Interview mit Claus-Dieter Preuß (Die Partei) Das ist (vielleicht) Krefelds erster Europa-Abgeordneter

Krefeld · 947 Krefelder haben dafür gesorgt, dass Die Partei einen Sitz im Krefelder Rat inne hat. Den wird Claus-Dieter Preuß (58) einnehmen. Damit aber nicht genug: Es geht für ihn auch ins Parlament nach Brüssel - zumindest wenn es nach der satirischen Partei vom ehemaligen Chefredakteur des Magazins "Titanic", Martin Sonneborn, geht.

 Claus-Dieter Preuß (58, Die Partei) wurde am Sonntag in den Krefelder Rat gewählt.

Claus-Dieter Preuß (58, Die Partei) wurde am Sonntag in den Krefelder Rat gewählt.

Foto: Thomas Lammertz

Sonneborn, der tatsächlich Europa-Abgeordneter wurde, hatte angekündigt, schnell zurückzutreten, um 60 Parteimitglieder durch das EU-Parlament zu schleusen. "Das heißt, dass jedes dieser Mitglieder einmal für 33.000 Euro im Monat sich Brüssel anschauen kann und dann zurücktritt und noch sechs Monate lang Übergangsgelder bezieht. Wir melken also die EU wie ein kleiner südeuropäischer Staat", sagte Sonneborn.

 Die Partei: Der 8-Punkte-Plan für Krefeld.

Die Partei: Der 8-Punkte-Plan für Krefeld.

Foto: Die Partei Krefeld

Im Interview mit unserer Redaktion spricht Preuß nun über Drogen, das Rauchverbot und Vorbehalte gegenüber seiner Partei.

Herr Preuß, wie viel Bier haben Sie am Sonntag getrunken?

Claus-Dieter Preuß Woher wissen Sie, dass ich Bier getrunken habe?

Ich kenne kaum Bilder von Die Partei-Mitgliedern ohne Bier. Ich habe auch eines von Ihnen gesehen.

Preuß (lacht) Aha. Es waren schon ein paar. Wir waren erst im Rathaus. Aber da war um 18.45 Uhr alles leer. Dann sind wir ins "Limericks" zu den Grünen und später ins SPD-Haus. Da haben wir dann so gegen 1 Uhr abgeschlossen.

Ist es denn beim Bier geblieben oder haben sie ihren Einzug in den Rat auch mit Schnaps und Champagner gefeiert?

Preuß Ne, leider nicht. Es ist uns erst zu spät eingefallen, Piccolos mitzunehmen. Wir mussten ja auch bis zum letzten Stimmbezirk warten, ob es wirklich klappt. Dann haben wir uns gegenseitig bejubelt. Mein Kumpel von der SPD, Jürgen Oppers, der endlich Theo Wirtz (CDU, Anm. d. Red.) rausgehauen hat, hat sich mit uns gefreut. Alle waren nett zu uns.

Haben noch andere Parteien gratuliert?

Preuß Peter Klein von den Piraten hat am Montagmorgen angerufen. Wir überlegen jetzt eine Gruppe aufzumachen. Zu zweit geht das ja. Dann kriegen wir auch ein Büro und haben fast so viele Rechte wie eine Fraktion.

Für eine Fraktion sind drei Personen notwendig. Gibt es da Überlegungen in Richtung UWG oder AfD?

Preuß Ich kenne Herrn Drabben von der UWG nur flüchtig. Aber Peter Klein ist von ihm nicht so begeistert. Und zur AfD: Um Gottes Willen!

Hat Parteichef Martin Sonneborn schon angerufen?

Preuß Wir hatten über "WhatsApp" Kontakt und haben uns gegenseitig gratuliert. Herr Sonneborn hat ja auch schon angekündigt, dass sich Die Partei-Mitglieder in Brüssel etwa jede vier Wochen abwechseln. Ich stehe an dritter Stelle und bin also im dritten Monat dran. Somit werde ich Krefelds erster Europa-Abgeordneter.

