Prozess in Köln Mann soll Wegezoll vor Flüchtlingsheim verlangt haben

Köln · Ein 26-Jähriger musste sich wegen versuchten Raubes vor dem Kölner Amtsgericht verantworten. Er soll "Wegezoll" von seinen Mitbewohnern in einer Flüchtlingsunterkunft verlangt haben.

 Der Prozess endete mit einem Freispruch.

Der Prozess endete mit einem Freispruch.

Foto: dpa, Federico Gambarini

Abassi Z. (Name geändert) lächelt den Vorsitzenden Richter selbstbewusst an, nachdem die Anklage verlesen worden ist. "Ich habe gar nichts damit zu tun", sagt der 26-Jährige mit Hilfe einer Dolmetscherin. Der Mann, der aus Algerien stammt und in einer Flüchtlingsunterkunft in Köln-Buchheim untergebracht war, soll im Dezember 2015 mit mindestens einem Mittäter andere Bewohner auf dem Weg zur Unterkunft abgepasst und ihnen mit einer abgebrochenen Glasflasche gedroht haben, wenn sie ihm nicht zehn Euro "Wegezoll" geben. Erst dann würde er sie vorbei lassen.

Der einzige Zeuge im Prozess, eines der mutmaßlichen Opfer, kann allerdings wenig zur Aufklärung beitragen. Der 30-Jährige behauptet, der Dolmetscher bei der Polizei habe ihn damals falsch verstanden. Auf der Wache hatte er Abassi Z. angezeigt und gesagt, der habe ihn mit der Flasche bedroht, Geld verlangt und gesagt: "Sonst wirst du aufgeschlitzt."

Auch wenn der Vorsitzende dem Zeugen nicht so ganz abnimmt, dass alles nun doch nicht so gewesen sein soll und zu ihm sagt: "So viel kann ein Dolmetscher gar nicht falsch verstehen" — es bleibt ihm nichts anderes übrig, als den Angeklagten freizusprechen. "Sie können nach Hause gehen", sagt er zu Abassi Z. Der lächelt wieder freundlich und geht.

(hsr)
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