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Krefeld Die Beine rauben den Schlaf

Krefeld · Nerven zerreibende Müdigkeit und das Problem, trotzdem nicht einschlafen zu können. Grund: Schmerzen, Brennen, Kribbeln in den Beinen. Fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung leiden unter dem Restless-Legs-Syndrom.

 Das Restless-legs-Syndrom kann auf ein Herzleiden hinweisen.

Das Restless-legs-Syndrom kann auf ein Herzleiden hinweisen.

Foto: RPO

„Um 3 Uhr nachts ist man so müde, dass man die Augen nicht mehr aufhalten kann und vollkommen verzweifelt, weil man nicht einschlafen kann. Die Beine halten einen wach. Furchtbar“, erzählt Karin Dumke. Sie leidet unter dem „Restless-Legs-Syndrom“, zu Deutsch: ruhelose Beine. Seit15 Jahren lebt sie mit der Krankheit. An die Anfänge ihres nervtötenden Leidensweges erinnert sie sich genau. „Ich konnte plötzlich nicht mehr einschlafen. Die Beine waren unruhig, und ich konnte nicht liegenbleiben. Ich habe angefangen, nachts durch die Wohnung zu wandern, zu lesen oder fernzusehen.“

Arzt verkannte die Krankheit

Schließlich ging Karin Dumke zum Arzt. Der erklärte ihr, sie sei nervös und verschrieb Schlaftabletten. Der ersehnte Schlaf blieb aus. Stattdessen kam zu der Unruhe eine neue Beschwerde hinzu: nächtliche Schmerzen in Füßen und Beinen. „Sobald man sich bewegt, hört es auf, sobald man liegt, ist es unerträglich. Ich habe manchmal geheult wie ein Schlosshund“, sagt Dumke. Irgendwann fiel ihr ein Bericht über das Restless-Legs-Syndrom in die Hände. Der Besuch beim Neurologen brachte Klarheit: Restless Legs. Das verordnete Medikament, ein typisches für die Therapie des Syndroms, „L-Dopa“ schlug an. Ein klarer Beweis.

Dr. Adrian Mohr ist Facharzt der Neurologie, Psychiatrie und Leiter des Schlaflabors an der Klinik Königshof. Er hat sich seit sieben Jahren auf die ruhelosen Beine spezialisiert. „Man kann fast von einer Volkskrankheit sprechen. Fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung leiden darunter, mit hoher Dunkelziffer. Viele Menschen trauen sich nicht, zum Arzt zu gehen, aus Angst, zum Psychopathen oder Hysteriker erklärt zu werden“, weiß Mohr. Ein riesiges Problem bestehe auch darin, dass das Syndrom in drei Viertel aller Fälle immer noch verkannt werde. Als Venenleiden oder Durchblutungsstörung. Aufklärungsarbeit sei gefragt. Die Krankheit sei ein furchtbares Schicksal für die Betroffenen. Oftmals träte die Unruhe nicht mehr nur im Liegen, sondern auch beim Sitzen auf. Die Konsequenzen: „Depression und soziale Isolation. Langes Sitzen in Gesellschaft, Kinobesuche oder Flugreisen sind unmöglich. Dazu kommt noch die Plage der Schlaflosigkeit und die ewige Müdigkeit.“

Karin Dumke zählt mittlerweile auch zu Mohrs Patienten. Dank einem Opiat, ein synthetisches Morphiumpräparat, kann sie heute besser schlafen. Ohne Medikamente geht es nicht. Denn eine Therapie der Restless Legs ist möglich. Eine Heilung noch nicht.

(RP)
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