Neuss Als Bildhauer auf der Suche nach neuen Materialien

Neuss · Der Bildhauer Peter Müller ist einer der drei aktuellen Kunstförderpreisträger. Er arbeitet im Atelierhaus.

Peter Müller lebt und arbeitet in Neuss. Sein Atelier hat er im städtischen Atelierhaus an der Hansastraße.

Peter Müller lebt und arbeitet in Neuss. Sein Atelier hat er im städtischen Atelierhaus an der Hansastraße.

Foto: Andres Woitschützke

Mit elegantem Schwung hat irgendwer einen Pinselstrich in die Luft gezogen. Er ist dort zu fester Materie geworden. Und schließlich zu einem dreidimensionalen Gebilde aus pulverbeschichtetem Metall festgefroren. So in etwa lässt sich die Skulptur aus der Serie "Duktus" beschreiben, an der Peter Müller derzeit arbeitet. Die Skulptur ist eine von vielen Arbeiten, die im Atelier des Künstlers an der Hansastraße stehen, liegen oder hängen.

Doch stopp, einen Schritt zurück! Peter Müller? Weniger passend könnte ein Name eigentlich kaum sein für einen Künstler, der offensichtlich gerne außerhalb der Box denkt und arbeitet. Denn seine Skulpturen und Bilder zeigen ein Spektrum ausgeprägter Schaffenskraft. Das attestierte dem in Polen geborenen Künstler auch die Jury des Neusser Kunstförderpreises und zeichnete Müller in der Sparte "Bildende Kunst" aus.

Gebastelt und gemalt hat Peter Müller schon immer gerne. Dass er professioneller Künstler werden wollte, war Peter Müller spätestens klar, als er seine Lehre zum Steinmetz in Berlin beendet hatte: "Mir wurde bewusst, dass ich nicht den Rest meines Lebens Badezimmer in Prenzelberg bauen möchte", sagt der Bildhauer, der sein Atelier seit rund zwei Jahren im städtischen Atelierhaus mit dem Blick auf das Hafenbecken hat und mit seiner Familie auch in Neuss lebt. Der kreative Austausch findet aber im Freundeskreis statt, der nahezu ausschließlich aus Künstlern besteht, erzählt er.

Müller hat sein Fach von der Pike auf gelernt. Er war Meisterschüler von Tony Cragg an der Kunstakademie Düsseldorf. Ein Studium ohne Netz und doppelten Boden. "Ich habe nicht auf Lehramt studiert", sagt er, "stattdessen viel Zeit im Atelier verbracht." Das sei oft eine Materialschlacht gewesen. Von Berlin nach Neuss gezogen hat es ihn ebenfalls wegen des Studiums. Zunächst lebte der 35-Jährige in einer WG am Hafen - schließlich sei er eben hier geblieben. Zurück in seine alte Heimat würde er heute nicht mehr wollen. "Berlin", sagt er, "ist mir zu hektisch inzwischen." Und der Wettbewerb unter hunderten Künstler sei noch viel härter als im vergleichsweise beschaulichen Rheinland.

Ruhe gönnt sich Peter Müller aber auch in Neuss nicht. Im Gegenteil. Rastlos wirkt er. Er sitzt an einer Arbeit und hat die nächste bereits im Kopf. Meistens, so sagt er, arbeite er an drei oder vier Kunstwerken gleichzeitig. Und ergänzt, dass er eben einer dieser Bildhauer sei, die viel produzieren, charakterisiert sich wie folgt: "Ich bin ein springender Künstler, ich möchte mich nicht langweilen, bin ständig auf der Suche nach neuen Materialien." Das kann Sperrmüll genauso sein wie Bambus von einer Jalousie oder auch schlichtweg Utensilien aus dem Baumarkt. "Es ist für mich immer spannend zu testen, wie weit ich ein Material treiben kann, wie weit kann ich gehen", erzählt der 35-jährige Künstler.

An seinen großen Projekten - das Material können auch schon mal tonnenschwere Stahlplatten sein - arbeitet Peter Müller bei der Stahlbaufirma Berkenkamp im Ruhrpott. "Ich bin in Dortmund aufgewachsen, und mein Vater war dort als Schlosser beschäftigt", erzählt Peter Müller. Er hat dort etwa eine Skulptur vorbereitet, die heute in der Mitte eines Kreisverkehrs in Hohenlimburg steht.

(NGZ)
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