Krefeld Museum zeigt Hafengeschichte in neuer Halle

Krefeld · Schwarzer Rauch und qualmende Schlote waren um das Jahr 1900 Symbole für Fortschritt. Zu der Zeit stritten Linn und Uerdingen um das Hafen-Geschäft mit Kohle - jeder für sich und kräftig gegeneinander. Das änderte sich erst mit der Eingemeindung nach Krefeld.

 Jennifer Morscheiser, Christoph Dautermann, Eileen Wolf und Hans Peter Schletter stellten gestern die neue Schiffshalle und das Ausstellungskonzept im archäologischen Museum vor.

Jennifer Morscheiser, Christoph Dautermann, Eileen Wolf und Hans Peter Schletter stellten gestern die neue Schiffshalle und das Ausstellungskonzept im archäologischen Museum vor.

Foto: Lammertz Thomas

Die herrschenden Völker kamen und gingen, der Rhein blieb. Seit Jahrtausenden ist er ein wichtiger Verkehrsstrom und Krefeld ein Platz für den Handel. In der umgebauten Schiffshalle des Archäologischen Museums in Linn zeigt eine neue anschauliche Ausstellung die Anfänge des Hafens zur Zeit der Römer über das Mittelalter bis hin in die Neuzeit. Für das neue Konzept wurden unterschiedliche Bildformen mit Ausstellungsstücken und Texttafeln kombiniert, das Museale gestrafft und Suchspiele für den pädagogischen Ansatz eingebaut.

 Der Kölner Maler und Archäologe Boris Burandt hat in einem Wandgemälde den Hafen in Gelduba zu Römerzeiten dargestellt.

Der Kölner Maler und Archäologe Boris Burandt hat in einem Wandgemälde den Hafen in Gelduba zu Römerzeiten dargestellt.

Foto: Lammertz Thomas

Im Zentrum der neuen Schiffshalle steht ein um das Jahr 800 gebautes und in den 1970-er Jahren bei Arbeiten im Krefelder Hafen entdecktes, rund 13 Meter langes und drei Meter breites Schiff, dessen Restauration etwa 30 Jahre lang gedauert hat. Eileen Wolf kann sich noch genau daran erinnern. Die Restauratorin hatte die Montage und die Konservierung der Entdeckung selbst übernommen. Zwei weitere Funde aus Krefeld sind im Schifffahrtsmuseum in Bremerhaven zu sehen. "Das schönste und wichtigste wollten sie nicht mehr", berichtete Stadtarchäologe Hans-Peter Schletter gestern bei der Vorstellung der neuen Schiffshalle. Noch heute sind die Spuren zu sehen, wo die Baggerschaufel in die Bordwand des Transportbootes aus Eiche gegriffen hat. Das Plattbodenschiff mit aufgebogenem Bug und Heck konnte überall am Ufer anlanden. Damals waren noch keine Kaimauern vorhanden. Die kamen erst viel später.

Ebenfalls direkt ins Auge - weil genau gegenüber der Eingangstür - fällt ein Wandgemälde des Malers und Archäologen Boris Burandt. Es stellt den Hafen am Kastell Gelduba dar. Schon damals seien dort Waren wie Austern, Olivenöl, Wein, Bernstein und Salz aus fernen Ländern angeliefert worden, informierte Jennifer Morscheiser, Leiterin der Museen Burg Linn. Einige Amphoren als Transportgefäße sind in Vitrinen ausgestellt. Hinzu kommen zahlreiche interessante Exponate privater Finder. Seinerzeit habe es noch keinen Bodendenkmalschutz gegeben. "Das war eine Art Goldgräberstimmung", sagte Jennifer Morscheiser über die Grabungslaune der Privatpersonen.

 Die Informationen über die Entwicklung des Krefelder Hafens reichen bis in die Neuzeit: Um 1900 zeugten qualmende Schlote und schwarzer Rauch von wirtschaftlichem Aufschwung.

Die Informationen über die Entwicklung des Krefelder Hafens reichen bis in die Neuzeit: Um 1900 zeugten qualmende Schlote und schwarzer Rauch von wirtschaftlichem Aufschwung.

Foto: Thomas Lammertz

Komplett neu ist die Darstellung der Entwicklung des Hafens bis in die Neuzeit. "Wir haben das 19. und 20. Jahrhundert mit einbezogen", berichtet der stellvertretende Museumsleiter Christoph Dautermann. Nachdem das mittelalterliche Uerdingen in einem Rheinhochwasser untergegangen war, sei der Ort um 1284 neugegründet worden. Der Erzbischof von Köln habe entsprechende Pläne für den nach Nordenzu verlagernden Hafen ausarbeiten lassen. Uerdingen wurde Zollstation. 1901 wurde Linn von Krefeld eingemeindet. Die Stadt wuchs und 1929 wurde auch Uerdingen zum Stadtteil der Seidenstadt. Der Hafen wurde ausgebaut und wurde ein Handelsplatz mit der heute noch vorhandenen und denkmalgeschützten Hafendrehbrücke. Zuvor stritten Uerdingen und Linn miteinander um Territorium am Rhein und das Geschäft im Kohlehandel.

An anderer Stelle sind 14 Gemälde, Stiche und Fotos in Petersburger Hängung zu sehen. Sie zeigen unter anderem den Bau der - ebenfalls denkmalgeschützten - Rheinbrücke aus dem Jahr 1936 sowie eine Hafenszene des Krefelder Malers Hans Dohm.

Zur Eröffnung am Freitag, 10. Februar, um 19 Uhr singt der Linner Shanty-Chor. Es spricht Elisabeth Lehnen, Geschäftsführerin des Hafens.

(sti)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort