Erkelenz Trickdiebe - immer öfter Polizei-Masche

Erkelenz · Im April und an Pfingsten gab es mehrere Fälle in Erkelenz sowie Gangelt, wo Trickdiebe sich als Polizisten tarnten. Die echte Polizei ist besorgt, weil versucht wird, vor allem älteren Menschen zu schaden, und weil es teils um viel Geld geht.

Opfer von Trickdieben, die sich als Polizisten, Bankmitarbeiter oder Enkel ausgeben, befinden sich in einer sehr schwierigen Lage. Sie haben nicht nur Geld, teilweise sogar sehr viel Geld, verloren, sondern sind zuvor von den Tätern auch regelrecht manipuliert worden, um ihr Erspartes herauszugeben. Eine für sie bedrückende Situation. Im April und an Pfingsten hat es mehrere Fälle in Erkelenz sowie in Gangelt gegeben, wo Täter sich als Polizisten tarnten.

"Die Masche, sich als Polizist auszugeben, um zunächst an das Vertrauen und dann das Geld oder den Schmuck der Opfer zu gelangen, ist nicht ganz neu. Sie wird inzwischen bundesweit praktiziert. Wir im Kreis Heinsberg hatten 2016 den ersten Fall, der uns gemeldet worden war", erklärt Karl-Heinz Frenken, Pressesprecher der Polizei Heinsberg. Und wie zum Beleg, dass die Masche in der Region derzeit vermehrt eingesetzt wird, hat Aachens Polizei gestern von Dienstagabend berichtet, dass auch in ihrer Leitstelle "die Telefone nicht stillstanden. Mit einer Rufnummer, die auf die Ziffernfolge 110 endet, versuchten Betrüger zum wiederholten Male, vor allem ältere Menschen übers Ohr zu hauen".

Trickdiebe, die sich zunächst am Telefon bei ihren potenziellen Opfern melden, geben sich als deren Enkel aus, dieses Vorgehen ist inzwischen ziemlich bekannt, oder sie erklären, von der Bank, der Rentenversicherung, einem Pflegedienst oder eben der Polizei zu sein. "Teilweise bringen sie in den Telefonaten die Opfer auch erst dazu, von sich aus ein Stichwort zu geben, an dem sie danach ihre Geschichte ausrichten", berichtet Frenken aus Erfahrungen der echten Polizei. Was seine Kollegen von den Opfern erführen, sei, dass die Täter in der Gesprächsführung sehr geschickt seien und es schafften, schnell Zweifel auszuräumen, so dass ihnen geglaubt werde. Teils brächten sie ihre Opfer sogar dazu, beispielsweise gegenüber ihrer Hausbank zu schwindeln, damit dort die größeren Buchungen nicht auffielen: "Die Opfer werden regelrecht manipuliert."

Der größte Rat der Polizei ist deshalb, sich nicht in die Enge treiben zu lassen. Auch nicht, wenn wie zuletzt zweimal in Erkelenz die Täter mehrfach anrufen, ihren als Polizisten in Zivil getarnten Hausbesuch sogar telefonisch ankündigen und schließlich zu Zwecken der Fahndung Geld oder Schmuck an sich nehmen. "Ist sich ein Betroffener unsicher, soll er das Telefonat sofort beenden. Auch ist man grundsätzlich nicht dazu verpflichtet, jemand in seine Wohnung zu lassen", betont Frenken, "das hat nichts mit Unhöflichkeit zu tun." Vielmehr könnte es angebracht sein, sich bei der vorgeblichen Institution - wie Polizei, Bank oder Versicherung - zu erkundigen, ob es den Vorgang oder den Mitarbeiter tatsächlich gibt. "Zudem kann es ratsam sein, die Polizei möglichst frühzeitig einzuschalten, damit wir Betroffene unterstützen, begleiten und schützen können", sagt Frenken und erinnert sich an einen Fahndungserfolg: "Durch die frühe Information an uns konnte der angebliche Enkel bei der Geldübergabe festgenommen werden."

Altbekannt ist Frenken zufolge der Trick, sich als angeblicher Bauarbeiter oder Wasserwerker Zutritt zu einem Haus zu verschaffen, um dabei einen Diebstahl zu verüben. Immer wieder eingesetzt werden auch Geldwechseltricks oder in Fußgängerzonen vorgehaltene Unterschriftenlisten, die im Moment des Unterschreibens für einen geschickten Diebstahl genutzt werden. Statistisch schlüsselt die Kreispolizei nicht auf, ob solche Tricks angewendet wurden oder der Enkeltrick, bei dem ein vermeintliches Familienmitglied vorgibt, dringend Geld zu benötigen, oder wie neuerdings der Trick mit den falschen Polizisten. Die stark belastende Situation ist für alle Opfer dieselbe, jedoch unterscheiden sich die finanziellen Folgen, zu denen Frenken sagen kann: "Beim Polizisten-, Bänker- oder Enkeltrick unterscheidet sich die Beute absolut von anderen Trickbetrügereien, wo der angebliche Wasserwerker zum Beispiel auf die Schnelle ein Portemonnaie oder Schmuck stiehlt - hier reden wir teils über mehrere 10.000 Euro."

Die Trickbetrüger oder -diebe suchen sich oft ältere Menschen als Opfer aus, da sie dort weniger Gegenwehr erwarten und glauben, diese leichter beeinflussen zu können. Bei der Polizei wurden im vergangenen Jahr 54 Fälle zum Nachteil älterer Bürger des Kreises Heinsberg angezeigt. 47 mal kamen die Täter dabei nicht zum Erfolg. 2015 waren es 108 Taten (95 Versuche) und 2014 wurden 49 Delikte (39 Versuche) bekannt. Frenken erklärt dazu weiter: "Aus Scham werden diese Straftaten aber nicht immer angezeigt, so dass von einer entsprechenden Dunkelziffer ausgegangen werden muss."

Eine Frau aus Wegberg hat sich in einem aktuellen Fall laut Polizei genau richtig verhalten. Montag klingelte ein ihr Unbekannter gegen 16 Uhr an der Haustür. Er sagte, er sei Mitarbeiter des Wasserwerks und wolle in die Wohnung, um die Wasserleitung abzusperren. Im Keller des Mehrfamilienhauses habe sich ein größerer Wasserschaden ereignet. Die Frau schloss die Tür sofort und ließ ihn nicht in die Wohnung. Kurze Zeit später rief bei ihr eine unbekannte Person an. Dieser Mann bat sie, seinen angeblichen Kollegen wegen des Wasserschadens doch in ihre Wohnung zu lassen. Sie beendete das Gespräch und informierte Polizei und Hausverwaltung. Frenken: "Schnell stellte sich heraus, dass es keinen Wasserschaden gab."

(spe)
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