Korschenbroich Firma will Graffiti-Kunst statt Schmiererei

Korschenbroich · Nachdem ihre Halle illegal beschmiert wurde, rufen zwei Geschäftsleute jetzt eine außergewöhnliche Aktion ins Leben: Der Sprayer, der den schönsten Entwurf für ein Graffiti mit ihrem Firmenlogo erstellt, darf die Wand neu besprühen.

 Reinhard Giese (l.) vom Kreisjugendamt berät Ralf Kaufhold bei einem Ortstermin. Im Hintergrund ist die Halle zu sehen, auf der Unbekannte hässliche Schmierereien hinterlassen haben. Die Wand soll nun von Profis neu gestaltet werden.

Reinhard Giese (l.) vom Kreisjugendamt berät Ralf Kaufhold bei einem Ortstermin. Im Hintergrund ist die Halle zu sehen, auf der Unbekannte hässliche Schmierereien hinterlassen haben. Die Wand soll nun von Profis neu gestaltet werden.

Foto: cka

Demjenigen, der den besten Entwurf zu bieten hat, winkt ein Preisgeld von 500 Euro. Das steht schon einmal fest. Wie es dann genau weitergeht, weiß Ralf Kaufhold noch nicht. "Die Details werden sich dann ergeben", sagt der Unternehmer, der seit einigen Monaten gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Michael Oleimeulen im Kleinenbroicher Gewerbegebiet Püllenweg einen Werkzeughandel betreibt. Die Halle der Unternehmer ist vor Kurzem zur Zielscheibe von fragwürdigen Graffiti-Künstlern geworden, die unschöne Schmierereien hinterlassen haben. Nun wollen sie die Rückseite ihrer Lagerhalle von einem Profi gestalten lassen - im besten Fall von dem, der den besten Entwurf erstellt. "Es soll wieder ein Graffiti werden", sagt Ralf Kaufhold, "- diesmal aber eins mit unserem Firmenlogo."

Das soll zum einen die illegal aufgetragenen Graffiti verschwinden lassen und zum anderen dazu beitragen, dass die Halle nicht mehr mit hässlichen Schriftzügen besprüht wird.

Die Unternehmer haben sich also entschieden, die zur Bahntrasse hin ausgerichtete Rückseite ihrer Halle zum legalen Sprayen zur Verfügung zu stellen. "Für Profis, die das sprühen, was wir mit ihnen abgesprochen haben", betont Kaufhold. Beratung gab's jetzt vom Kreisjugendamt: Reinhard Giese freut sich über jede Fläche, die Jugendlichen für die legale Gestaltung mit Graffiti bereitgestellt wird - wenn es in Korschenbroich allgemein im Vergleich zu anderen Städten auch keine allzu großen Probleme mit illegalen Sprayern gibt. Ralf Kaufhold und Michael Oleimeulen seien die ersten - mutigen - Unternehmer, die eine Fläche zur Verfügung stellen. "Die Flächen, die Jugendliche bisher legal besprühen durften, liegen eher im öffentlichen Raum", erzählt Reinhard Giese, für den die Rückseite der Halle ein außergewöhnlicher Ort für Graffiti legaler Art ist. Er weist auch auf Probleme hin: "Die Fläche, die theoretisch gestaltet werden könnte, ist riesig. Wahrscheinlich so groß, dass ein Graffiti allein sie kaum füllen kann." Giese hat seine Kollegen, die in den Korschenbroicher Jugendzentren aktiv sind, schon auf den Wettbewerb hingewiesen. "Das Jugendzentrum Sinnflut in Glehn hat Interesse geäußert", sagt er. Ob die Jugendlichen, die dieses Zentrum besuchen, tatsächlich das Firmenlogo "Arturus24" auf die Hallenverkleidung sprühen werden, steht allerdings noch in den Sternen. "Als Kreisjugendamt wollen wir der Firma in erster Linie beratend zur Seite stehen", betont Giese.

Ralf Kaufhold will sich offen zeigen - für legale Graffiti. Die Reinigung der Halle nach den unschönen Schmier-Angriffen sei gescheitert beziehungsweise viel zu teuer. "Ein professionelles Graffiti könnte ich mir gut vorstellen. Natürlich wollen wir auch die Individualität des Künstlers berücksichtigen", sagt der Unternehmer, der auch die Kosten für die Sprühmaterialien tragen würde, die bei der Aktion zum Einsatz kommen.

(cka)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort