Lokalsport Nicht über die Bahn laufen

Kleve · Der Leichtathletik-Nachwuchs des VfL Merkur Kleve würde gern regelmäßig im Gustav-Hoffmann-Stadion trainieren. Die Stadt genehmigte zwischen April und Oktober jedoch nur neun Termine.

 Bundesjugendspiele im Gustav-Hoffmann-Stadion: Einige Schüler stehen noch bei der Weitsprunganlage. Mittags ist hier alles beendet. Der Nachwuchs des VfL Merkur Kleve darf hier abends dennoch nicht trainieren.

Bundesjugendspiele im Gustav-Hoffmann-Stadion: Einige Schüler stehen noch bei der Weitsprunganlage. Mittags ist hier alles beendet. Der Nachwuchs des VfL Merkur Kleve darf hier abends dennoch nicht trainieren.

Foto: Markus van Offern

Das Gustav-Hoffmann-Stadion wurde 1963 eröffnet und befindet sich mittlerweile in einem dementsprechenden Zustand. Es wird gepflegt, doch haben die 54 Jahre der Anlage arg zugesetzt. Die regelmäßigen Arbeiten lassen auch diese Sportstätte nicht zeitgemäßer werden. Dennoch scheint man in Kleve mehr Wert auf ein zumindest sauberes Stadion zu legen, als dass dieses häufiger genutzt wird.

So hat die Leichtathletik-Abteilung des VfL Merkur Kleve eine Anfrage an die Stadt gerichtet. In dem Schreiben wird darum gebeten, an einem Tag in der Woche im Stadion trainieren zu dürfen. Immer dienstags trifft sich der VfL-Nachwuchs. Die Antwort der Verwaltung hat bei den Trainern für Verwunderung gesorgt. In den Monaten von April bis Oktober darf die Anlage neunmal genutzt werden. Für Übungsleiter Rainer Lippe völlig unverständlich. Seit Jahren trainiert der 51-Jährige zusammen mit seiner Frau Heike und Sohn Justin die Kinder. Mittlerweile ist die Gruppe auf 63 Sportler im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren angewachsen, zehn weitere Nachwuchsathleten stehen auf einer Warteliste. Für Lippe ist die Entscheidung eine, die bei den Kindern dafür sorgt, dass diese den Spaß an der Leichtathletik verlieren.

Den Grund für die übersichtliche Anzahl Termine kennt Heinz-Josef van Meegeren vom Sportamt der Stadt. "Wenn vor Bundesjugendspielen die Bahnen abgekreidet wurden, darf dort niemand mehr laufen. Sonst wäre die Arbeit umsonst." Der Verwaltungsmitarbeiter erklärt, das hätten die Umweltbetriebe der Stadt so vorgegeben, danach würde er sich richten, das sei schon immer so gewesen und die Regelung hätte sich bewährt.

Gestern hatte die Marienschule ihre Bundesjugendspiele. Die VfL-Abteilung, die in zwei Gruppen von 17 bis 19 Uhr jeweils eine Stunde trainiert, durfte das Stadion nicht nutzen. Bis zur Mittagszeit war hier Betrieb und danach Schulschluss. Die Frage, warum der VfL dennoch nicht auf die Anlage durfte, blieb unbeantwortet. In der nächsten Woche stellt sich die Situation genauso dar: morgens Wettkämpfe, abends Trainingsverbot.

"Für uns wären das ideale Bedingungen, wenn etwa die Bahnen gezogen sind. Dadurch könnten wir das Sportabzeichen abnehmen. Ich merke, wie die Kinder sich freuen, wenn wir ins Stadion gehen", sagt Rainer Lippe. Meistens bleibt es bei der Vorfreude. Schicksal der Abteilung ist, dass für Leibesübungen an warmen Tagen, sonst nur noch die VfL-Platzanlage an der Flutstraße bleibt, die sich in der Regel in einem erbärmlichen Zustand präsentiert. Die Stadt ist dazu verpflichtet, diese in Schuss zu halten. Zuletzt wurde die Rundlaufbahn ausgebessert. Doch weigern sich selbst ältere Leichtathleten, über die Aschenbahn zu laufen. Zu groß sei die Gefahr, in ein Loch zu treten. Großartig will auch der VfL Merkur nicht in die historische Anlage investieren. Die Stadt hat nämlich angekündigt, die Merkurianer zügig in die Oberstadt - eben neben das Gustav-Hoffmann-Stadion - umzusiedeln (die RP berichtete mehrmals).

Die Lippes haben ohnehin Probleme damit, der Argumentation der Verwaltung zu folgen. "Selbst wenn dort Bahnen eingezeichnet sind, können wir immer noch entweder auf der Gegengeraden oder oben auf dem Wall laufen. Herr van Meegeren hatte erklärt, dass es zu kostenintensiv sei, wenn zusätzliche Arbeiten verursacht würden. Aber da muss am nächsten Tag nichts ausgebessert werden", betont Rainer Lippe.

Das Training im Stadion ist für die Kinder aus mehrerer Hinsicht von Vorteil. So sind etwa die Weit- und Hochsprunganlage in einem besseren Zustand als an der Flutstraße. Hochsprung kann man dort unter freiem Himmel ohne nicht mehr machen. Die Matte wurde mehrfach abgefackelt.

Das Gustav-Hoffmann-Stadion ist vor einem halben Jahrhundert gebaut worden, um dort Sport zu treiben. Angesichts des Zustands sollte man in Kleve dankbar sein, dass sich überhaupt noch jemand darauf freut, dort trainieren zu dürfen.

(jan)
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