Neuss Hafen und Logistiker werben fürs eigene Image

Neuss · Neuss definiert sich beim "Rheincargo Hafentag" als Hafenstadt und punktet mit guten Bedingungen für Logistik-Neubauten.

Neuss: Hafen und Logistiker werben fürs eigene Image
Foto: Andreas Woitschützke

Neuss versteht sich als Hafenstadt, daran ließ Bürgermeister Herbert Napp beim abendlichen Empfang des ersten "Rheincargo Hafentags" keinen Zweifel. Der Wasserweg ist schon naturgemäß grenzüberschreitend und für die Logistikbranche in dieser Region von Vorteil. Über den maritimen Weg laufen inzwischen ein Viertel aller deutschen Exporte. Demgegenüber stehen 31 Prozent der nationalen Importe aus Übersee.

Die Rheincargo, das Gemeinschaftsunternehmen aus den Neuss-Düsseldorfer Häfen und der Häfen und Güterverkehr Köln AG, schlägt jährlich rund 19 Millionen Tonnen Güter um. Für sechs Containerterminals sind 48 Kräne im Einsatz. Der Neusser Logistikdienstleiter Techno Cargo sieht die See- und Rheinhäfen vor allem als sein Tor zu China. Für einen Kunden schlägt das auf die Sanitär-, Heizungs- und Klimabranche spezialisierten Transportunternehmen dort vor allem Keramik aus China um. "Die Binnenschifffahrt des Rheins ist für uns vor allem für den Im- und Export von Bedeutung", sagt Geschäftsführer Gregor Suwelack. Hauptverkehrsweg für das 1994 gegründete "Joint Venture" der Vaillant Gruppe und Fiege Gruppe bleibt aber die Straße.

Suwelack sprach beim "Rheincargo Hafentag" über den Logistikstandort Neuss. Das Unternehmen wählte ihn selbst vor fünf Jahren als neuen Sitz für sein Distributionszentrum im Gewerbegebiet "Am Blankenwasser". Den Teilnehmern der Tagung erläuterte der Geschäftsführer die Beweggründe. Fünf Autobahnen in der Nähe und alle weiteren Transportträger direkt vor der Haustür konnten schnell als Vorteile für Neuss identifiziert werden. Innerhalb einer Fahrstunde sind zwölf Millionen Konsumenten erreichbar; innerhalb einer Lkw-Tagesreise insgesamt 150 Millionen Bürger der Europäischen Union. Techno Cargo selbst betreibt von Neuss aus eine tägliche Verbindung in die Benelux-Staaten sowie nach Paris. Über die Schiene werden täglich 15 bis 16 Container nach Italien geschickt.

Der Arbeitgeber von rund 245 Beschäftigten schaute aber auch auf die so genannten "weichen Standortfaktoren": soziale Infrastruktur, hohe Wohnqualität und hoher Freizeitwert. Vorgelegte Zahlen zeugten schließlich von überdurchschnittlicher Arbeitsproduktivität.

Bei der Suche nach einem geeigneten Grundstück bot sich fast keine Alternative. 180 000 Quadratmeter zusammenhängende Fläche sind schwer zu finden. Auch am heutigen Standort war zunächst Gewerbe in kleinen Parzellen vorgesehen. Eine Änderung des Bebauungsplans musste eingeleitet werden. Das sollte in der Regel zwölf Monate dauern, doch der Logistiker zeigte sich da kompromisslos. Gregor Suwelack erzählte dies in launiger Rede. "Aber es war eine ernste Sache, und auch die Stadt hatte dies verstanden", sagte er. Zwischen Einleitung des Änderungsverfahrens und dem Satzungsbeschluss des neuen Bebauungsplans im Dezember 2007 lagen drei Monate. Der Grundstein konnte im März 2008 gelegt werden, zum 2. Januar 2009 ging das Logistikzentrum in Betrieb.

Der Hallenkomplex im Scheitelpunkt von A46 und A57 ist kaum zu übersehen. Der Logistiker spricht darüber gerne vom "kleinen Schuhkarton", tatsächlich sind die 83500 Quadratmeter Lagerfläche so groß wie 25 Fußballfelder. Und so trifft es die alternative Bezeichnung "Mega-Center" wohl besser. Auf einer Länge von 520 Meter verteilen sich 96 Verladerampen, über die an sechs Tagen rund um die Uhr Waren umgeschlagen werden. Was dahinter geschieht, ist den Branchenfremden oft gänzlich unbekannt. Darum herrsche auch weiterhin die falsche Meinung, so Gregor Suwelack, die Logistik würde "stinken und nur unqualifizierte Menschen beschäftigen". Darum richtete er seinen Appell auch an die Mitbewerber, ihre Tore zu öffnen und den Leuten einen Blick hinter die Kulissen zu gewähren.

Ulrich Gross, Geschäftsführer der Neuss-Düsseldorfer Häfen, kann dem nur beipflichten: "Wir müssen den Leuten mehr erzählen, was wir machen".

(NGZ)
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