"Weite Theater Berlin" in Leverkusen Russischer Winter mit Balalaika

Leverkusen · Das "Weite Theater Berlin" war im Forum-Studio mit einem Kinderprogramm zu Gast und entführte sein Publikum nach Russland.

 Martin Karl nahm sein junges Publikum mit auf eine märchenhafte Reise, die Balalaika hatte er im Gepäck.

Martin Karl nahm sein junges Publikum mit auf eine märchenhafte Reise, die Balalaika hatte er im Gepäck.

Foto: KulturSTadtLev

Nein, eine Gitarre war es nicht, obwohl das russische Nationalinstrument damit die größte Gemeinsamkeit hat. Aber sein Bauch ist kantig, es hat nur drei Saiten und heißt Balalaika. Alle kleinen Zuschauer, die das Wort nachsprechen konnten, nahm Martin Karl mit in die Tiefen Russlands, wo ein eisiger Wintersturm fegt und ein längerer Aufenthalt im Freien nicht nur extrem ungemütlich, sondern durchaus lebensbedrohlich ist. Ein riesiges, gerahmtes Bild von einem verschneiten Wald mit der einsamen Hütte des Jägers und der entsprechende Ton ließ sogar die Kindergartengruppen und jungen Schulklassen frösteln, die gestern eine der beiden Vorstellungen von KulturStadtLev im kuschelig warmen Forum-Studio besuchten.

Die Inszenierung "Es klopft bei Wanja in der Nacht" von Dietmar Staskowiak, die "Das Weite Theater Berlin" im Programm hat, basiert auf dem gleichnamigen Kinderbuch von Tilde Michels. Es ist die Geschichte von drei Tieren, die sich normalerweise nicht grün sind, wenn sie sich in freier Natur begegnen. Fuchs frisst Hase und der Bär den Fuchs. Kein Wunder, dass allezögern, bei klirrendem Frost am gleichen Ofen Obdach zu suchen. Und das ausgerechnet im Häuschen des Jägers, dessen Flinte alle drei sonst sehr wohl fürchten. "Jäger bleibt Jäger" überlegen sie und lassen die schwierige Frage, ob sie hineingehen sollen, schließlich von den Kindern beantworten. Ein klares "Ja" ermutigt sie, alle nacheinander in dieser besonderen Nacht an Wanjas Tür zu klopfen und um Asyl zu bitten. Und dann ist es wie im Märchen: Hase, Fuchs und Bär schlafen friedlich nebeneinander vor dem Ofen bei Wanja und seiner Babuschka, die in dieser Ausnahmesituation ebenfalls die Waffen ruhen lassen.

Am nächsten Morgen scheint die Sonne, der Sturm ist vorüber. Zum Glück wird der Hase zuerst wach und bringt sich in Sicherheit, dann der Fuchs, während die Menschen noch schlafen. Babuschka verdächtigt den Bären, die anderen Gäste gefressen zu haben, und verhaut ihn. Zu Unrecht, wie die Kinder wissen und Jäger Wanja aus den Spuren vor dem Haus lesen kann. Immerhin eine Nacht lang hielt der Frieden. Babuschkas Fazit: Es müsste mehr Schneestürme geben.

Martin Karl wechselte die Rollen, spielte selbst und führte die Puppen, die in einem Fensterchen des Bühnenbildes eine kleine Bühne hatten. Und zwischendurch spielte er Balalaika und sang passende Lieder, zum Teil mit den Kindern gemeinsam. Die durften weitere Strophen erfinden oder bei der klingenden Bärengymnastik mitmachen. Und so herrschte während der Geschichte mit vielen poetischen Momenten stille Anspannung, die sich ja regelmäßig in vorgesehenen Aktionen entladen konnte. Eine wundervolle und wirklich altersgerechte Aufführung.

(mkl)
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