Schwimmen Wo schnell schwimmen besonders sinnvoll ist

Erkelenzer Land · Zwei neue Weltrekorde - und vier Schwimmer aus dem Erkelenzer Land waren mittendrin. Im Schatten der größten Burganlage der Welt in Burghausen fanden die German Open im Eisschwimmen statt.

 Imposante Kulisse: Am Fuße der längsten Burganlage der Welt in Burghausen war im darunter liegenden Wöhrsee ein Wettkampfbecken von 25 Metern Länge mit acht Bahnen eingerichtet.

Imposante Kulisse: Am Fuße der längsten Burganlage der Welt in Burghausen war im darunter liegenden Wöhrsee ein Wettkampfbecken von 25 Metern Länge mit acht Bahnen eingerichtet.

Foto: TV Erkelenz

Bei Wettkämpfen geht es um Sekunden, manchmal entscheiden sogar Hundertstel über Sieg und Niederlage. Vier Schwimmern der Masters-Abteilung des TV Erkelenz war jetzt allerdings ganz besonders daran gelegen, möglichst schnell durchs Wasser zu pflügen, denn in Burghausen fanden an drei Tagen die German Open im Eisschwimmen statt. Bei 3,5 Grad Wassertemperatur wetteiferten 180 mutige Eisschwimmer aus 15 Nationen um Titel - und zwar ohne Neoprenanzug.

Während sich die "Profis" Christof Wandratsch und Petar Stoychev - der Bulgare war unter anderem Weltmeister im fünf Kilometer Freiwasserschwimmen 2011 in Shanghai und ist Rekordhalter der Ärmelkanalquerung in unter sieben Stunden - dem Wettschwimmen über die Langdistanzen widmeten, gaben Dennis Eder (AK 20), Franziska Eser (AK 20), Ute Holt (AK 40) und André Lennartz (AK 30) ihr Bestes für den TV Erkelenz über die Strecken bis 200 Meter Länge.

 Kälteunempfindlich (v.l.): Ute Holt, Franziska Eser, Dennis Eder und André Lennartz aus der Masters-Abteilung des TV Erkelenz.

Kälteunempfindlich (v.l.): Ute Holt, Franziska Eser, Dennis Eder und André Lennartz aus der Masters-Abteilung des TV Erkelenz.

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Am Fuße der längsten Burganlage der Welt war im darunter liegenden Wöhrsee ein Wettkampfbecken von 25 Metern Länge mit acht Bahnen eingerichtet. Die alten Stege des Freibades umrundeten den Wettkampfbereich und gaben den Zuschauern einen tollen Blick auf das Geschehen im mit Flutlicht beleuchteten Seebecken. Über Leitern ging es auf das Kommando "Get into the water" ins Wasser. Das Startsignal folgte unmittelbar, ohne dass die Schwimmer sich noch Gedanken über die Kälte machen konnten.

Während die Zuschauer noch den Atem anhielten, war die erste Bahn bereits absolviert. Die Kälte biss im Gesicht und kroch die Hände und Füße hoch. Nach 50 Meter hieß es Kopf abschalten, Kältegefühl ausblenden und nur noch schwimmen. "Das zwei Meter tiefe Wasser Wettkampfbereich des Wöhrsees war so klar, dass man den Grund sehen konnte", erinnert sich Ute Holt, "darüber konnte man fast vergessen, dass man sich mit den anderen Kaltwasserverrückten messen wollte."

 Über Leitern ging es auf das Kommando "Get into the water" ins 3,5 Grad kalte Wasser des Wöhrsees.

Über Leitern ging es auf das Kommando "Get into the water" ins 3,5 Grad kalte Wasser des Wöhrsees.

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Die Schwimmer kamen alle krebsrot schleunigst über die Holzleitern aus dem Wasser und sprinteten in die nahe Sauna oder die Holzzuber mit warmem Wasser, um sich wieder aufzuwärmen. "Das ist natürlich kein Vergleich zu den Bedingungen zu Hause. Dort gab es diesen Komfort für uns nicht", erinnert sich Holt, "nach dem Training in den maximal sechs Grad kalten Brachelener See zur Vorbereitung gab es nur heißen Tee zum Aufwärmen."

Doch die harte Vorbereitung scheint sich gelohnt zu haben: Aufgrund der guten Ergebnisse der vier Erkelenzer Freiwasserenthusiasten, fragte nach drei Tagen keiner mehr "Wo liegt denn Erkelenz?". Das Quartett qualifizierte sich bei allen zwölf Starts jeweils für die Finalläufe. Die Vereinskollegen zu Hause verfolgten die Rennen begeistert am Live-Stream im Internet.

Zum Auftakt schlug André Lennartz über 200 Meter Freistil nach 2:25,27 Minuten ganz knapp als Fünfter vor Dennis Eder (2:26,47) an. Die schnellste Zeit im Verhältnis zu den Hallenbestzeiten schwamm Eser (2:37,87). Sie war damit nur knapp vier Sekunden langsamer als Ines Hahn vom SV Wacker Burghausen. Bei Ute Holt reichte die Zeit von 2:52,85 Minuten für Platz fünf. Lennartz war über 50 Meter Freistil im Finale nicht zu bremsen: Als ob er die Kälte ganz ausblenden könnte, schwamm er fast so schnell wie im Becken. Er schlug nach 29,5 Sekunden nur knapp eine Sekunde nach dem Sieger an. Dennis Eder als Vierter schlug (29,74) auch noch deutlich vor dem Lokalmatador und ehemaligen Weltrekordhalter über die 1000 Meter Freistil, Christoph Wandratsch, an. Für die Brustspezialistin Franziska Eser war der Finalsieg über 50 Meter Brust in 39,08 Sekunden der krönende Abschluss. Ute Holt schlug nur eineinhalb Sekunden nach ihr an und machte den Doppelsieg perfekt.

Für die vier Schwimmer aus dem Erkelenzer Land waren die Einzelergebnisse nur noch durch den Start als Staffel zu toppen. Unter dem Namen Fischstäbchen schwamm das Mixedteam in der Funstaffel über 4x25 Meter Freistil auf Platz drei. Der Spaß an der ungewöhnlichen Veranstaltung stand den Eisschwimmern ins Gesicht geschrieben. Der ein oder andere traut sich im kommenden Jahr vielleicht auch an die längeren Strecken ran.

(RP)
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