Meerbusch Lernen im Grünen Klassenzimmer

Düsseldorf · Interview mit Dr. Sabine Etges. Die Kuratorin des Botanischen Gartens der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf gibt Tipps für die Konzeption des Umweltunterrichts im Freizeitpark Eisenbrand. Das Wichtigste sei die didaktische Aufbereitung.

Nicht nur auf dem Papier gewinnt der Freizeitpark Eisenbrand langsam an Gestalt. Nach dem Bau einer Schutzhütte, einer Wegverbindung vom Eisenbrand zum Broichweg und dem Pfad der Jahresbäume soll nun im Sommer ein neuer Wanderweg durch den Hülsenbusch angelegt werden. Ursprünglich von der CDU als Ort des Lernens konzipiert, soll der Freizeitpark auch ein Grünes Klassenzimmer beherbergen. Weil das aber ein dehnbarer Begriff ist, schrieb Rolf Schmidt, der Verwalter des städtischen Grüns, die weiterführenden Schulen an, um ihre Bedürfnisse abzufragen. Ergebnis: Für einen bloßen Picknickplatz würde sich ein Ausflug nicht lohnen. Eine große Bandbreite an Möglichkeiten für "lebensnahen, erfahrungsbetonten Unterricht" bietet der Botanische Garten der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. RP-Redakteurin D. Schmidt-Elmendorff sprach mit Kuratorin Dr. Sabine Etges.

Was ist die Arbeitsgemeinschaft Grünes Klassenzimmer, der neben dem Botanischen Garten auch Schloss Benrath und Schloss Dyck angehören?

Etges: Die Arbeitsgemeinschaft ist im Jahre 2004 mit der Idee entstanden, Synergieeffekte zu nutzen: Das heißt, wir gestalten die Öffentlichkeitsarbeit gemeinsam, mit einheitlichem Werbe-Material, und vermitteln Besucher an die jeweils anderen Orte. Hintergrund war, dass sich zunehmend Schulklassen meldeten, die für eine Unterrichtseinheit in den Botanischen Garten kommen wollten. Im Laufe der Zeit haben wir nun eine Themenliste für Schulklassen erarbeitet, die sich an den Lehrplänen der Schulen orientiert. Die Führungen machen in der Regel Biologie-Studenten oder Diplom-Biologen.

Was unterscheidet eigentlich ein Grünes Klassenzimmer vom Schulgarten?

Etges: Ein Schulgarten deckt nach meinem Verständnis eher die gärtnerischen Aspekte ab: Welche Erde braucht eine Pflanze, welche Lichtbedürfnisse haben sie. Man kann es wohl nicht ganz scharf trennen. Grünes Klassenzimmer ist ein Oberbegriff; wir meinen damit die Aufbereitung von biologischen Themen im Freiland. Erfahrungsgemäß ist es aber schwierig, reine Botanik zu vermitteln. Deshalb haben wir die Abteilung "Bestäubungs-Biologie" konzipiert. In diesem Bereich zeigen wir, wie sich im Lauf der Evolution Pflanzen und Tiere einander angepasst haben. Die Idee kam aus dem Institut für Sinnesökologie und wurde von uns weiter entwickelt. Gleichzeitig hatten wir das Glück, dass ein Imker seine Bienenstöcke in unserem Gelände aufstellen wollte.

Grüne Klassenzimmer scheinen vorwiegend in Zusammenhang mit bereits bestehenden Parks, Gärten und Buga-Geländen zu entstehen. In Meerbusch haben wir nur ein Baggerloch, ein bisschen Wald und Ackerflächen. Was kann man damit machen?

Etges: Dazu reicht eigentlich die Anlage als solche, wenn man jemanden hat, der die Dinge, die sich in der Natur abspielen, sehen und auch vermitteln kann. Und das Thema Wasser ist auch immer spannend und bietet sehr viele Möglichkeiten, die man nicht verschenken sollte. Für eine Wildblumenwiese allerdings sind die Ackerböden meist zu fett, das heißt zu nährstoffreich: Je magerer der Boden desto reicher die Vielfalt. Die didaktische Aufbereitung und Vermittlung eines Themas ist jedoch das Wichtigste, denn der Laie sieht in der Regel nicht viel. Und gerade Stadtkinder haben meist keinen guten Zugang zur Natur. Wenn man möglichst viele Schulklassen gewinnen will, kommt es außerdem auf die Verkehrs-Anbindung an und darauf, dass die Kinder einen guten Tag verlebt haben. Es muss sich lohnen, denn für die Lehrer ist ein solcher Ausflug mühsam.

Ist eine solche Anlage denkbar ohne festes pflegendes oder pädagogisches Personal?

Etges: Wir mit unseren sieben Hektarn haben momentan 21 Mitarbeiter, die im Gelände und in den Forschungsgewächshäusern tätig sind. Wir können unsere Führungen flexibel auf Wünsche einrichten, die auch über den Lehrplan hinausgehen. Hier sind die Studenten sehr aktiv. Anfangs haben wir versucht, den Lehrern im Garten Fortbildungen anzubieten. Leider wurde dieses Angebot nicht angenommen.

Wo kann man sich Hilfestellung bei der Konzeption eines Grünes Klassenzimmers holen?

Etges: Im Verband der Botanischen Gärten Deutschlands haben sich die Pädagogen zu einer Arbeitsgruppe zusammengeschlossen. Dort findet man sicherlich Unterstützung. Aber auch im VHS-Biogarten hat man viel Erfahrung.

(RP)
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