Mönchengladbach Zurück in die Zukunft?

Mönchengladbach · Seit über 40 Jahren sind die O-Busse Geschichte. Die Zukunft gehört wieder den Elektroantrieben - nur fraglich ist, wann die in Gladbach beginnt.

 In Mönchengladbach gab es schon einmal Elektrobusse, allerdings mit Oberleitungen: Hier auf einem Bild aus dem Jahr 1971 in Schelsen.

In Mönchengladbach gab es schon einmal Elektrobusse, allerdings mit Oberleitungen: Hier auf einem Bild aus dem Jahr 1971 in Schelsen.

Foto: Heimatverein Giesenkirchen

Am 16. Juni 1973 fuhr in Rheydt der letzte Bus mit Elektroantrieb ins Depot der damaligen Stadtwerke Rheydt. Die Oberleitungsbusse wurden durch Fahrzeuge mit Dieselantrieb ersetzt. Die Zeit der Elektrobusse könnte in Mönchengladbach aber bald wiederkehren, auch wenn ein erster Vorstoß der Grünen am Donnerstag im Planungs- und Bauausschuss der Stadt scheiterte. Dass Elektromotoren für die Linienbusse das Antriebsmittel der Zukunft sind, daran hat kaum jemand ernsthafte Zweifel - natürlich ohne Oberleitungen, wie sie es damals gab. Fraglich ist, wann die Zukunft anbricht.

Die Grünen verlangten im Ausschuss, dass Verwaltung und NEW einen Plan aufstellen, wie die gesamte Busflotte innerhalb von fünf Jahren auf Elektroantrieb umgestellt werden kann. Dies sollte auch in den Nahverkehrsplan, der derzeit erarbeitet wird, aufgenommen werden. Der Antrag, der mit detaillierten Zahlen zu Investitionen, Wartungs- und Treibstoffkosten unterlegt war und zu dem Fazit kommt, dass bis 2030 Einsparungen in Höhe von 24 Millionen Euro möglich wären, scheiterte mit großer Mehrheit. "Wir haben das Thema E-Mobilität auf der Agenda, können es aber abschließend noch nicht einschätzen", sagte Planungsdezernent Gregor Bonin. "Von heute auf morgen den Schalter umzulegen halte ich für schwierig. Soweit es sich wirtschaftlich irgendwie darstellen lässt, wäre die NEW schlecht beraten, das nicht zu berücksichtigen." Die NEW wies gestern auf die weiter sehr hohen Anschaffungskosten für E-Busse hin. "Wir beobachten den Markt intensiv, und sobald es wirtschaftlich darstellbar ist, werden wir Elektrobusse auf einzelnen Linien testen", sagte eine Unternehmenssprecherin. Das Argument der Grünen, man könne sich an einem Förderprogramm des Bundesverkehrsministeriums Geld zurückholen, zog nicht. Fürs Erste bleibt es dabei: "Nach bewiesener Praxistauglichkeit und Marktfähigkeit sind auf ausgewählten Linien Fahrzeuge mit Elektroantrieb einzusetzen", so steht es im jüngsten Entwurf des Nahverkehrskonzeptes auf Seite 101.

Andere Städte sind weiter: In Düsseldorf etwa hat gerade der Rat einstimmig beschlossen, dass die Rheinbahn auf einer Linie schon ab Januar Elektrobusse einsetzen und überdies ein Konzept erarbeiten soll, wie die gesamte Flotte umgerüstet werden kann. Die Rheinbahn hatte argumentiert, nicht im Betrieb experimentieren zu wollen und zu warten, bis die Technik ausgereift sei - die Politiker entschieden anders.

Eine Reihe von Städten in NRW sind Vorreiter bei der Entwicklung von Elektrobussen. Die Stadtwerke Bonn etwa begannen schon im Sommer 2013 Tests mit Elektrobussen. Möglich machte dies die Teilnahme am europäischen Förderprojekt Zeus. Stadtwerke-Chef Heinz Jürgen Reining gibt zu: "Wir könnten die Preise für die Busse so nicht bezahlen." Und weiter: "Wir stehen am Anfang der Entwicklung, dass eine Technik da noch Macken hat, ist völlig normal. Aber wenn keiner versucht, über Quantität auch Qualität zu schaffen, dann passiert auch nichts." Ähnlich ist es in Münster: Seit eineinhalb Jahren sind auf prominenter Strecke vom Allwetterzoo zum Dom und Prinzipalmarkt fünf Elektrobusse im Einsatz. Die Stadtwerke Münster haben für die zwölf Meter langen Solobusse genauso viel bezahlt wie für einen entsprechenden Dieselbus, weil sie wie die Bonner vom europäischen Programm Zeus profitieren. Im Gegensatz zur ehemaligen Bundeshauptstadt setzt Münster allerdings auf kleine Batterien (60 kWh), damit die Fahrgast-Kapazität nicht leidet. Diese Batterien schaffen bis zu 50 Kilometer, in Bonn sind es mindestens 200 Kilometer. Nun erhalten die Stadtwerke Münster zwei weitere Elektrobusse, die ihren Strom mit Brennstoffzelle und Wasserstofftank an Bord emissionsfrei erzeugen und an einer öffentlichen Wasserstofftankstelle in unmittelbarer Nähe eines Busdepots tanken können.

Die Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) haben E-Busse unter harten Bedingungen getestet. Die Linie 133 führt durch dichten Innenstadtverkehr, drei Viertel aller Busse der Linie sind verspätet. Das Zwischenfazit fällt dennoch positiv aus: "Die Zuverlässigkeit der Fahrzeuge ist gut, die Reichweite besser als konzipiert."

(RP)
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