Moers Minrath-Chef: "Der Schaden ist immens"

Moers · Diesel-Skandal: 8500 Fahrzeuge, die über das Autohaus verkauft wurden, müssen umgerüstet werden. Werkstatttermine ab Januar.

 Minrath-Geschäftsführer Thomas Borusiak (Mitte) mit dem Werkstatt-Mitarbeiter Ulrich Wolf und Anja Grommes, die für die Beantwortung der Kundenanfragen verantwortlich ist.

Minrath-Geschäftsführer Thomas Borusiak (Mitte) mit dem Werkstatt-Mitarbeiter Ulrich Wolf und Anja Grommes, die für die Beantwortung der Kundenanfragen verantwortlich ist.

Foto: Klaus Dieker

Auf ein arbeitsreiches Jahr 2016 richtet sich das Autohaus Minrath ein. Insgesamt 8500 von Minarth verkaufte Diesel-Fahrzeuge seien mit der ins Gerede gekommenen Software ausgestattet, die auf dem Prüfstand niedrige Abgaswerte vorgaukelt, sagte gestern Geschäftsführer Thomas Borusiak. Ab Januar werden die ersten Autos umgerüstet. "Wie lange der Werkstattaufenthalt dauert, wissen wir noch nicht", sagte Borusiak. Auf jeden Fall werde Volkswagen die Kosten komplett übernehmen.

Für die zahlreichen Kundenanfragen hat das Autohaus eine zentrale Anlaufstelle eingerichtet. Anja Grommes betreut sie. "Die Leute wollen wissen, ob ihre Autos betroffen sind und welche Maßnahmen ergriffen werden", schilderte sie gestern. Die Kunden reklamierten weniger, als dass sie ihrer Enttäuschung Ausdruck verleihen.

Minrath beschäftigt 350 Mitarbeiter in Moers, Kamp-Lintfort, Rheinhausen, Geldern, Kleve und Goch. Auch sie seien enttäuscht und entsetzt, sagte Borusiak. "Wir alle hätten das nicht für möglich gehalten." Er selbst habe zunächst an eine Falschmeldung geglaubt. Mittlerweile stehe fest, dass es sich um einen vorsätzlichen Betrug handle, begangen, weil Zielvorgaben nicht eingehalten werden konnten. Der Schaden für den Konzern sei immens. "VW steht für Vertrauen. Das hat einen starken Dämpfer erlitten." Manipulierte Motoren wurden nicht nur in Volkswagen eingebaut, sondern auch in Autos der zum Konzern gehörenden Marken Audi, Skoda und Seat. Borusiak betonte, dass die Software ausschließlich die Abgaswerte für Stickoxide verfälsche, für die es in den USA weit niedrigere Grenzwerte gebe als in Deutschland. Die in Deutschland für die Umweltnorm ausschlaggebenden Kohlendioxid-Werte würden korrekt abgebildet. Die Fahrtüchtigkeit und Qualität der Autos bleibe sowieso unangetastet.

Werkstatttermine zur Umrüstung wird Minrath erst ab Januar vergeben - und dann nur nach vorheriger schriftlicher Benachrichtigung des Fahrzeughalters durch den Hersteller. Das Kraftfahrbundesamt habe die Rückrufaktion angeordnet. Benachrichtigte Halter kommen deshalb um eine Umrüstung ihres Autos nicht herum. "Wir wollen die Einschränkungen für die Kunden so gering wie möglich halten", sagte Borusiak. Minrath werde die Autos bei Bedarf abholen und zurückbringen sowie gegebenenfalls Ersatzfahrzeuge zur Verfügung stellen.

Der Plan sieht vor, Zweiliter-TDI-Motoren zuerst umzurüsten, sagte Borusiak. "Die Manipulationssoftware wird gelöscht. Außerdem erfolgt ein Softwareupdate, um den Stickoxid-Ausstoß zu senken." Dabei sei es Ziel, die Leistung der Motoren nicht zu senken. Die Umrüstung kleinerer 1,6-Liter-Maschinen erfolge ab August oder September 2016. Bei ihnen werden zusätzlich einige Teile ausgetauscht oder neu eingebaut. Die Verfahren seien noch in der Entwicklung.

Das Interesse an Neufahrzeugen sei trotz des Skandals ungebrochen, sagte Thomas Borusiak. Wohl deshalb, weil die neue Euro-6-Abgasnorm von den Manipulationen unberührt sei. Gebraucht- sowie Leasingfahrzeuge stattet Minrath mit einer zusätzlichen Werksgarantie sowie einem kostenlosen Wartungs- und Inspektionspaket aus. "Trittbrettfahrer", die glauben, vor dem Hintergrund des Skandals Autos zu Schleuderpreisen zu bekommen, hätten jedoch keine Chance.

Wer wissen will, ob sein Auto umgerüstet werden muss, erfährt dies unter Eingabe der Fahrzeug-Identifizierungsnummer (FIN, steht im Fahrzeugschein) auf den Internetseiten der Hersteller. Beispiel VW: www.volkswagen.de, dann auf "Aktuelle Kundeninformation" klicken.

(RP)
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