Mönchengladbach Tagesmütter sehen ihre Existenz bedroht

Mönchengladbach · Bis zu 3,80 Euro zahlt die Stadt Tagesmüttern pro Kind und Stunde. Das ist weniger als in vielen anderen Kommunen. Da ab sofort Zuzahlungen von Eltern verboten sind, fürchten viele Betreuerinnen nun, ihren Job aufgeben zu müssen.

 Michaela Bovie ist eine von 80 Tagesmüttern, die von der Stadt für die Kinderbetreuung bezahlt werden. Auch sie hat Angst, dass sie aufgeben muss, wenn die Vergütung nicht angepasst wird.

Michaela Bovie ist eine von 80 Tagesmüttern, die von der Stadt für die Kinderbetreuung bezahlt werden. Auch sie hat Angst, dass sie aufgeben muss, wenn die Vergütung nicht angepasst wird.

Foto: Isabella Raupold

Michaela Bovie, Elke Makowski-Frings und Katrin Adler sind qualifizierte Tagesmütter mit Berufserfahrung. Sie alle lieben ihren Job. Und Eltern wissen die individuelle Betreuung ihrer Kinder in kleinen Gruppen bei ihnen zu schätzen. Doch die jetzige Situation könnte dazu führen, dass viele Tagesmütter aufgeben müssen. Denn: Die Stadt zahlt den selbstständigen Betreuerinnen bis zu 3,80 Euro pro Kind und Stunde. In Bielefeld, Hagen Bottrop, Düsseldorf und Köln sind es je nach Betreuungsart und Qualifikation bis zu 5,50 Euro. Dazu kommt: Mönchengladbach bezahlt bis auf eine Ausfallzeit von vier Wochen nur die tatsächlichen Betreuungszeiten. "Wird ein Kind krank, kommt es nicht zu uns, weil die Eltern in Urlaub fahren, oder fällt die Betreuung wegen Feiertagen aus, müssen wir Rückzahlungen an das Jugendamt leisten. Und die sind teilweise nicht unerheblich", sagt Michaela Bovie.

Bis jetzt konnten die Tagesmütter eine Zuzahlung von den Eltern verlangen. "In der Regel waren das zwischen 1,20 und 1,70 Euro pro Stunde", sagt Michaela Bovie. Doch das ist jetzt vorbei. Die aktuelle Reform des Kinderbildungsgesetzes verbietet die Zuzahlung. Und so sehen viele Tagesmütter ihre Existenz bedroht. "Es war ja bis jetzt schon so, dass unsere Einnahmen stark schwankten, weil wir das volle Ausfallrisiko tragen", sagt Elke Makowski-Frings, "wenn's gut läuft, haben wir vielleicht einmal 1500 Euro im Monat. Aber es gibt auch Monate, da sind es weniger als 600 Euro."

Michaela Bovie bekam im vergangenen Jahr von der Stadt einen durchschnittlichen Stundenlohn von sechs Euro, "obwohl ich in den Kernzeiten immer vier Kinder in der Betreuung hatte", sagt sie. Das sei einfach keine leistungsgerechte Bezahlung für die verantwortungsvolle Aufgabe, findet Katrin Adler. Viele Tagesmütter seien top-ausgebildet und böten besondere Betreuungsangebote. "Es ist ja gar nicht so, dass nur Eltern ihre Kinder zu uns geben, weil sie keinen Platz in einer Kindertagesstätte bekommen", sagt Michaela Bovie. Viele Mütter und Väter entschieden sich ganz bewusst für eine Tagesmutter. "Bei uns gibt es keine festen Abholzeiten. Die Betreuung kann flexibel ausgestaltet werden", so Katrin Adler.

15 Tagesmütter haben sich jetzt zusammengetan und einen Forderungskatalog aufgestellt, in dem es nicht nur um eine leistungsgerechte Zahlung geht, sondern auch um Chancengleichheit im Wettbewerb: Die Arbeit der Tagesmütter soll genauso wertgeschätzt werden wie die Arbeit in Kindertagesstätten und Lena-Gruppen. Kontakte zu Politikern der Stadt haben die Tagesmütter bereits aufgenommen. Und sie wollen vor der Sitzung des Jugendhilfeausschusses für ihre Rechte demonstrieren. Fest steht jetzt schon: Im Fachausschuss wird es eine Beratungsvorlage über eine Änderung der Satzung zur Bezahlung von Tagesmüttern geben. Denn dass das neue Kinderbildungsgesetz die selbstständigen Betreuerinnen in Schwierigkeiten bringen kann, hat man auch bei der Stadtverwaltung erkannt.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort