Lokalsport Rot-Blau weiter das Maß der Dinge

Kleve · Fußball-Landesliga: Der 1. FC Kleve bezwang vor heimischem Publikum den Oberliga-Absteiger FC Kray mit 4:0 (1:0).

 Die Klever waren in den Zweikämpfen gezwungen, ihre kämpferischen Tugenden zu entdecken. In dieser Szene behauptet Mike Terfloth (2.v.r.) den Ball, als "Backup" steht Turban-Träger Niklas Klein-Wiele (links) bereit.

Die Klever waren in den Zweikämpfen gezwungen, ihre kämpferischen Tugenden zu entdecken. In dieser Szene behauptet Mike Terfloth (2.v.r.) den Ball, als "Backup" steht Turban-Träger Niklas Klein-Wiele (links) bereit.

Foto: Markus van Offern

Der Fußball-Landesligist 1. FC Kleve behauptete gestern Nachmittag mit einem vielleicht etwas zu hohen 4:0 (1:0)-Sieg gegen den Oberliga-Absteiger FC Kray die Tabellenführung. Seine Bilanz nach dem achten Spieltag beträgt unterdessen 23:5-Tore. Drei Punkte dahinter liegen der ESC Rellinghausen und Aufsteiger SV Scherpenberg, der seine vor der Saison vollmundig geäußerte Absicht, in einem Rutsch aus der Bezirksliga in die Oberliga aufzusteigen, wahr zu machen scheint. Interessent: Am nächsten Sonntag kommt es auf dem "roten Rasen" in Scherpenberg zum Duell der starken Heimelf gegen den Klever Tabellenführer. Und da Vorfreude bekanntlich die schönste Freude ist, dürfen sich die FC-Anhänger jetzt eine Woche lang mit dieser Begegnung beschäftigen.

Doch, halt. Erst einmal gilt es den gestrigen Erfolg gegen den FC Kray zu würdigen. Die Mannschaft aus dem Essener Norden praktizierte den Fußball, den nach Angaben des Klever Trainers Umut Akpinar dessen Mannschaft genauso erwartet hatte. Die Gäste suchten ihr Heil in der Offensive, nicht von ungefähr kamen ihre bisher 20 erzielten Tore zustande. Der Ertrag, der aus diesen Angriffsbemühungen resultierte, hielt sich gestern aber in eng bemessenen Grenzen. "Das haben meine Jungs sehr gut gemacht", meinte Akpinar, der die mannschaftliche Geschlosssenheit im Gegenpressing betonte.

Ein Ergebnis dessen war der Führungstreffer in der achten Spielminute. FC-Kapitän Fabian Forster schickte den Ball quer über den gesamten Platz auf Mike Terfloth, der das Spielgerät auf das hintere Eck des Essener Tores zirkelte und Krays Keeper Marius Delker offenbar auf dem falschen Fuß erwischte. Der bekam den Ball nicht zu fassen, sehr zum Gefallen des hellwachen und nachsetzenden Levon Kürkciyan. Die Klever Nummer zehn drückte den kurz vor der Torlinie frei liegenden Ball über die Linie.

Kurz darauf eine Schrecksekunde, aus der Niklas Klein-Wiele nach einem Zweikampf im Mittelkreis mit einer blutenden Kopfwunde hervorging. Während der Essener Milan Delevic sofort weitermachen konnte, musste der blonde Klever einige Zeit außerhalb des Spielfeldes behandelt werden, ehe er sich - mit einem blauen Druckverband versehen - wieder ins Getümmel stürzen konnte. Und ein Spiel für Zartbesaitete war der gestrige Nachmittag ganz und gar nicht. Zumal der Schiedsrichter über zu vieles, was die Gäste an übertriebener Agressivität in die Zweikämpfe trugen, mit falsch verstandener Großzügigkeit hinwegschaute.

Die Spieler des Tabellenführers waren gezwungen die hart geführten Zweikämpfe anzunehmen und mit zunehmender Spieldauer immer mehr zu gewinnen. Eine dieser Situationen führte kurz vor dem Seitenwechsel zu einem wunderschönen Pass in den Lauf von Klein-Wiele, der seine Geschwindigkeit mitnahm, den durch die Bewegung von Kürkciyan entstandenen Raum erstklassig nutzte, und mit seinem Schuss von der Strafraumgrenze aus den Essener Keeper zu einer Glanzparade herausforderte. Delker hob den platziert geschossenen Ball über die Latte.

Und was tat sich bis zur Halbzeitpause vor dem Klever Kasten, in den der wieder genesene Ahmet Taner zurück gekehrt war? Die Antwort lieferte Trainer Akpinar: "Wir haben vor unserem Tor nichts zugelassen." Erst nach der Pause wurde es brenzliger, als Kray mit Wucht aus der Kabine kam und die in dieser Phase nicht so präsenten Klever unter Druck setzte. Nach einem Freistoß beförderte der aufgerückte Innenverteidiger Niklas Rieker den Ball im Liegen über das Klever Gehäuse.

Doch neben der mannschaftlichen Geschlossenheit und guten Arbeitshaltung konnten sich die FC-Anhänger zwischendurch immer wieder an der individuellen Klasse ihrer Spieler erfreuen, um nicht zu sagen berauschen. Nach einer Stunde schickte Kürkciyan mit einem feinen Diagonalpass Klein-Wiele auf die Reise, der sich im gegnerischen Strafraum durchsetzte und den Ball kontrolliert unten rechts zum 2:0 einschob. Als kurz darauf Fabio Forster mit einem Heber Pascal Hühner bediente und der am herauslaufenden Torwart vorbei das 3:0 erzielte, war der Widerstand der Essener gebrochen.

Das vierte Tor durch den eingewechselten Robin Deckers war zwar nur noch Ergebniskorrektur, schien für den Schützen aber von herausragender Bedeutung zu sein. Wie anders sollte Deckers ausgelassene Freude gedeutet werden? "Man hat daran gesehen, Robin war heiß wie Frittenfett", sagte Trainer Akpinar, der auch in den Spielen vorher stets darauf hingewiesen hatte, dass jeden Spieler seines Kaders wertvoll für den Gesamterfolg sei.

(RP)
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