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Krefeld Straßenmusik aus Paris verzückt Krefeld

Krefeld · Eine Krefelder Reisegruppe entdeckte Les Jetés del L'encre am Montmartre und lud sie ein zu einem Habima-Konzert.

Ein ungewöhnliches Gastspiel erlebten die Besucher der Habima im jüdischen Gemeindezentrum am Sonntag. Keine Agentur hatte das Quartett "Les Jetés del L'encre" dorthin vermittelt, sondern eine Reisegruppe der Gemeinde hatte es in einem Zimmertheater am Pariser Montmartre entdeckt und nach Krefeld eingeladen.

Und dort standen die Musiker nun auf einer Bühne, die so groß war wie daheim die ganze Lokalität. Gilles Marie war der Frontmann, spielte die Rhythmusgitarre und sang die Chansons, die er selbst geschrieben hatte. Hinter ihm stand Philippe Schwall mit seinem Kontrabass, der im großen Ganzen unauffällig, aber ensemble-dienlich spielte und gelegentlich ein paar Tanzschritte mit seinem Instrument vollführte, wodurch er sich als Rock'n'Roller im Herzen auswies. Flötist Pascale Le Pape ersetzte mit vielseitigem Spiel vollwertig die Geige und/oder das Akkordeon, das man in einer französischen Besetzung statt der Querflöte hätte erwarten können. Die Sologitarre spielte ein Mann namens Ulysse, und wer nach dem großen Odysseus heißt, braucht wahrlich keinen Familiennamen. Aber er hätte ruhig ein paar Soli mehr spielen können, auch wenn er der Neueste in der Truppe ist.

Gilles Marie spielte zwar sehr einfach, rhythmisch aber durchaus abwechslungsreich. Typische Rhythmen des Chansons und flotter Sinti-Swing kamen häufig vor, aber auch Flamenco, und einmal stand ein argentinischer Huayno Pate. Deshalb machte sich manchmal auch Joachim Watzlawik am Cajon gut.

Die Stimme des Sängers hatte einige Ähnlichkeit mit der des Chansonniers Danny Marino, der einst in Düsseldorf und Hamburg die "Danny's Pan"-Folk-Musik-Bühnen betrieb. Und wenn er sie nicht überforderte, dann klang sie auch angenehm. Einmal versuchte er allerdings, mit Gilbert Bécaud zu wetteifern, und das wurde richtig peinlich.

Gilles Maries Lieder drehten sich - wie könnte es auch anders sein - um die Liebe. Sie boten aber durchaus Überraschungen, wenn die hilfreiche Übersetzerin zu Wort kam. So erzählte eines der Chansons von einem Mann, der sich unglücklicherweise in eine Frau verliebt hatte, die ihrerseits nur Frauen liebte, ein anderes von seiner Großmutter, die ihn als Kind fragte, was er denn mal werden wolle, worauf er antwortete: "Ich will Troubadour werden, um möglichst viel Liebe zu erlangen."

"Les Jetés del L'encre" wirkten bei alledem nicht wirklich wie Profis, vielleicht eher wie eine Straßenmusikgruppe, aber wie eine mit viel Herz, und deshalb rissen sie das Publikum im zu etwa zwei Dritteln besetzten Saal auch beinah mühelos mit.

(RP)
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