Mit welchen Vorhaben ziehen Sie nach Brüssel?

Preuß Ich will Ruhm, Macht und Geld. Jeder kriegt 10.000 bis 12.000 Euro im Monat. Bei den Kosten für's Büro kann ich auch noch was sparen. Außerdem gibt es Übergangsgeld für sechs Monate. Das sind dann insgesamt knapp 30.000 Euro pro Monat, wenn wir uns abwechseln. Da sind dann doch viele bereit, nach Brüssel zu gehen.

Wie passt Ihr nach außen getragener Alkoholkonsum eigentlich mit Ihrer Forderung auf dem 8-Punkte-Plan für Krefeld, "den Rat bis 2019 (nahezu) drogenfrei zu machen", zusammen?

Preuß Ich glaube, es wird uns nicht ganz gelingen. Wir versuchen es auf jeden Fall. Bei den schlechten Entscheidungen im Krefelder Rat in den vergangenen Jahren muss schließlich irgendetwas in die Richtung dahinterstecken.

Jetzt mal ehrlich: Wie ernsthaft gehen Sie Ihr Mandat an?

Preuß Ich konzentriere mich auf Krefeld. Das sind immerhin sechs Jahre. Es ist nicht mein Hauptziel, mit Unsinn zu glänzen. Ich bin Neuling und bereit, zu lernen. Ich will aber auch meine eigene Note hinterlassen.

Welche Maßnahmen des 8-Punkte-Plans werden als erste angegangen?

Preuß Das mit den Drogen müssen wir erstmal in Ruhe sehen. Aber das Rauchverbot zu kippen, wäre toll. Der Stadt fehlt ohnehin Personal für Kontrollen. Und wir werden da sicher auch nicht rigide schnüffeln, wenn es glimmt. Der Vesuv von Neuss (Bürgermeister Herbert Napp, Anm. d. Red.) ist ein gutes Vorbild. Bei Umfragen in der Partei sind 80 Prozent für das Rauchen. Man grenzt ja auch Leute aus. Ich bin selbst Nichtraucher, aber man sitzt letztlich alleine an der Theke. Das schadet der Gemütlichkeit.

Haben Sie Angst davor, dass andere Ratsmitglieder Sie mit Missachtung strafen und Ihnen respektlos gegenüber treten?

Preuß Ich weiß, die die uns nicht näher kennen, begegnen uns mit Skepsis und teils abschätzend. Ich bin aber mittlerweile so bekannt, dass es — glaube ich zumindest — nicht mehr so ist. Auch die CDU hat uns letztens am Stand die Hand gegeben.

Und falls doch: Wie reagieren Sie? Lassen Sie es auf eine Eskalation mit Ratsmitgliedern bewusst ankommen?

Preuß Ich möchte doch lieber Harmonie im Rat.

Was entgegnen Sie Leuten, die sagen, Die Partei sei demokratiefeindlich?

Preuß Das höre ich ehrlich gesagt zum ersten Mal. Unser Programm ist doch reinste Demokratie. Wir sind die Partei der extremen Mitte.

Zum Schluss: Sagen Sie uns doch bitte, was die Krefelder von Ihnen im Rat erwarten können und woran Sie sich messen lassen wollen?

Preuß Ich werde versuchen, die Stadt nicht noch mehr runterzumachen, sondern sie aus dem Schlamassel rauszuholen. Ich habe gute Kontakte zur Verwaltung, was andere im Rat nicht behaupten können. Wenn ich zum Beispiel Herrn Heitmann von der FDP höre, der das Personal der Verwaltung immer weiter kürzen möchte. Das sind populistische Forderungen. Die haben doch eh schon zu wenig Personal. Da muss man sich einsetzen. Und ich will, dass der KFC Uerdingen wieder nach oben kommt. Das war eine grausame Saison.

(erer)
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