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Remscheid Mathematiker lieben die Primzahl 13

Remscheid · Thomas Giebisch unterrichtet Musik und Mathematik. Mit der Zahl, die Abergläubische fürchten, verbindet der Direktor des Leibniz-Gymnasiums spannende Zahlenreihen, mathematische Gesetze und seine Lieblings-Sinfonie: Schostakowitschs' 13.

 Thomas Giebisch sammelt leidenschaftlich Figuren aus Ü-Eiern. Bei dem Bären auf dem Seitpferd kam er auf 12 Exemplare, das 13. tanzt aus der Reihe.

Thomas Giebisch sammelt leidenschaftlich Figuren aus Ü-Eiern. Bei dem Bären auf dem Seitpferd kam er auf 12 Exemplare, das 13. tanzt aus der Reihe.

Foto: moll

Die Zahl 13 lässt das Herz von Thomas Giebisch höher schlagen. In zweifacher Hinsicht: Als Lehrer für Musik und Mathematik verbindet er aus beiden fachlichen Perspektiven eher Positives mit dieser Ziffer. "Die 13 — das ist eine spannende Zahl", sagt er fast schwärmerisch. Man kann sich leicht ausmalen, dass der Direktor des Leibniz-Gymnasiums seine Schüler mit seiner Begeisterung für die Mathematik ansteckt.

Doch zunächst zum Musikfreund: Zu Giebischs Lieblingswerken der Musikgeschichte zählt die 13. Sinfonie "Babi Jar" von Dmitri Schostakowitsch. "Ein unglaublich schwieriges Thema greift er darin auf, er beschreibt ergreifend das Leiden", erzählt Giebisch. Auch mit Beethovens Opus 13, der Klaviersonate Pathetique, verbindet er schöne Hörerlebnisse. "Ansonsten taucht die 13 in der Musik kaum auf, weder in Noten noch Takten", sagt er. Die chromatische Tonleiter umfasse nun mal zwölf Töne. Selbst in Johann Sebastian Bachs Zahlensymbolik spiele sie keine Rolle. Bach habe seinen Namen in einigen Werken verewigt, indem er die Noten B, A, C und H verarbeitete, also die zweite, erste, dritte und achte Note — "macht 14", rechnet Giebisch nach.

Spricht man jedoch den Mathematiker Giebisch an, sagt er sofort: "Die 13 ist eine Primzahl — daraus ist Mathematik gemacht, daraus kann man alles herleiten." Beispielsweise die Primfaktorzerlegung.

Wenn er Schülern das Wesen der Primzahlen näher bringen möchte, lässt er sie sich in gleich große Gruppen aufstellen. Das lockert den Unterricht auf, macht Zahlen begreifbar: 18 Schüler — das geht beispielsweise in drei Sechsergruppen. Die lassen sich noch mal auf sechs Dreiergruppen verkleinern. Doch was ist, wenn sich 26 Schüler in zwei Gruppen aufteilen? Ganz klar: "Die 13 ist nicht zerlegbar."

Außerdem tauche die 13 in der sogenannten Fibonacci-Reihe auf, also in einer Folge von Zahlen, bei der sich die jeweils folgende Zahl durch Addition ihrer beiden vorherigen Zahlen ergibt: 0 plus 1 gleich 1, 1 plus 2 sind 3, 2 plus 3 sind 5, 3 plus 5 sind 8, 5 plus 8 sind 13 und so weiter. Im Bildaufbau von Kunstwerken und in Proportionen taucht diese magische Reihe auf — und damit auch die 13. "Diese Zahlenfolge spielt auch eine große Rolle in der Natur", weiß Giebisch. So weisen Pflanzen in der Anordnung ihrer Blätter und anderer Teile — wie das Innere der Sonnenblume — Spiralen auf, deren Anzahl den Fibonacci-Zahlen entspricht. Es lassen sich logarithmische Funktionen ableiten und, und, und. Selbst wer mit der Mathematik auf Kriegsfuß steht, hört ihm gerne zu.

Doch damit nicht genug. Sehr anschaulich erklärt Thomas Giebisch anhand eines rasch skizzierten Dreiecks, dass die 13 auch im pythagoreischen Zahlentripel auftaucht. So dürften auch Kinder, die das Fach eher fürchten, mathematische Regeln und Formeln verstehen.

Verbindet jemand im Schulalltag die 13 mit Pech? "Kaum, nur wenn ich Arbeiten am Freitag, den 13. schreiben lasse, gibt es manchmal Proteste", sagt Thomas Giebisch und lacht augenzwinkernd. Und was ihm ganz nebenbei auffällt: Der 13. Jahrgang ist ab dem nächsten Schuljahr an Remscheider Gymnasien passé. 2013 sieht Giebisch ganz gelassen.

(RP/rl)
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