Neukirchen-Vluyn Zwei Stolpersteine für Familie Kaufmann

Neukirchen-Vluyn · Mit einer Verbeugung hat der Neukirchen-Vluyner Bürgermeister zwei Menschen den Respekt erwiesen, die von den Nationalsozialisten einst aus der Stadt vertrieben wurden. Johanna Kaufmann und ihr Sohn Karl lebten damals an der Niederrheinallee/Ecke Bahnhofstraße, 1933 flohen sie vor dem aufkeimenden Nazi-Terror.

 Unter Anteilnahme der Bevölkerung und Angehörigen der Familie Kaufmann verlegt Gunter Demnig (Mitte) die beiden Stolpersteine.

Unter Anteilnahme der Bevölkerung und Angehörigen der Familie Kaufmann verlegt Gunter Demnig (Mitte) die beiden Stolpersteine.

Foto: Christoph Reichwein

An ihr Schicksal erinnern nun zwei Stolpersteine, die der Kölner Künstler Gunter Demnig gestern vor der Volksbank in Neukirchen-Vluyn verlegt hat. In die Messingplatten, die nun fest in den Boden eingelassen sind, hat Demnig die Lebensdaten der Vertriebenen eingraviert. So erfahren nun alle Passanten, die ihren Blick auf den Boden senken, dass Johanna Kaufmann auf der Flucht vor den Nazis schließlich entkräftet starb, in einem Lager in Frankreich.

Ihr Sohn Karl hingegen schaffte es, sich in Belgien zu verstecken. Er überlebte den Krieg. Doch weil er zuvor vertrieben wurde, ist auch ihm ein Stolperstein gewidmet.

Zur Verlegung war nicht nur der Bürgermeister gekommen, sondern auch rund 50 Neukirchen-Vluyner. Und auch 20 Nachfahren der Familie Kaufmann - bis auf ein Familienmitglied, das nach Kanada emigriert ist, waren alle gekommen. Zahlreiche Teilnehmer der Verlegung hatten rote Rosen mitgebracht, die sie neben die neu verlegten Stolpersteine auf das Pflaster legten.

Zuvor hatten bereits Schüler des Julius-Stursberg-Gymnasiums einen Film vorgeführt, in dem sie in Wort und Bild Fakten und Szenen aus dem Leben der beiden Verfolgten dargestellt hatten. Unterstützt wurden sie vom Museumsverein Neukirchen-Vluyn, auf dessen Initiative hin der Künstler an den Niederrhein gekommen war.

Seine "Stolpersteine" hat Demnig inzwischen in vielen Orten quer durch Deutschland verlegt, aber auch im europäischen Ausland erinnern die Platten an die Vertriebenen des Krieges. Mit mehr als 45 000 Stolpersteinen hat der Künstler das weltweit größte, dezentrale Mahnmal geschaffen. Für das Projekt ist er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden. Erst im August war Demnig in Moers zu Besuch. Auch dort verlegte er, bereits zum wiederholten Male, einige Stolpersteine.

(RP)
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