Leverkusen/Köln 800.000 Überstunden bei der Polizeibehörde

Leverkusen/Köln · Köln und Leverkusen bleiben eine Einsatzhochburg für die Polizei. Am Samstag gibt es in der Domstadt wieder eine Kurden-Demo. Welche Folgen hat das für den Wachdienst?

 Einsatzbereit - Terrorabwehr und Großereignisse halten die Polizei in Atem. Die Folge sind zunehmende Überstunden.

Einsatzbereit - Terrorabwehr und Großereignisse halten die Polizei in Atem. Die Folge sind zunehmende Überstunden.

Foto: Ralph Matzerath

Am Dienstag waren in Wiesdorf rund 200 Demonstranten in einem von der Polizei begleiteten Protestzug vom Overfeldweg, über die Küppersteger Straße bis zum Rathausvorplatz unterwegs. Sie demonstrierten gegen den Einzug der türkischen Armee. Nun bereitet sich die Polizei auf einen weit größeren Einsatz in Köln vor: Rund 20.000 Teilnehmer werden am Samstag in der Nachbarstadt zu einer Kundgebung mit gleicher Stoßrichtung erwartet. Die Versammlung startet um 10 Uhr mit einer Kundgebung auf dem Ebertplatz. Anschließend soll es einen Zug durch die Innenstadt geben. Am selben Tag spielt der 1. FC Köln zu Hause gegen Augsburg.

"Wir sind an dem Tag komplett im Einsatz", sagt Benedikt Kleimann von der Pressestelle der Kölner Polizei, die auch für Leverkusen zuständig ist. Daneben werden "mehrere Hundertschaften" im Einsatz sein, die auch von anderen Standorten angefordert werden müssen. Neben vielen anderen Großeinsätzen wie der Silvesternacht und den bald anstehenden Karnevalszügen füllt die aufwendige Begleitung der Kurden-Demo die Überstundenkonten der Polizei. 800.000 Überstunden sollen es nach Gewerkschaftsangaben allein in Köln und Leverkusen sein.

Pressesprecher Kleimann bestätigt die Zahlen, ohne sie zwischen Köln und Leverkusen genauer auffächern zu können. Von den 800.000 Überstunden entfielen 600.000 auf sogenannte Mehrarbeit. Das sind Stunden, die bereits vor einem Jahr und mehr angefallen seien. Diese Stunden können sich Polizisten auf Wunsch auszahlen lassen. Die übrigen 200.000 werden auf Tageszeitkonten geführt. Sie betreffen also kurzzeitiger angefallene Stunden, die nur mit Freizeit ausgeglichen werden könnten.

Die große Überstundenzahl der Köln/Leverkusener Behörde mit insgesamt rund 5500 Mitarbeitern führt der Polizeisprecher neben dem hohen Einsatzaufkommen auf deren Größe und Struktur zurück. So gibt es in Köln allein drei Hundertschaften, eine technische Einheit, Spezialkräfte wie SEK, MEK, ebenso Fahndungsgruppe und Tauchergruppe, die alle häufiger bei Groß- und Sonderlagen auch im Umfeld Kölns benötigt werden.

Leverkusener Polizisten seien von den zahlreichen Kölner Großeinsätzen ebenso betroffen, weil sie je nach Lage auch dort eingesetzt werden. So könnten Kripobeamte des Leverkusener KK 57 bei ersten Vernehmungen von Straftätern aufhelfen, Bezirksbeamte im Verkehrsdienst verwendet werden. Wird durch den Überstundenberg, der abgebaut werden muss, der Wach- und Streifendienst in Leverkusen ausgedünnt? Kleimann verneint. "Die Mindeststärke in den Wachen und Kommissariaten bleibt gesetzt", sagt der Polizeisprecher. "Nur wenn die erfüllt ist, können Überstunden abgebaut werden."

Innenminister Herbert Reul (CDU) hatte kurz nach Amtsantritt eine Überstundenbilanz angefordert. 5,7 Millionen kamen landesweit zusammen. Zusätzlich zehn Millionen Euro, also insgesamt 18 Millionen Euro für Ausgleichszahlungen wurden in den Nachtragshaushalt 2017 eingestellt. Im Innenministerium werden derzeit Modelle entwickelt, wie der "Überstundenberg" abgebaut werden kann. Eine Möglichkeit wäre, Aufgaben abzugeben, so ein Sprecher. Etwa die Begleitung von Schwertransporten, die private Dienste übernehmen könnten.

(bu)
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