Kranenburg Windkraft: Hoffnung für den Widerstand

Kranenburg · Die Gemeinde Kranenburg will zwölf Windkraftanlagen in den Wald bauen lassen / Gestern wurde im Rat über die Einwände von Behörden und Bürger abgestimmt / Projektgegner demonstrierten wieder - Hilfe vom Nabu in Sicht.

 Der Widerstand hat sich formiert: Gegen den Bau der Winkraftanlagen im Reichswald wurde gestern Abend vor dem Rathaus in Kranenburg protestiert.

Der Widerstand hat sich formiert: Gegen den Bau der Winkraftanlagen im Reichswald wurde gestern Abend vor dem Rathaus in Kranenburg protestiert.

Foto: G. Evers

Gestern Abend wurden die Ratsvertreter der Gemeinde Kranenburg vor ihrer Sitzung erneut von zahlreichen Bürgern empfangen. Es ist nicht das erste Mal, dass die Lokalpolitiker sich einen Weg durch die Menge bahnen müssen. Ihr Empfang fiel erneut extrem unterkühlt aus. Das Projekt "Windkraftanlagen im Reichswald" mobilisiert immer mehr Bürger, die verhindern wollen, dass die Türme in den Forst gebaut werden. Sie haben Sorgen, dass ihnen der Wald als Freizeit- und Erholungsstätte durch die zwölf 200 Meter hohen Anlagen genommen wird.

In der gestrigen Ratssitzung stellte Theo Elbers (parteilos) den Antrag, durch einen Ratsbürgerentscheid die Bürger der Gemeinde über die Windkraft-Pläne abstimmen zu lassen. Sein Anliegen wird in der nächsten Sitzung behandelt.

Im Mittelpunkt standen die eingereichten Bedenken von Bürgern und Behörden, die sich gegen die geplante Änderung des Flächennutzungsplans richten. Die Gemeinde will mit dieser anvisierten Änderung eine Voraussetzung schaffen, damit der Projektentwickler Abo Wind die Anlagen im Reichswald errichten kann. Die Liste der Einwände umfasst beachtliche 607 Seiten. Ob Kreis Kleve, Bezirksregierung, Verein für Denkmalpflege, Wasserbehörde, Naturschutzverbände - sie alle äußerten sich äußerst kritisch zu den Plänen. Vorschlag der Verwaltung war es, etliche Anregungen abzulehnen, einige sollten im weiteren Verfahren berücksichtigt werden (das abschließende Ergebnis lag bei Redaktionsschluss noch nicht vor). Die Eingaben sollten auch auf Grundlage der Gutachten und Artenschutzprüfungen zurückgewiesen werden, die Abo Wind in Auftrag gegeben hatte. Tenor der Untersuchungen: Keine größeren Probleme für das weiter Planverfahren. Aber es gibt doch welche.

Bereits Anfang des Monats hatte Dietrich Cerff, stellvertretender Geschäftsführer der Nabu-Naturschutzstation Niederrhein, nach einer kurzen Durchsicht der Artenschutzprüfung erste Mängel an der Expertise erkannt, ohne diese detaillierter benennen zu wollen. Im Gespräch mit unserer Redaktion ging Cerff jetzt ins Detail.

"Es ist sicherlich keine Überraschung, aber die Greifvögel sind äußerst problematisch", sagt der Biologe. Konkret nennt er den Wespenbussard und bezeichnet diesen als einen Knackpunkt, in der von einem Büro für Ökologie & Landschaftsplanung angefertigten Untersuchung. Es gebe zwei oder drei Reviere im Umfeld der geplanten Anlagen, und da es sich um ein sehr seltenes Tier handele, müsse man hier genauer hinschauen, so Cerff. Noch konkreter wird der Naturschutzreferent beim Thema Baumfalke. Dieser Greifvogel gehört zu den windkraftsensiblen Arten. Hier sei schlunzig gearbeitet worden, so Cerff. Methodische Fehler und Mängel seien erkennbar. So wurden etwa Flugrichtungen des Tiers nicht ausreichend untersucht. Auch mit dem Jahreszyklus, in dem Prüfungen vorgenommen wurden, hat Cerff Probleme.

Seit der vergangenen Woche ist auch das Geohydrologische Gutachten öffentlich. Nach 138 Seiten kommt der Gutachter zu dem Ergebnis: Durch die Anlagen ist keine Beeinträchtigung des Grundwassers zu erwarten. Abo Wind-Projektleiter Georg von Aretin sagte gestern: "Wir sehen für das Verfahren der Flächennutzungsplanänderung keine unüberwindbaren Hürden. Wir sind auf Kurs."

Für die Gegner der Pläne, Windräder in den Wald zu bauen, eigentlich kein Rückschlag. "Mit diesem Ergebnis haben wir gerechnet", sagt Jeroen Boot, Sprecher der Bürgerinitiative "Gegenwind im Reichswald". Er und die Mitglieder des Vereins setzen große Hoffnung in das Fachwissen der Mitarbeiter der Nabu-Naturschutzstation. Nicht zu Unrecht. Der Naturschutzbund geht, wenn er denn eine Aussicht auf Erfolg sieht, keiner juristischen Klärung aus dem Weg. Denn, wenn die Umweltschützer diesen Weg einmal einschlagen, so war er immer von Erfolg gekrönt.

(jan)
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