Momenten in der Familie, mit Wanderungen, auf denen ihn seine Enkel und Kinder, seine Frau Marieta begleiteten, mit gemeinsamen Urlaub.

Marieta Schumacher war es schließlich, die ihn auf eine neue Therapie aufmerksam machte: die Protonentherapie. Die teure Technik gibt es aber nur in wenigen Kliniken, in großen medizinischen Häusern, in München, Berlin, Essen, Dresden, Heidelberg. Jede dieser Protonen-Anlagen kostet rund 120 Millionen Euro. Die Protonentherapie gilt als neue Therapieoption bei einigen Krebsarten. Hierbei wird ein Tumor mit hochenergetischen positiven Ionen (also auch Protonen) bestrahlt. Protonen und Kohlenstoffionen sind nach Ansicht von Fachleuten besonders für die Bekämpfung jener bösartigen Tumoren geeignet, die wegen ihrer Nachbarschaft zu empfindlichen Organen weder für Chirurgen noch für eine herkömmliche Strahlentherapie zugänglich sind. Für Patienten in NRW empfiehlt sich in jedem Fall eine Nachfrage, ob ihre Krebserkrankung beim Westdeutschen Protonentherapiezentrum Essen behandelt werden kann; es zählt als Teil der Klinik für Partikeltherapie zur Uniklinik Essen.

Auch Gert Schumacher hat die Bestrahlung mit Protonen geholfen. Als seine Therapie nach vier Jahren nicht mehr griff, erinnerte sich seine Frau an einen Bericht über die Methode. Der Arzt, der vor seiner Erkrankung 30 Jahre als Internist in den Kreis Klever Kliniken arbeitete, wandte sich an die Klinik in München. Viermal wurde er behandelt, dreimal zahlte die Kasse ohne große Widersprüche. Bei der vierten Behandlung musste Schumacher wieder kämpfen. Doch auch diese Kosten wurden letztlich erstattet - die Kasse hatte erkannt, dass die Therapie die einzige Option war.

Die Protonentherapie verschaffte dem Arzt vier weitere Jahre Leben. Jahre, in denen er aktiv am öffentlichen Leben der Stadt teilnahm. So begleitete er auch den nicht enden wollenden Disput über den Minoritenplatz. Zuletzt mit einer Idee, die die Parteien (nicht nur die politischen) wieder zusammenführte: Er regte den Bau eines Hundertwasserhauses an. Die Resonanz war enorm: "Ich habe nach der Veröffentlichung des Leserbriefes so viele begeisterte Anrufe, Mails und Zuspruch von Klevern erhalten, dass meine Familie total überwältigt ist von dieser Resonanz. Dabei hatten wir das Gegenteil erwartet", sagt Marieta Schumacher. Es sei ihm wichtig gewesen, dass ein Hunderwasserhaus ein Tor für Kleve sein kann, das zeigt, dass Kleve weder schwarz noch weiss noch engstirnig ist, sondern farbig, offen und willkommend, sagt sein Sohn Ingmar.

Der Düsseldorfer RP-Foto-Chef Andreas Krebs, in Kleve aufgewachsen und immer noch mit seiner Heimatstadt eng verbunden, ließ sich von Schumachers Idee anstecken. Er projizierte ein Hundertwasserhaus maßstabsgetreu auf den Platz zwischen Volksbank und Rathaus: So könnte es aussehen. Wie die RP erfuhr, gibt es in Kleve durchaus Investoren, die die Idee des bunten Hauses und seine Vermarktung charmant finden.

In der Zeit vom 1. März bis zum 17. März wird die frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit durchgeführt. In diesem Zeitraum besteht für alle erneut die Möglichkeit, sich die Planungsvarianten anzusehen und ihre Anregungen abzugeben. Dies ist bei der Stadt Kleve, Fachbereich Planen und Bauen, Landwehr 4-6, Zimmer 224, Kleve, während der Dienststunden möglich. Die auf der Veranstaltung getätigten Eingaben fließen in die dann folgende Bürgerbeteiligung ein.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort