Mönchengladbach 182 Fälle von Drogenhandel: Kioskbesitzer vor Gericht

Mönchengladbach · Ein 30-jähriger Mönchengladbacher soll in seinem Kiosk und in seiner Wohnung Marihuana im Wert von fast 90.000 Euro verkauft haben.

45 Minuten lang verlas der Staatsanwalt gestern vor der Zweiten Strafkammer des Mönchengladbacher Landgerichts die umfangreiche und außergewöhnliche Anklage. In 182 Fällen soll der Angeklagte (30) im Zeitraum von April 2013 bis Januar 2014 gewerbsmäßigen Drogenhandel betrieben haben. Für insgesamt 87.000 Euro soll der Kioskbetreiber Marihuana verkauft haben, so die Anklage. Doch weder der Angeklagte noch seine 26 Jahre alte Verlobte wollten vor Gericht eine Aussage machen. Die 26-Jährige erklärte, sie sei traditionell mit dem Angeklagten verheiratet. Das wird in der Bundesrepublik als "Verlobt" gewertet und verschafft der jungen Frau eine Aussageverweigerungs-Recht, das sie gestern sofort in Anspruch nahm. Für den 30-Jährigen erklärte gestern dessen Verteidiger im Mönchengladbacher Schwurgerichtssaal, dass sein Mandant auch zur Person keine Angaben machen wolle.

Geschnappt wurde der Gladbacher, nachdem er am 9. Januar gegen 18 Uhr über den Grenzübergang Wassenberg-Rothenbach in die Niederlande gefahren war, dort etwa ein Kilogramm Marihuana gekauft und den Stoff eine Stunde später über die Grenze bei Niederkrüchten-Elmpt gebracht hatte.

Am 15. Januar wurde seine Wohnung durchsucht. Drogenfahnder entdeckten 1,1 Kilogramm Marihuana, eine Feinwaage Verpackungsmaterial und eine Heimwerker-Axt. In seinem Kiosk fand man ein Samurai-Schwert. Werden solche Waffen bei einem Dealer entdeckt, droht der Gesetzgeber wegen "bewaffneten Drogenhandels" wesentlich höhere Freiheitsstrafen an.

Aus Zeugenaussagen wurde gestern im Prozess vor der Zweiten Strafkammer bekannt, dass die Polizei durch anonyme Hinweise auf den schwunghaften Marihuana-Handel im Kiosk aufmerksam geworden war. Offenbar sollen dem 30-Jährigen auch Landsleute aus Sri Lanka bei den Drogengeschäften geholfen haben. Der Angeklagte habe im Oktober vergangenen Jahres für 7000 Euro Drogen in Roermond gekauft, soll in einem anonymen Tip gestanden haben, mit der Frage an die Polizei: "Warum schauen Sie nur zu?" In weiteren anonymen Hinweisen wird der Polizei mitgeteilt, dass das Hauptgeschäft des Kiosks der Drogenverkauf und der Kiosk nur Tarnung sei.

Am Ende des ersten Prozesstages sollte ein Bruder des Angeklagen als Zeuge aussagen. Doch der 31-jährige Staplerfahrer machte sofort von seinem Aussageverweigerungs-Recht Gebrauch und schwieg. Der Prozess wird in der kommenden Woche fortgesetzt.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort