Analyse zum Unfallschwerpunkt A1 Es hilft alles nichts

Meinung | Leverkusen · Wieder hat es auf der Autobahn 1 bei Leverkusen zwei schwere Unfälle gegeben. Die Unglücke zeigen, dass auch die neueste Maßnahme, der Blitzer bei Burscheid, noch kein wirksamer Schutz gegen Unfälle ist.

Autofahrer stirbt bei Unfall auf A1
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Autofahrer stirbt bei Unfall auf A1

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Foto: Uwe Miserius

Erst vor drei Wochen ging an der Autobahn 1 bei Burscheid eine neue Blitz-Anlage in Betrieb. Sie sollte dazu beitragen, dass sich mehr Autofahrer an die erlaubte Höchstgeschwindigkeit halten, und so die Zahl der schweren Unfälle auf dem Streckenabschnitt vor dem Kreuz Leverkusen verringern. In der vergangenen Woche ereigneten sich auf dem Streckenabschnitt, den einige schon "Todesautobahn" nennen, wieder zwei schwere Unfälle. Die neue Radarfalle droht an ihrer Aufgabe zu scheitern.

Nach Angaben des zuständigen Rheinisch-Bergischen Kreises wurden allein in der zweiten Woche des Jahres 2146 Fahrzeuge von der neuen Radaranlage geblitzt. Autos dürfen an dieser Stelle 100 km/h fahren, für Lastwagen gilt Tempo 60. Die Anlage erwischte einen Autofahrer mit 207 km/h und einen Lkw-Fahrer mit 128. Die Zahlen stehen noch einmal in einem ganz anderen Licht, wenn man bedenkt, dass die neue Anlage oft nur wenige Stunden am Tag scharf geschaltet ist. "Sie ist an wechselnden Tagen zu einer wechselnden Dauer in Betrieb", bestätigte eine Sprecherin des Kreises unserer Redaktion. Eigentlich fahren also noch mehr Autofahrer zu schnell.

Das bestätigen weitere Zahlen. Die Polizei kontrollierte an der A1 Ende des vergangenen Jahres mit zwei mobilen Blitzern die Geschwindigkeit. 12.200 Mal lösten die Anlage aus, also knapp 900 Mal am Tag.

Die tödlichen Unfälle auf dem Streckenabschnitt geschehen fast immer nach demselben Schema: Autofahrer bemerken ein Stauende zu spät und fahren mit zu hoher Geschwindigkeit auf einen Lastwagen auf. Ob allein zu hohe Geschwindigkeit die Ursache der Unfälle an Stauenden ist, sei erst einmal dahingestellt. Klar ist aber: Wer langsamer fährt, hat mehr Zeit zu reagieren.

Was hilft überhaupt noch?

Allenorts weisen auf der A1 inzwischen Schilder auf die drohende Gefahr an Stauenenden hin. Es gibt sie über der Fahrbahn und daneben. Eine elektrische Warntafel hinter der Leitplanke warnt Autofahrer alle paar Sekunden mit einem grellen Blinksignal. Die Geschwindigkeitsbeschränkung wurde vorgezogen. Aber all diese Maßnahmen scheinen ins Leere zu laufen. Kann das Streckenradar "Section Control" helfen, das die Kölner Regierungspräsidentin Gisela Walsken im vergangenen Jahr ins Spiel brachte, nachdem sich auf der A1 mehrere schwerste Unfälle innerhalb kürzester Zeit ereignet hatten? Die Sicherheitsplaner von Polizei, Bezirksregierung und Straßen.NRW sollten sich mit dem Gedanken erneut auseinandersetzen.

Was berücktsichtigt werden sollte: Beide Männer, die vergangene Woche auf der A1 verunglückten, kamen aus der Region. Der Mann, der ums Leben kam, stammte aus Wermelskirchen. Wahrscheinlich wusste er um die gefährliche Situation vor der Rheinbrücke. Trotzdem raste er unter einen Lkw. Auch die Schilder brachten nichts.

Die Frage liegt nahe, ob überhaupt eine Maßnahme die A1 sicherer machen kann oder Autofahrer jetzt selbst in der Pflicht sind.

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