Neuss Vom Kommissar zur "Rampensau"

Neuss · Diebe, Autoknacker, Räuber und seit neuestem Terrorverdächtige: Seit 1994 hat es Kommissar Thomas Meffert beruflich mit schweren Jungs zu tun. Abstand zum Polizeialltag findet er auf der Bühne - als Frontmann der "Fetzer".

 Seit Jahren ein eingespieltes Team: Thomas Meffert, Jupp Kollenbroich, Franz Kolbecher. Markus Loddenkemper, Erich Kluth, Udo Schillings (v.l.)

Seit Jahren ein eingespieltes Team: Thomas Meffert, Jupp Kollenbroich, Franz Kolbecher. Markus Loddenkemper, Erich Kluth, Udo Schillings (v.l.)

Foto: woi

Wenn Thomas Meffert ermittelt, ist er "undercover" unterwegs, bleibt gerne im Schatten. Doch wenn Karneval ist, wird der Kriminalist zur Rampensau. Kein Widerspruch, sondern ein Ausgleich. Denn auf der Bühne findet der Sänger, Frontmann und musikalische Ideengeber der Band "De Fetzer" den nötigen Abstand zum Alltag als Ganovenjäger.

Wenn Thomas Meffert nicht ganze Säle unterhält, ermittelt er als Kriminalist beim Staatsschutz.

Wenn Thomas Meffert nicht ganze Säle unterhält, ermittelt er als Kriminalist beim Staatsschutz.

Foto: Fetzer

20 Mal gibt der Tourneeplan für diese Session dem 47-Jährigen dazu noch Gelegenheit. Alleine heute an Altweiber ist er acht Mal gefordert, vor allem in Düsseldorf. Die Landeshauptstadt ist inzwischen so etwas wie die karnevalistische Heimat der "Fetzer", die 1975 in Neuss gegründet wurden. Neun von zehn Auftritten haben die sechs "Fetzer" dort, sagt Bandgründer Franz Kolbecher, der die Landeshauptstadt für ihr Publikum liebt - und für die kurzen Wege. Meffert nennt noch einen anderen Grund für diese Schwerpunktsetzung: "Wir sind eine Hobby-Band", sagt er. Da werde er lieber in Düsseldorf erkannt und gefeiert, als in der Bundesliga des Kölner Karnevals unter "ferner liefen" zu rangieren.

1998 fand der singende Kripobeamte, der 1992 zum letzten Mal eine Polizeiuniform trug, zu den "Fetzern". Seine ersten Sporen hatte er sich schon vorher in Schülerbands verdient und mit der Tanzkapelle "California Blue". Mit der tingelte er schon als 18-Jähriger vor allem durch die Schützenfestzelte im Rhein-Kreis Neuss.

Was einen Hit ausmacht, hat Meffert früh gelernt. "Harmonisch, eingängig und gut arrangiert", müssten die sein. Das "Humbahumba-Täterä" sei passé. Auch im Karneval. Richtig gut aber sei ein Hit, wenn ihn die Zuhörer schnell wiedererkennen und mit einem Bandnamen verbinden. So wie sein persönlicher Hammerhit "Ich möcht' so gern mit dir allein" (Insellied), den er schrieb und komponierte. Dieser Hit gehört nicht nur zum Stammrepertoire der "Fetzer", sondern wurde auch von der Musikern der Band "Rabaue" übernommen. "Darauf", sagt Meffert, "bin ich richtig stolz." So stolz wie auf den Gewinn des "Goldenen Mikrofons" 2007 und der Närrischen Hitparade im Jahr 2012.

Persönlich hört er sich das Lied "Halleluja" von Brings seit Jahren immer wieder gerne an. Seine Lieblingshits der laufenden Session aus fremder Feder sind "Wolkeplatz" von "Miljö", "Kumm Mädche danz" von der Band "Paveier" und "Besoffe för Glück" von "Brings". Die Top-Hits der "Fetzer" momentan sind seiner Ansicht nach "Hausboot", das 2016 ins Repertoire kam, "Liebe kleine Funkemarie" aus dem Jahr zuvor und die Ode an die Landeshauptstadt: "Dat is ming Stadt (Düsseldorf am Rhing)". Auch wenn diese Ballade selbst in Düsseldorf noch nicht jeder Karnevalist sofort mitsingen kann.

Rosenmontag hat Meffert frei, danach ist er wieder der Kommissar vom Staatsschutz beim Polizeipräsidium Düsseldorf, zu dem er vor einem Jahr aus Neuss wechselte. "Ein Traumjob", sagt Meffert, der sich in diesem Jahr noch einen weiteren Traum erfüllen will. Er heiratet.

(-nau)
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