Mönchengladbach Am Tour-Sonntag sollen die Läden öffnen dürfen

Mönchengladbach · Die Stadt möchte es Gewerbetreibenden in 18 Stadtteilen am 2. Juli ermöglichen, ihre Geschäfte zu öffnen, sobald die Radfahrer Gladbach verlassen haben. Doch es gibt Gegenwind - und viele ungelöste Fragen.

 Radfahrer bei der Tour de France (Symbolbild).

Radfahrer bei der Tour de France (Symbolbild).

Foto: Bodenmüller

Das Hickhack um die Sonntagsöffnung am 30. April in der Gladbacher City ist gerade erst beigelegt. Seit gestern ist klar: Es wird wohl nur eine Aufwärmübung gewesen sein im Vergleich zu den Diskussionen, die um einen eventuellen verkaufsoffenen Sonntag am 2. Juli noch zu führen sein werden. Den nämlich möchte die Stadt den Gewerbetreibenden in 18 Stadtteilen entlang der Tour-de-France-Strecke ermöglichen - von 15 bis 19 Uhr, nachdem die Tour Gladbach nach ihrer Durchfahrt wieder verlassen hat. "Wir müssen als Stadt die Interessen der Bürger sehen", so OB Hans Wilhelm Reiners. "Es wäre für sie sehr interessant, wenn sie zur Tour gehen und die Geschäfte dann geöffnet haben." Und Ordnungsdezernent Matthias Engel sagt: "Wir wollen etwas ermöglichen, das zu einem tollen Erlebnis beiträgt und nicht etwa zu einer Belastung wird."

Mönchengladbach: Am Tour-Sonntag sollen die Läden öffnen dürfen
Foto: Ilgner Detlef

So weit die gut gemeinte Theorie. Doch wollen die Einzelhändler das überhaupt? "Wir sind davon überhaupt nicht begeistert, halten es für kontraproduktiv", sagt Christoph Hartleb, Vorsitzender des Rheydter Citymanagements. Anfang Juli sei shoppingtechnisch Saure-Gurken-Zeit, zudem sei bereits zwei Wochen zuvor zum Turmfest sonntags geöffnet. "Wie sollen die Leute in die Stadt kommen, wenn alles abgesperrt ist?", fragt Hartleb. "Und wo parken sie, wenn schon 250.000 Besucher für die Tour da sind, die sicher nicht noch shoppen wollen, sondern höchstens die Gastronomie in Anspruch nehmen?"

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Foto: Knappe Joerg

Auch nicht unerheblich: Pro Jahr und Stadtteil darf es maximal vier verkaufsoffene Sonntage geben - Rheydt hat schon drei bewilligt und hätte gerne einen vierten am 2. Advent. "Wenn man uns nun den 2. Juli aufdrängt und nicht zugleich von einer Ausnahmegenehmigung Gebrauch macht, um eine fünfte Sonntagsöffnung zu ermöglichen, wäre der Advent für uns gestorben", sagt Hartleb. Engels bestätigt: Mit dem 2. Juli wäre das Kontingent für Rheydt 2017 erschöpft.

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Foto: Ilgner Detlef

Hartlebs Gladbacher Kollege Stefan Wimmers argumentiert ähnlich, obwohl dort bisher erst besagte eine Sonntagsöffnung für Ende April bewilligt ist: "Den 2. Juli gerne, aber nicht auf Kosten eines anderen Sonntags." Angela Rode-Zander vom Gewerbekreis Wickrath findet die Möglichkeit, sich als Außenbezirk zur Tour zu präsentieren, prinzipiell gut, die späten Öffnungszeiten aber problematisch: "Ab 17 Uhr wird es normalerweise schon leer." Zumal auch hier die nicht genehmigte Sonntagsöffnung zum Fest am See im Hintergrund wabert.

Bis ab nächster Woche die Politik über das Thema diskutieren und abschließend entscheiden soll, will die Verwaltung zahlreiche Stellungnahmen Betroffener nachreichen. Doch es zeichnet sich ab: Es sind noch viele Fragen offen. Da ist etwa tatsächlich die der Erreichbarkeit: Wenn der Tour-Tross, wie prognostiziert, das Stadtgebiet erst um 14.50 Uhr verlassen hat, ist dann genug Zeit, bis 15 Uhr die Barrikaden beiseitegeräumt zu haben und die zuvor abgeschnittenen Zufahrtsstraßen wieder zu öffnen? Die Tour-Organisation macht diesbezüglich strikte Vorgaben: "Eine Stunde vor und eine Stunde nach der Durchfahrt müssen die Absperrungen in Kraft sein", sagt Engel. Heißt: Ein gewisser "Parallelbetrieb" von offenen Geschäften und gesperrten Zufahrten würde sich also nicht vermeiden lassen.

SPD-Fraktionschef Felix Heinrichs fragt: "Wird das Sicherheitskonzept, für das die Stadt aufkommen muss, teurer, wenn zusätzliche Menschen nur für die Ladenöffnung in die Stadt kommen?" Dies müssten die weiteren Abstimmungen zeigen, sagt Engels. Die Tour werde aber ohnehin das Höchstmaß an Sicherheitsaufwand erfordern.

(tler)
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