Moers "Zauberflöte": Ermäßigung für Besucher

Moers · Karteninhaber der wegen Regens abgebrochenen "Zauberflöte" sollen für das kommende Jahr eine Ermäßigung von zehn Euro auf eine eventuelle neue Veranstaltung auf dem Kastellplatz bekommen. Eine Bar-Entschädigung gibt es nicht.

 Da sah alles noch so romantisch aus. Allerdings zogen da schon die ersten Gewitterwolken am Abendhimmel auf.

Da sah alles noch so romantisch aus. Allerdings zogen da schon die ersten Gewitterwolken am Abendhimmel auf.

Foto: Klaus Dieker

Über das Projekt "Sommer-Musik auf dem Moerser Kastell-Platz" sind dunkle Wolken aufgezogen. Tiefdunkle sogar. Nachdem die Veranstaltung am Sonntagabend wegen eines Wolkenbruchs vorzeitig abgebrochen wurde, sollen die Besucher nun auf den Kosten für die Karten sitzenbleiben. "Wir haben über die Hälfte des Stückes gespielt. Da kommt eine Kostenerstattung nicht in Frage", sagt Daniela Woosmann, Geschäftsführerin des Veranstalters Paulis aus Braunschweig. Allerdings sollen Karteninhaber einen Preisnachlass von zehn Euro bekommen, wenn sie im kommenden Jahr wieder eine Veranstaltung von Paulis auf dem Moerser Kastellplatz besuchen. Mehr als 1000 Besucher hatten das Gelände fluchtartig verlassen müssen, als ein Gewitter losbrach.

Dabei hatte alles so verheißungsvoll angefangen. Bei bestem Open-Air-Wetter war die Aufführung auf dem Kastellplatz pünktlich um ach tgestartet. Unter der Leitung des Dirigenten Klaus Linkel spielte das Orchester der Festspieloper Prag in einem kleinen Zelt rechts der Bühne die Ouvertüre und erntete für seine temporeiche Interpretation den ersten Applaus des Abends. Die mit dunklen Vorhängen und einem ramponiert wirkenden Baumstamm recht karg eingerichtete Bühne bot einen wirkungsvollen Kontrast zu den phantasievollen Kostümen des Sängerensembles. Tamino (John Heuzenroeder), der von Anfang an so bekümmert dreinschaute, als ahnte er das drohende Fiasko, präsentierte sich im schmucken Rokoko-Kostüm, Publikumsliebling Pagageno (Bert Mario Temme) im bunten Federkleid, die drei Damen in Reifröcken mit viel Tüll und imposanten Haartürmen, Pamina (Luise Eckardt) in Rosa und Blondperücke.

Eine Stunde lang nimmt alles seinen gewohnten Gang. Tamino und Papageno brechen auf, um Pamina zu befreien. Sie sind kaum in Sarastros Reich angelangt, da wird der laue Sommerwind kräftiger, erste schwere Tropen fallen vom Himmel. Regencapes werden ausgepackt, die Programmhefte verstaut. Noch sind alle entspannt. Schließlich verspricht Veranstalter Paulis immer: "Wir spielen auch bei Regen, wir sind wettererprobt." Doch aus wenigen Tropfen wird schnell ein Platzregen, immer mehr Zuschauer flüchten unter die Vordächer der Bierwagen, die ersten verlassen den Kastellplatz. Noch gilt die Parole "Wir ziehen das durch, wir machen weiter!" Tapfer spielen die Musiker gegen den immer lauter werdenden Regen an, während die Sängerschar mit knisternden Mikrofonen kämpft. Nur wenige Zuschauer harren noch unter ihren Capes aus. Im Orchesterzelt wird es zunehmend unruhig, das Wasser dringt von allen Seiten ein, die Musiker rücken zusammen und versuchen, wenigstens ihre Instrumente trocken zu halten. Als es ausgerechnet in der berühmten Rachearie auch noch zu blitzen beginnt, fällt die Entscheidung: "Wir brechen ab, das ist nicht mehr zumutbar."

"Diese Entscheidung war auf jeden Fall richtig", bekräftigt Michael Birr von Moers Marketing gestern Mittag. Er hatte bereits um 21 Uhr den Veranstalter nach Rücksprache mit der Feuerwehr vor dem heraufziehenden schweren Gewitter gewarnt. Knapp zehn Minuten später zuckten dann die ersten Blitze.

Nachdem Paulis anfangs keinerlei Bereitschaft zu einem Entgegenkommen gezeigt hatte, konnte Birr Woosmann offenbar in Gesprächen überzeugen, ihre Position zu überdenken. "Wir wollen mit Paulis gerne weiter in Moers zusammenarbeiten", betont Birr. "Wenn die Leute aber aufgrund ihrer Erfahrungen in diesem Jahr die Karten nur noch an der Abendkasse kaufen, würde das für den Veranstalter auch nicht mehr kalkulierbar."

Nach Auskunft der Verbraucherberatung NRW haben Besucher einer Freilichtoper Anspruch auf eine Teilerstattung der Kosten, wenn die Veranstaltung wegen schlechten Wetters abgebrochen werden muss. "Kartenkäufer müssen ihren Anspruch schriftlich beim Veranstalter geltend machen", betont Miriam Rusch-Rodesthenous von der Verbraucherzentrale. Birr lagen bis gestern erst drei Beschwerden vor.

(RP)
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