Radevormwald 125 Jahre Schuhhaus Habermann

Radevormwald · Fritz Habermann eröffnete mit seiner Frau Ulla zum 1. Oktober 1892 sein Schuhgeschäft an der Kaiserstraße 48. Rainer Habermann feiert jetzt, immer noch im alten Haus, Jubiläum. Er ist wohl die letzte der vier Generationen.

 Am 1. Oktober 1892 eröffnete Fritz Habermann mit seiner Frau Ulla das Schuhgeschäft an der Kaiserstraße 48. Dieses Foto zeigt den traditionsreichen Laden im Jahr 1925. Heute feiern die Inhaber das 125-jährige Bestehen.

Am 1. Oktober 1892 eröffnete Fritz Habermann mit seiner Frau Ulla das Schuhgeschäft an der Kaiserstraße 48. Dieses Foto zeigt den traditionsreichen Laden im Jahr 1925. Heute feiern die Inhaber das 125-jährige Bestehen.

Foto: Habermann

Große Füße, kleine Füße, Füße mit Ballen oder breite Füße. Ulla und Rainer Habermann haben meistens eine Lösung: Sie verkaufen seit Jahrzehnten "Fußbekleidung" an der Ecke Kaiserstraße/Lindenstraße. Rainer Habermann ist vor genau 50 Jahren nach der Höheren Handelsschule zum 1. November 1967 in den Beruf des Schuhverkäufers eingestiegen. "Ich habe in Solingen gelernt, dann in Köln gearbeitet, die Schuhfachschule in Pirmasens besucht und bin dann nach der Bundeswehr hier eingestiegen", sagt der 68-Jährige.

Er sei damals als einziger Sohn als vierte Generation ins Geschäft reingewachsen. "Ich gehe gerne mit Menschen um", sagt er und ergänzt, "man lernt immer wieder neue Leute kennen." Ein Stammkundengeschäft gibt es heute allerdings seltener als früher. Auch Schuhe werden heute eher spontan gekauft - besonders, wenn im Sommer das Wetter schön wird (Sandalen) und im Winter Schnee fällt (feste Schuhe). Früher wurde eher nach Saison gekauft. Dabei spüren auch Habermanns den Kundendrang "nach außen". "Männer kaufen nicht gerne ein", weiß Ulla Habermann, "wenn die Frau ihn einmal in eine andere Stadt mitgenommen hat, dann wird dort direkt das komplette Programm eingekauft. Dazu gehören dann eben auch die Schuhe."

 Ulla und Rainer Habermann leiten das Schuhgeschäft.

Ulla und Rainer Habermann leiten das Schuhgeschäft.

Foto: Jürgen Moll

Aber auch das gibt es: Wanderer oder Radfahrer erlebnen auf ihrer Tour am Wochenende in Rade und kommen dann montags oder dienstags in den Laden. "Meistens, um Wanderschuhe zu kaufen", sagen Habermanns. Auch Remscheid-Lennep und -Lüttringhausen gehören zum Einzugsgebiet - anders als Halver oder Hückeswagen, wo es eigene Schuhhäuser gibt.

Besonders zu Weihnachten oder an Urlaubstagen aber kommen noch Kunden, die wieder in Rade sind und sich noch an das Karussell aus ihrer Kindheit erinnern, das sich 54 Jahre lang im Geschäft drehte. Vor zehn Jahren aber hat es im Heimatmuseum seinen Platz gefunden.

Kinderschuhe haben Habermanns nicht mehr im Angebot, weil sich das nicht lohnt. "Für Kinder darf es bei vielen nichts mehr kosten", erklärt Ulla Habermann. Da ließen zuletzt viele Kunden die Füße der Kinder messen, sich dann beraten und erklärten schließlich, sie wollten es sich überlegen - und kauften dann im Internet. Lediglich in Wermelskirchen-Dabringhausen gibt es heute noch ein Spezialgeschäft für Kinderschuhe. Ähnliche Erfahrungen haben andere Inhaber auch gemacht, berichtet Rainer Habermann von der Einkaufsgemeinschaft, der er angeschlossen ist.

Verändert haben sich im Laufe der Jahrzehnte die Größen: War früher 46 das obere Ende, ist es heute die Nummer 48, weil die Leute immer größer werden. Und: Das Geschäft wandelt sich weiter. Heute gibt es in Rade noch Habermann, das Schuhhaus Lüttgenau einige Meter entfernt und einen Billiganbieter. Früher gab es zahlreiche Konkurrenten. Dabei hat Rainer Habermann lange eine Schuhgeschäft-Kombination gefahren: 15 Jahre gab es eine Filiale in Schwelm, die Ulla Habermann leitete, und 25 Jahre die ABC-Filiale unter Habermanns Leitung.

Zum Service gehört weiter die Annahme von Schuhen, die von einem Schuhmacher aus einer Nachbarstadt repariert werden. "Die Wegwerfzeit scheint sich umzukehren, oft werden heute sogar preiswertere Schuhe repariert, weil sie bequem sind", sagt Rainer Habermann.

Jetzt wollen die beiden Rentner mit drei langjährigen Teilzeitangestellten so lange weitermachen, wie sie Spaß haben, es gesundheitlich können und das Geschäft läuft. "Wenn ich gefragt werde, sage ich immer ,zehn Jahre machen wir noch'".

Ob es dann weitergeht, weiß keiner. Sohn und Tochter sind in anderen Jobs aktiv, da blieben nur die Enkel - und die sind noch jung.

(RP)
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