Neuss Christoph Peters arbeitet wie ein Beamter

Neuss · Mit der Lesung aus seinem neuen Roman "Herr Yamashiro bevorzugt Kartoffeln" beschließt Christoph Peters heute die Aktion "Neuss liest ein Buch" in der Stadtbibliothek. Auch dieser Roman dreht sich um die japanische Tee-Kultur.

Mittags mit dem Autor Christoph Peters telefonieren? Geht, aber bitte erst ab 13 Uhr. Zuvor sei er nämlich mitten in der "Produktion", sagt er und ergänzt lachend: "Ich arbeite wie ein Beamter." Von morgens 8.30 bis mittags 13 Uhr und dann wieder ab 15 Uhr sitzt er in der Regel an seinem Schreibtisch in seiner Berliner Wohnung und arbeitet an seinem aktuellen Roman. Ganz systematisch. "Ich will jeden Tag eine Seite weiterkommen", sagt er, "fange aber immer mit der Korrektur der letzten zehn bis 15 Seiten an." Das klappt, wie man an der Liste seiner veröffentlichten Bücher sieht, sehr gut. Aber warum er so arbeitet, weiß er selbst nicht genau: "Das hat sich aus den Anfängen so entwickelt."

"Stadt Land Fluß" ist der Roman, der Peters' Ruhm begründet. 1999 ist er erschienen, damals wohnte und lebte der Autor noch in Mainz. Ein Jahr später zog er nach Berlin, überlegt heute zwar immer mal wieder, ob es ihn nicht doch zurück ins Rheinland zieht - er ist in Hönnepel bei Kalkar aufgewachsen -, aber erstens macht die fast schon pubertierende Tochter da Rabatz, und er selbst sagt auch: "Mit meinem Beruf ist es schon besser, in Berlin zu leben. Denn hier sitzen viele Sender und andere Medien."

Und so bleibt Familie Peters - seine Frau Veronika ist ebenfalls eine bekannte Schriftstellerin - vorerst wohl an der Spree, kehrt aber gerne zu Besuchen an den Rhein zurück. Für Abstecher zu den Eltern in Hönnepel natürlich, aber auch zu Aktionen wie "Neuss liest ein Buch", die jüngst Christoph Peters und seinen Roman "Mitsukos Restaurant" in den Mittelpunkt stellte. Zur Eröffnung ist er gekommen, hat mit Lesern und Schülern gesprochen und zieht das Fazit: "Solche Aktionen sind einfach wunderbar. Sie geben einem Autor ein ganz anderes Echo, ein direkte Rückmeldung auf ein Buch."

Wenn er heute zur Abschlusslesung kommt, geht es indirekt immer noch um das Thema, das schon "Mitsukos Restaurant" grundierte. Die Faszination von der japanischen Kultur spiegelt sich nämlich auch in Peters' neuem Roman "Herr Yamashiro bevorzugt Kartoffeln" wieder, den er in der Stadtbibliothek vorstellt.

Darin erzählt er von einem Ofenbauer in der norddeutschen Provinz, der unbedingt den japanischen Anagama-Ofen bauen will. Der spielte schon in "Mitsukos Restaurant" ein Rolle, für dessen Beschreibung hatte Peters sich damals an den deutschen Keramiker Jan Kollwitz gewandt, der tatsächlich bei Wismar einen solchen Anagama-Ofen betreibt. "Er ist ein guter Freund geworden", sagt Peters, und so ist "Herr Yamashiro bevorzugt Kartoffeln" auch diesem Freund gewidmet. Auch Kollwitz hat sich damals nämlich auf die Suche nach einem Fachmann gemacht; in der Realität hieß er Tatsuo Watanabe und wurde zum Vorbild für die Romanfigur Herr Yamashiro

Seit seinem 19. Lebensjahr beschäftigt sich Christoph Peters mit der japanischen Kultur. Mittlerweile, so sagt er, kann er selbst Tee-Zeremonien machen: "Vor sechs Jahren habe ich das gelernt, weil ich wissen wollte, wie es sich anfühlt, wenn der Bambusbesen in der Schale schlägt." Eines aber steht immer noch aus: eine Reise nach Japan. Insofern stecke also in Achim, der Hauptfigur in "Mitsukos Restaurant", der schließlich und endlich zu einer Reise nach Japan aufbricht, auch "viel aus meiner Gedankenwelt", sagt Peters. In China war der Autor schon mehrfach ("das habe sich einfach gut ergeben"), aber Japan bleibt bislang noch ein Plan. "Wenn ich mal Geld und Zeit habe", sagt er lachend.

(NGZ)
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