Adventstürchen Nr. 19 Primzahlen: Die 19 ist nicht teilbar

Langenfeld · Der Langenfelder Ingenieur Hans-Michael Elvenich sucht nach einer Formel.

langenfeld Sie ist nur durch die eins und sich selbst teilbar: Die Neunzehn gehört zur Familie der Primzahlen und damit automatisch zur Leidenschaft des Elektroingenieurs Hans-Michael Elvenich. "Meine Mutter erzählt, dass ich schon während der Grundschule nach dieser besonderen Art der Zahlen gefragt habe", berichtet der 50-Jährige. Seit vier Jahrzehnten kreist er um die Primzahlen, forscht und korrespondiert mit anderen Hobby-Mathematikern, unter anderem in Sachsen-Anhalt und in Marokko. "Die Primzahlen sind eines der ungelösten Rätsel der Mathematik."

Mit Hilfe seines Computers hat Elvenich im Jahr 2008 sogar eine eigene Primzahl gefunden: damals erst die zweite mit mehr als zehn Millionen Ziffern. Niedergeschrieben auf einem normalen Rechenpapier würde diese Zahl von Langenfeld bis an den Drachenfels reichen. Der Präsident der Deutschen Mathematiker-Vereinigung, Professor Dr. Günther M. Ziegler, gratulierte Hans-Michael Elvenich zu der für einen Hobby-Mathematiker ungewöhnlichen Leistung. Letztlich ist es ein Ergebnis von Versuch und Irrtum: Man nimmt sich eine Zahl vor, startet den Rechner und lässt ihn vier Wochen lang arbeiten. "Um dann meist festzustellen, dass es sich gar nicht um eine Primzahl handelt."

Das kostet Zeit und ist, nun ja, wenig elegant. Deshalb ist die Jagd nach bisher unentdeckten Primzahlen eigentlich nur ein Nebenprodukt für Elvenich. Er sucht die Primzahlen-Formel. "Also den eleganten Weg, auf Anhieb mathematisch bestimmen zu können, ob es sich um eine Primzahl handelt oder nicht." In den USA hat ein privater Fonds eine Belohnung von einer Million US-Dollar auf diese Formel ausgesetzt. Natürlich wäre das ein schöner Nebenverdienst, aber Elvenich versichert, Geld sei nicht seine Hauptantriebsquelle: "Bergsteiger wollen auch immer auf den nächsthöheren, noch schwereren Achttausender."

Sollte Mathe-Tüfftler Elvenich allerdings tatsächlich auf die Primzahlen-Formel stoßen, hätte das weltweit unvorhersehbare Auswirkungen. Denn wichtige Verschlüsselungssysteme - zum Beispiel auf Euroscheckkarten - basieren auf Primzahlen. Wären diese enträtselt, lägen Zahlungsströme, Leitungsnetze, Kommunikationsdaten zwar nicht automatisch offen, wären aber mit der Hilfe einer solchen Formel vergleichsweise leicht zu knacken. "Im Moment beansprucht mich mein Beruf derart, dass ich manchmal wochenlang nicht zu den Primzahlen komme", sagt Elvenich. Nach dem Ende der Arbeitsphase, also voraussichtlich in 15 bis 17 Jahren, will sich Elvenich in Vollzeit den Primzahlen widmen. Selbst wenn er Rentner ist, wird man mit ihm rechnen müssen.

(dne)
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