Remscheid Snehotta: Bilder im Kopf bringen Kraft für Erfolg

Remscheid · Extremsportler Michael Snehotta erzählt sein Lebensschicksal vor der Kreishandwerkerschaft. Ein Motivationstraining.

 Extremsportler Michael Snehotta.

Extremsportler Michael Snehotta.

Foto: Nico Hertgen

Die größten Momente im Leben bringen die Freude, gesteckte Ziele zu erreichen, sagt der Extremsportler und Motivationsexperte Michael Snehotta. Und je höher die Ziele sind, desto größer das Glücksempfinden.

Er zeigte in einem zweistündigen Vortrag bei der Kreishandwerkerschaft Remscheid und mit Unterstützung der Innungskrankenkasse IKK classic anhand seines eigenes Lebens, dass dieser Grundsatz nicht nur für ihn persönlich gilt, sondern auch für alle anderen. Sein Vortrag war authentisch und motivierend. Am Ende gab es keinen im Saal des Hauses des Handwerks, der sich nicht beeindruckt zeigte.

Die Lebensgeschichte des 42-Jährigen - verheiratet, zwei Kinder - konnte zu Tränen rühren: Bis zum 14. Lebensjahr in einer gewalttätigen Familie aufgewachsen, dann von der Mutter in eine weit entfernte Bäckerlehre gesteckt, dort weiter verprügelt, nach Gesellenabschluss anderthalb Jahre in Berlin auf der Straße mit Alkohol und Drogen gelebt, von der Bundeswehr eingezogen, weiter gesoffen, härtester Militäreinsatz in Bosnien und im Kosovo. Dort überfiel es ihn wie ein Blitz: "Wenn du so weiter machst, wirst du wie dein Vater - ein Alkoholiker und Schläger."

Von heute auf morgen gab er Rauchen und Alkohol auf und suchte sich ein sportliches Ziel: das Laufen - von den Säufern zu den Läufern. Früher hatten Mutter, Bäckermeister und Bundeswehr sein Leben bestimmt, jetzt übernahm er eigene Verantwortung. Er verließ die Bundeswehr, wurde Altenpfleger und lief jede Woche von und zur Arbeit rund 500 Kilometer - Tag und Nacht.

Sein Ziel: ein Marathon. Im ersten Jahr als Altenpfleger waren es drei Marathons, im nächsten Jahr 56. Um aber vorne mitzumischen, war er zu langsam. Seine Stärke war und ist der Extremsport - in acht Tagen acht Marathons, dann 242 Kilometer durch die Wüste beim "Marathon des Sables".

Schließlich wurde er Extremsport-Profi und verdiente damit sein Geld. 2008 der Schock: Hautkrebs der schlimmsten Sorte im Gesicht. Bereits die inneren Knochen total vom Krebs "weggefressen". Nur ein Arzt erklärte sich bereit, die noch nie durchgeführte Operation mit einer Überlebenschance von 50 Prozent durchzuführen. Sie gelang. Snehotta verzichtete auf Chemotherapie und arbeitete mit Mentaltrainern. 332 Tage nach der Operation bewältigte er 260 Kilometer Dschungellauf quer durch Brasiliens Regenwald.

Snehotta zeigt sich nach diesen Erfahrungen überzeugt: Ihm halfen die Bilder im Kopf, die seine Ziele repräsentierten und die er sich als Glaubenssätze ins Gehirn meißelte: Ich werde den Krebs besiegen, ich werde wieder laufen können. Inzwischen lief er 660 Kilometer quer durch Australien, das "Black Ice Race" im Winter durch Sibirien und 200 Kilometer mit 18.000 Höhenmetern in sechs Tagen in Bhutan.

Seine Botschaft für die Kreishandwerkerschaft lautete: Raus aus der Komfortzone, die Visualisierung der persönlichen Ziele bringt auch die Kraft, sie zu erreichen.

(RP)
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