Langenfeld/Monheim/Hilden Monheim gibt Flüchtlingen die Gesundheitskarte

Langenfeld/Monheim/Hilden · Als erste NRW-Stadt führt die Rheingemeinde die Karte ein. Zumindest im Südkreis bleibt sie damit allein.

In Monheim können erkrankte Flüchtlinge ab Januar direkt einen Arzt aufsuchen, ohne zuvor bei der Stadt nach einem Behandlungsschein zu fragen. Ermöglicht wird dies durch die Gesundheitskarte für Asylbewerber. Monheim ist die erste Kommune in NRW, die sie einführt. Zumindest im Südkreis ME wird es vorerst wohl auch die einzige bleiben. Langenfeld lehnt das Modell aus Kostengründen ab, im Hildener Rathaus überwiegen die Bedenken.

"Mit der Gesundheitskarte stellen wir die Flüchtlinge den anderen Bürgern gleich: Wenn sie krank sind, können sie gleich zum Arzt gehen und müssen dies nicht erst bei uns beantragen", sagt Roland Liebermann, Vize-Chef im Monheimer Rathaus. Zugleich erhoffe man sich Personal- und Sachkosteneinsparungen. Liebermann verweist auf Erfahrungen in Hamburg, wo - neben Bremen - die Gesundheitskarte schön länger Praxis ist. Hamburg spart nach eigenen Angaben durch die Abkehr vom Antragsmodell 1,8 Millionen Euro im Jahr.

Monheim (aktuell 360 Asylbewerber (ohne Erstaufnahme)) geht bei den Arztkosten für Flüchtlinge laut Liebermann von durchschnittlich rund 100 Euro pro Kopf und Monat aus. Reinhard Gatzke, Sozialdezernent in Hilden (320 Asylbewerber), beziffert diese für seine Stadt auf 289 Euro, basierend auf den Ausgaben der letzten drei Jahre. Diese Differenz verändert die Kosten-Nutzen-Rechnung erheblich. Grund: Für jede Gesundheitskarte kassieren die Krankenkassen von der Kommune acht Prozent der Behandlungskosten als Verwaltungspauschale, mindestens aber zehn Euro pro Karte/Monat. "Damit dürften die Kosten für die Karte erheblich höher ausfallen als unsere eigenen Personalaufwendungen beim bestehenden System", sagt Gatzke. Bis zur nächsten Sozialausschusssitzung am 30. November, für die ein Antrag der Grünen auf Einführung der Karte vorliegt, will die Verwaltung die Kalkulation hierzu vorlegen. Marion Prell, Rathaus-Vize in Langenfeld, hat bereits gerechnet. Ergebnis: Statt etwa 30 Arbeitsstunden pro Quartal, die beim Ist-Modell als Verwaltungsvolumen im Rathaus zu Buche schlagen, müsste die Stadt für die Karte bei 400 Asylbewerbern jährlich mindestens 48.000 Euro Verwaltungspauschale aufwenden. Zudem befürchtet Prell steigende Behandlungskosten, wenn in Zweifelsfällen nicht mehr das Kreisgesundheitsamt, sondern niedergelassene Ärzte über den Umfang einer Behandlung entscheiden. Ob Antragssystem oder Gesundheitskarte - eines ändert sich nicht: Die Arztkosten müssen - so der so - die Städte bezahlen.

(gut)
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