Korschenbroich Abiturient unterrichtet Schüler in China

Korschenbroich · Elf Monate verbrachte Niklas Peters in der Volksrepublik. Dort erfuhr er große Gastfreundschaft und sah bittere Armut.

Noch sind nicht alle Koffer ausgepackt. Und so richtig angekommen scheint Niklas Peters auch noch nicht zu sein. Keine Überraschung, denn die vergangenen elf Monate verbrachte er gut 8500 Kilometer weit von seinem Heimatort Glehn entfernt in der Kleinstadt Yumen. Die liegt in der Wüstenregion Gansu im Westen Chinas, einer Gegend, die als eine der ärmsten der Volksrepublik gilt.

Erst am Dienstag kam Niklas Peters zurück - ausgerechnet an seinem 20. Geburtstag. Im Gepäck hat der junge Abenteurer zahlreiche neue Eindrücke. "In China war alles anders", sagt der Abiturient. Er hatte sich dazu entschlossen, bis zum Studium einen sogenannten Entwicklungspolitischen Freiwilligendienst in China zu leisten. Das heißt: Der junge Glehner unterrichtete dort Schüler in Englisch, die nur wenige Jahre jünger sind als er. Organisiert wurde dies vom Bundes-Entwicklungsministerium und von zwei Hilfsorganisationen.

Welches Fazit zieht Niklas Peters? "Ein gutes. Ich konnte viele Eindrücke sammeln, wurde von den meisten sehr freundlich empfangen. Gastfreundschaft wird dort großgeschrieben. Doch auch diese Reise hatte negative Seiten."

Andere Länder, andere Sitten: So musste sich der ehemalige "Gyko"-Schüler erst an die fremde Kultur gewöhnen. "China ist deutlich chaotischer als Deutschland. Zum Beispiel der Straßenverkehr: Niemand hat dort die Regel ,rechts vor links' beachtet", sagt Peters. Autos zählten in Yumen nicht zu den Selbstverständlichkeiten des Alltags, Smartphones hingegen schon.

Allgemein ist der Lebensstandard in der Region Gansu deutlich niedriger als in Deutschland. Auch das meist deutlich schärfere und exotischere Essen mit Stäbchen war für ihn erst ungewohnt. "Ich habe viel Fleisch gegessen. Und ,Baozi'. Das ist ein knödelartiges, dampfgegartes Gebäck. Und natürlich Reis", sagt der 20-Jährige. Allerdings wusste er nicht immer genau, was er zu sich genommen hat.

Was er die elf Monate über am stärksten vermisst hat? "Natürlich meine Familie, meine Freunde. Und Nutella", sagt Peters schmunzelnd. Er spricht vom bisher größten Abenteuer seines Lebens. Schließlich war er dort Ausländer - aber als Deutscher sehr angesehen.

"Deutschland steht dort für Qualität", erzählt der Glehner, der seiner Familie zum 50. Geburtstag seiner Mutter Sabine im Juni einen kurzen Überraschungsbesuch abgestattet hatte. Jetzt ist er froh, wieder zu Hause zu sein, zurück in Europa. Denn China sei weit entfernt vom demokratischen Demokratie-Verständnis. Als Beispiel nennt er Einschränkungen bei der Meinungsfreiheit. Internetseiten wie Facebook oder YouTube seien dort gesperrt. Und: "Schüler werden immer noch geschlagen, wenn sie sich nicht benehmen", berichtet Niklas Peters. Als Englisch-Lehrer habe er sich daran nicht beteiligt. "Schüler möchte ich in China nicht sein. Auch wegen der harten 18-Stunden-Tage."

Trotzdem bereut er nicht, dort gewesen zu sein. Allein wegen der zahlreichen neuen Eindrücke. "China werde ich sicher nicht zum letzten Mal gesehen haben."

(NGZ)
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