Neuss Elfjährige spielt selbstbewusst und ausgereift Klavier

Neuss · Die Neusser Schülerin Viktoria Wachenfeld kommt dem Begriff "Wunderkind" sehr nah und bewies dies im Kulturkeller.

 Erst elf Jahre alt und schon Jungstudentin an der Robert-Schumann-Hochschule: Viktoria Wachenfeld.

Erst elf Jahre alt und schon Jungstudentin an der Robert-Schumann-Hochschule: Viktoria Wachenfeld.

Foto: Stadt Neuss

Mit dem Begriff "Wunderkind" sollte man sehr vorsichtig umgehen, weil er meist zu schnell verliehen wird. Und obwohl Victoria Wachenfeld (11), Schülerin am Neusser Quirinusgymnasium, diese Bezeichnung gar nicht mag, kommt sie derart hoher Wertung dennoch sehr nahe. Dieser Eindruck vermittelte sich den vielen Zuhörern im Neusser Kulturkeller, in dem die junge Pianistin im Rahmen der Reihe "Acoustic Concerts" ihr erstes abendfüllendes Recital gab.

Mit sechs Jahren erhielt sie ersten Klavierunterricht, mit acht Jahren gewann sie erstmals einen ersten Preis bei "Jugend musiziert", mit zehn Jahren wurde sie jüngste Jungstudentin in der "Junior Class" der Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf, die sich auch als "Talentschmiede für Wunderkinder" versteht. Vor gut zwei Monaten gewann sie den ersten Preis in Dortmund beim "Westfälischen van Bremen Klavierwettbewerb".

Diese bereits vielfach ausgezeichnete junge Persönlichkeit setzte sich selbstbewusst an das Klavier im Kulturkeller und spielte vollendet drei Tanzsätze aus der "Französischen Suite G-Dur" von Johann Sebastian Bach. Besonders die populäre "Gavotte" gelang ihr geradezu ausgelassen. Drei Sonaten von Domenico Scarlatti setzten ebenso ausgelassen auf brillante Technik, waren aber durchweg zu schnell und ohne "Herz und Blut" gespielt. So aber ist die Schule der berühmten Lehrerin Professor Barbara Sczcepanska, die sie in Düsseldorf unterrichtet.

Keineswegs für Kinderhände gedacht und doch ausgereift interpretiert waren die zumeist heiteren Miniaturen aus Debussys "Children's Corner" bis zum jazzigen "Golliwogg's Cakewalk". Dazu passte sehr gelungen die "Miniatur" des Polen Artur Malawski.

Nach der Pause widmete sich die junge Pianistin, die aus einer bekannten Künstlerfamilie stammt, romantischem Klavierspiel, scheinbar ist das auch ihr Steckenpferd. Robert Schumanns "Warum" aus dem "Opus 12 Fantasiestücke" hatte gar Poesie, der "Aufschwung" trotz körperlicher Schwerstarbeit Elan. Auch gedanklich geglückt die Erarbeitung des gesanglichen Themas in Frédéric Chopins "As-Dur-Etüde" (op. 25, Nr.1) mit überlegenem Wechsel zwischen lebhaften Sechzehnteln und ruhig vorgetragenen Viertelnoten. Ein heiteres "Rondo capriccioso" von Felix Mendelssohn Bartholdy beschloss das Konzert.

Wegen des anhaltenden Beifalls wollte Victoria Wachenfeld noch eine Zugabe geben. Nach der enormen Konzentration auf ein vollständig auswendig gespieltes Konzert war aber dann die Luft doch raus.

Info Nächstes Konzert im Kulturkeller, Oberstraße 17: Ada Tanir /Cembalo) und Stela Trambeva (Barockoboe) am Sonntag, 5. Februar, 19 Uhr

(Nima)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort