Nettetal Der Traum vom Public Viewing bleibt ein Traum

Nettetal · Auf Public Viewing zur Fußball-Weltmeisterschaft warten viele Nettetaler vergeblich. Einige Bürger fordern sogar von der Stadt die Organisation. Bürgermeister Christian Wagner lehnt dies ab. Die Stadt hätte aber privaten oder auch gewerblichen Initiativen nach ihren Möglichkeiten geholfen.

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Spätestens mit dem Erreichen des Achtelfinales der Weltmeisterschaft durch die deutsche Nationalmannschaft packte der Fußball auch jene Bürger, die der Sportart eher fern stehen. Das war auch in Nettetal so. Viele Bürger verfolgen die Spiele der Weltmeisterschaft zu Hause am Bildschirm, aber es gibt auch sehr viele, die liebend gerne in Gesellschaft zuschauen und sich mitreißen lassen von der Stimmung, die sich vor allem bei erfolgreichen Spielen in solchen Runden ausbreitet.

Nach dem Kantersieg über Brasilien fragte eine Nettetalerin Bürgermeister Christian Wagner per Facebook ("Wir hätten da einen konstruktiven Vorschlag"), ob das gebührend mit einem Public Viewing zum Finale am Sonntag auf dem Doerkesplatz in Lobberich gefeiert werden könnte. Wagner musste die Bitte abschlagen, nicht weil er etwa kein "Feierbiest" wäre wie der niederländische Trainer Louis van Gaal, sondern aus unterschiedlichen Gründen.

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Das "wäre eine tolle Idee - aber bei den FIFA-Auflagen braucht das leider einen langen Vorlauf", erklärt der Bürgermeister. Das "hätten wir gerne 2006 gemacht - aber schon damals wäre das unglaublich teuer gewesen, und die Video-Leinwände müssen auch Monate vorher gebucht werden. Schade, dass das so teuer und kompliziert ist. Deshalb hat sich wohl auch keiner herangetraut", teilt er mit.

Roswitha Karallus, die die Aufgaben Stadtmarketing und Tourismus bei der Stadtverwaltung betreut, berichtet, dass es im Vorfeld der Fußball-Weltmeisterschaft wohl die eine oder andere Überlegung gab, im Stadtgebiet "Rudelgucken" zu organisieren. "Konkret geworden ist aber keines dieser Vorhaben, das wir eng mit dem zuständigen Fachbereich für öffentliche Ordnung begleitet hätten. Die Stadt hätte im Rahmen ihrer Möglichkeiten wirklich geholfen, aber natürlich sind damit viele Auflagen verbunden. Man muss ja nur den einen oder anderen lebenspraktischen Schritt weiterdenken. Zu berücksichtigen sind Lärmschutz und Brandschutz, es müssen Toiletten bereitgestellt werden und vieles mehr", sagt sie.

2006 hatte der Stadtsportverband ernstlich über die Organisation eines Public Viewing nachgedacht. Vorsitzender Willi Wittmann, immerhin zugleich Vorsitzender des Fußballkreises 6 Kempen-Krefeld und damit Funktionär einer DFB-Gliederung, warf schnell das Handtuch. Die Auflagen und Bedingungen waren unerfüllbar. Erwogen hatte der Stadtsportverband den Aufbau einer Leinwand an der Stirnseite der Sporthalle am Gymnasium in Lobberich, wo der Parkplatz reichlich Platz geboten hätte.

Die Rechte liegen beim Weltfußballverband FIFA, und der spaßt mit seinen Einnahmequellen nicht. Wie das geht, erfuhren kleine Geschäftsleute 2006 in Werbe-"Bannmeilen" rund um die WM-Stadien. Sie mussten nicht genehme Werbung abdecken oder abbauen, die FIFA wollte in Dortmund unter anderem sogar erzwingen, dass das "U" auf dem Dach der denkmalgeschützten Westfalenhalle abgebaut wird.

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Foto: dpa, mum cul

Die Frist für Genehmigungen zum Public Viewing war übrigens bereits Mitte Juni abgelaufen, die FIFA hat bis ins Detail festgelegt, was sie duldet und was sie bei einer Genehmigung absolut verbindlich verlangt. Wer Näheres dazu erfahren will, dem sei die Internetseite http://de.fifa.com/worldcup/organisation/public-viewing wärmstens empfohlen. Spätestens bei der Lektüre des Reglements dürften Interessenten in Kleinstädten aufgegeben haben.

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Foto: Kiosko.net

Tipp: In vielen Gaststätten Nettetals wird gemeinsam geguckt, und auch das Corso Filmcasino in Kaldenkirchen zeigt die WM-Spiele. Zweimal gibt es zum Gucken noch Gelegenheit: am morgigen Samstag, 12. Juli, beim Spiel um den dritten Platz und am Sonntag, 13. Juli, beim Finale.

(RP)
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