Korschenbroich Hoerenhof: Mundart hält offensichtlich jung

Korschenbroich · Der Vorverkauf lief eher schleppend, aber das "Sommerfest der Mundart" auf dem Hoerenhof war dann doch ausverkauft. Die rund 200 Besucher erlebten überwiegend bekannte Akteure wie Hotte Jungbluth und Heinrich Gilges. Moderator Pejo Stefes trug auch einen von ihm ins Plattdeutsch übersetzten Text vor.

 Mundartabend mit Heinz Gilges, Katharina Hall, Hotte Jungbluth.

Mundartabend mit Heinz Gilges, Katharina Hall, Hotte Jungbluth.

Foto: JKN

Die Idylle, die der Hoerenhof ausstrahlt, ist auch dann präsent, wenn der Innenhof voller Menschen ist. "Das ist schöner hier als auf der heimischen Terrasse", bemerkte Stefes und niemand konnte da widersprechen. Was auffiel - und schon ein wenig beunruhigend wirkte: Bei der Veranstaltung, die der Verein zur Pflege der Mundart im Rhein-Kreis Neuss und der Heimatverein Korschenbroich in Zusammenarbeit mit Peter Hoeren organisiert hatte, sind viele der Akteure bereits jenseits der 80. So wie Cilly Fiethen aus Büttgen. Sie wird im Herbst 90 Jahre alt. Wenn man sie erlebt, könnte man meinen, Mundartpflege halte jung. Sie erzählte von einem Jungen, der in die Erbsensuppe uriniert hatte - die Landarbeiter lobten anschließend den hervorragenden Geschmack. Die Geschichten von früher waren fast immer deftige Geschichten von armen Leuten. Katharina Hall (76) aus Bettikum erzählte auf Platt von armen Bauersleuten, die sich keine Kuh, sondern nur eine Ziege leisten konnten. Heinrich Gilges (83) erinnerte mit "Näcke Föötskrom" daran, wie ärmlich die Menschen am Neusser Neumarkt vor dem Zweiten Weltkrieg lebten - für die Tagelöhner war selbst ein paar Schuhe Luxus.

Wilhelm Schepping hatte Wilhelm Busch in Mundart übersetzt, Ehefrau Annette (83) las aus einer Sammlung von 500 Sprüchen. Andrea Otten und Sabine Stefes - sie war mit ihren 41 Jahren die mit Abstand Jüngste auf der Bühne - stellten den "Plattkalender" vor: Für jeden Geburtstag gibt es einen deftigen Begriff. Wer etwa am 4. März geboren wurde, ist ein "Stenkpitter", wer am 19. November das Licht der Welt erblickte, eine "Aapefott".

(NGZ)
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