Mönchengladbach Malerei zwischen Leben und Tod

Mönchengladbach · Totenschädel - in großen Mengen, unbeschwert spielende Kinder, freundliche Menschen und nette Hunde: Der junge belgische Künstler Pieter-Jan Martyn verblüfft mit den Bildern seiner Ausstellung "Heimat" in der Galerie Börgmann.

 Viel Leben und natürlich Totenköpfe sind auf den kleinformatigen Bildern zu entdecken.

Viel Leben und natürlich Totenköpfe sind auf den kleinformatigen Bildern zu entdecken.

Foto: Raupold Isabella

Alle Achtung, der Kerl ist mutig. Malt Blumenstillleben im Stil von Jan Brueghel dem Älteren, stapelt Totenköpfe im Regal, lässt zwei kleine Mädchen vergnügt im Planschbecken spielen, malt sich selbst im Atelier und Menschenmassen irgendwo. Auf kleinen quadratischen Formaten zum Beispiel einen Mann und eine Frau mit zwei Hunden, einen Herrn, der dem jungen Helmut Kohl verblüffend ähnelt, Kinder, Frauen, Blumen - so allerlei. Totenköpfe natürlich auch. Und dabei spielt er mit den Techniken. Zarte lasierte Farben hier, kräftiges Bunt mit hochglänzendem Überzug dort. Pieter-Jan Martyn ist ein Experimentierer, ein Suchender, ein Tester, ein Finder. Kleine Formate, große Formate - alles geht.

 Kindliche Freude am Planschbecken - ein Bild wie aus einem alten Fotoalbum.

Kindliche Freude am Planschbecken - ein Bild wie aus einem alten Fotoalbum.

Foto: Isabella Raupold

"Heimat" nennt er seine Ausstellung in der Galerie Börgmann an der Wallstraße. Der Titel passt. Der Künstler ist 1986 in Kortrijk geboren - Belgier also. Flame genauer. Bewegt sich also mit seinen Blumenbildern in bester niederländisch-flämischer Tradition. Auch mit den vielen Schädeln. Schließlich ist der Vanitas-Gedanke besonders im 16. und 17. Jahrhundert evident. Leben und Tod, das sind die beiden Pole, zwischen denen sich Martyns Themen bewegen. Schädel hier - spielende Kinder dort.

 Dieses Bild mit den vielen Totenschädeln nennt Pieter-Jan Martyn "Die verlorengegangene Kunst, ein Geheimnis zu bewahren".

Dieses Bild mit den vielen Totenschädeln nennt Pieter-Jan Martyn "Die verlorengegangene Kunst, ein Geheimnis zu bewahren".

Foto: Raupold Isabella

Und welche Freiheiten der Künstler sich nimmt. Die Bilder, die wie übermalte und bearbeitete Fotos wirken (es aber nicht sind), dürften an Gerhard Richter erinnern, seine großformatigen Wald- und Menschenmassenbilder an Sigmar Polke. Und doch sind sie komplett eigenständig. Anders und überraschend. So hat der Betrachter in den schönen Räumen der Galerie auf drei Etagen ordentlich was zu schauen.

Und nachzudenken. Die Titel der Bilder sind nicht immer sofort erhellend. Die beiden Kittelträger etwa, die mit den Totenschädeln hantieren - was sind sie? Ärzte? Forscher? Menschen, die die Totenruhe stören? Der Titel lautet "Die verlorengegangene Kunst, ein Geheimnis zu bewahren". Das Geheimnis des Todes womöglich? Das großformatige Waldbild im ersten Geschoss heißt "Xanadu". So heißt eine französische Fernsehserie, auch ein amerikanischer Musical-Film des Regisseurs Robert Greenwald trug diesen Titel, und ein sagenhafter Ort in China heißt so. Pieter-Jan Martyn lacht sich wahrscheinlich kaputt, wenn er uns rätseln sieht. Er wird wissen, was er tut. So viel ist sicher.

Im kommenden Jahr wird der junge Künstler eine Einzelausstellung im Osthaus-Museum Hagen haben. Ein großer Schritt. Verdient hat er's.

"Heimat" ist noch am Donnerstag, 12. Januar, und Freitag, 13. Januar, jeweils von 10 bis 18 Uhr in der Galerie Börgman, Wallstraße 7, zu sehen; außerdem nach Vereinbarung unter den Nummern 02161 9486890 und 0160 3600957.

(RP)
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