Moers Grundschüler gestalten Kinderradio mit

Moers · Journalismus hautnah erleben: Diese Chance bot der Kinderradiokanal auf WDR 5 Viertklässlern der Gebrüder-Grimm-Grundschule.

 Die Schüler der Gebrüder-Grimm-Grundschule lernen von Redakteuren des Radiosenders WDR 5 den Umgang mit dem Mikrofon.

Die Schüler der Gebrüder-Grimm-Grundschule lernen von Redakteuren des Radiosenders WDR 5 den Umgang mit dem Mikrofon.

Foto: Klaus Dieker

In einer Journalistenkonferenz des Kinderradiokanals (Kiraka) kann es ganz schön chaotisch zugehen. Besonders, wenn sie von Viertklässlern abgehalten wird. Heute dürfen die Grimm-Grundschüler der 4a und 4b entscheiden, welche fünf Nachrichten die Kinder in der Abendsendung auf WDR 5 hören werden. Barkin Kabalak (10) ist sich sicher: "Über eine Rede von Donald Trump will niemand was wissen. Der redet doch ständig."

Die meisten Kinder nicken und reden durcheinander. Dass der deutsch-türkische Journalist Deniz Yücel in der Türkei festgenommen wurde, kommt ihnen wichtiger vor. "Jetzt kann er ja gar nicht mehr über das Unrecht in der Türkei berichten", meint Sophie Abel (10) kopfschüttelnd. "Gutes Argument", findet Nachrichtenredakteurin Doro vom Kiraka und schreibt das Thema als Erstes an die Tafel.

Während die Kinder noch eifrig über die Weltthemen diskutieren, bereitet Nachrichtenredakteur Jan-Philipp Wicke schon die folgende Aufgabe vor. Die Schüler sollen die Neuigkeiten selbst verfassen. "Viele Kinder sind mit dem Radio gar nicht vertraut und informieren sich auch nur selten über das Weltgeschehen", sagt er. "Dem wollen wir entgegenwirken. Wir führen sie gezielt an das Medium heran und erklären ihnen, was man beim Radio beachten muss."

Als es in der Klasse unruhig wird, schlägt Jan-Philipp Wicke ein kurzes Fußballspiel vor - mit unsichtbarem Ball und Tor. "Wie sehen die Torpfosten aus?", fragt der Kiraka-Redakteur, und die Kinder malen sich die Szene in den buntesten Farben aus. Ein Ball in Blau-Rot-Pink, das Tor kunterbunt angestrichen. "Was hat unser Fantasie-Fußballspiel denn mit dem Radio zu tun?", fragt Wicke in die Runde. Überall nachdenkliche Gesichter, dann gehen einige Finger nach oben. "Wenn man Radio hört, kann man sich alles nur vorstellen, aber nichts sehen", sagt Jakob Schneider (10). "Deshalb müssen wir für die Hörer alles ganz genau beschreiben." Damit hat der Zehnjährige ins Schwarze getroffen. Er lächelt, als Jan-Philipp Wicke ihn für die richtige Antwort lobt.

Szenen wie diese erlebt Lehrerin Heike Kremer häufig während des Radioprojekts. "Die Kinder wachsen über sich hinaus, trauen sich mehr zu. Schon in ein Mikrofon zu sprechen, kann eine Überwindung sein." In der vergangenen Woche haben die Kinder bereits Texte für das Radio eingesprochen.

"Es war total komisch, seine eigene Stimme in den Kopfhörern zu hören", erzählt Jakob. "Wir mussten alle lachen." Klassenkameradin Inga Jelleßen (9) nickt: "Man hört sich dann irgendwie ganz anders an." Inzwischen haben sich die beiden aber daran gewöhnt. Später werden sie mit vier anderen Kindern die Nachrichten vorlesen, die dann in der 19-Uhr-Sendung auf WDR 5 abgespielt werden. Die sechs Nachrichtensprecher sind aufgeregt. Obwohl Leonie Letica (10) davon überzeugt ist, dass sie eine gute Radiostimme hat, hat auch sie Lampenfieber. "Ich will mal Sängerin werden und komme hoffentlich auch später noch ins Radio", erklärt sie selbstbewusst.

Doch vorher werden die Nachrichten noch in Kleingruppen kurz zusammengefasst. "Du musst das gleich vorlesen", sagt Sophie zu Sila Saatci (10). "Ich weiß", antwortet Sila und liest sich den Text noch einmal durch, spricht ihn lautlos mit. Wie eine echte Radiojournalistin.

(RP)
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